Montag, 28. Juli 2014
Peter auf der Grenzlinie
peterbase, 20:36h
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------ Geteiltes Leid ist halbes Leid.
---- Oder verdoppelt sich das Leid, weil man andere mitleiden lässt?
--Ich hab das nie so richtig verstanden!
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Textabkürzung
Der Text ist lange weil das Problem kompliziert ist!
Aber der Text ist auch variabel. Man kann einfach hinein schmökern und sich dabei folgende drei Fragen stellen:
- Würden Sie das Leben unter keinen Umständen mit Peter tauschen?
- Führt Peter ein kompliziertes Leben, bzw. eine unmögliche Existenz?
- Sollte Peter in welcher Form auch immer Unterstützung erhalten?
- Hat Peter genug gelitten?
Mit viermal 'Ja!' kann man sofort zum letzten Abschnitt blättern!
Aber wenn man schon um Hilfe bittet, dann sollte man auch ein annähernd vollständiges Bild zeichnen, was in Peters Fall eine 50 Seitige Erörterung bedeutet :)
Teilen!
Bevor ich beginne, will ich betonen: Zum Gelingen dieses Projektes ist es notwendig die Geschichte im eigenen Netzwerk zu teilen!
Ich alleine habe nicht die Reichweite und ich bitte inständig, dass Sie mir vor allem diesen Gefallen tun. Danke!
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Inhaltsverzeichnis
Textabkürzung
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[] Vorwort
[] Peter auf der Grenzlinie
Die vier Säulen
......Die ersten Jahre. Der Aussichtslose.
. Textstottern
. Die zweiten Jahre. El Normalo.
. Erwartungen pulverisiert
......Steiler Absturz - Der Verunmenschlichte.
. Antreten!
. Weiter geht die Pflichterfüllung
. Neustart ins soziale Trauma
. Der totale Kontrollverlust
. Krankheit als Leidenslehre!
. Zwangsausbildung zum Menschenkenner
. Perspektive: unmenschlich Vegetieren
. Problem Pflichterfüllung?
......Senkrechter Aufstieg - Der Leistungsmensch.
Legasthenie
Studienbeginn
Leistungssport
Auslandserfahrung
......Die Umkehr - Der Mann mit der gelben Maske.
. Stillhalten, die Mitte finden und weitermachen!
. Nebenwirkungen
. Dennoch! Am weg Trainieren! - Der Abenteurer
......Ausgedehnter Abstieg - The Indifferent.
. Hohe Ziele
. Unsichtbar Krank
. Die Karotte am Stock
. Der Todesvertrag
. Die chinesische Folter
. Künstlicher Takt
. Stress und Stressvermeiden
. Das Reh und der Scheinwerfer
. Teufelskreis im Jahresrhythmus
. Vorschau
......Kapitulation rekapituliert – Balance in 7 Akten
[] Ergänzend: psychosoziale Aspekte
. Wichtig !!! Für Freunde und Bekannte
. Beschützende Lüge
. No Pitty
. Ansichtssache
. Scham und Schuld
. Kontrollverhältnis 20-80!
. Genetische Schuld
. Die Beziehungskiste
. Familie
. Sport
. Persönlichkeitswechsel
[] Ergänzend: sozioökonomische Aspekte
......Armut und Auswege
. Die Panik vor der abgelaufenen Milch
. Rottophobie
. Armutshässlichkeit
. Proaktiv
. Erkältungstee
. Soziale Inklusion
. Implizit asozial
. Der kalte Händedruck zum Geburtstag
. Depression ausgehen
. Depression austrinken
. Depression ausschwingen
. Depression ausschwitzen
. Depression ausreisen
......Arbeit
. Die Würde
. Verlässlichkeit
. Arbeitsfähigkeit
. Ehrlich motiviert
. Die fehlende Zwangsstörung
. Faul
......Existenzverlust
. Erneuter Verlust des Weges
. Schuldenabbau
. Obdachlos
......Träume, Luxus, Ziele
. Sparen?
. Projekt 'Schneelos'
. Projekt: 'Drehendes Rad'
. Das Ende – Help a brother out!
. LeidTeilen
. Lastgrenze
. MitTeilen
. Schlusspunkt
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Vorwort
In unserer Gesellschaft wird es zugelassen und es ist auch durchaus erwünscht, dass sich eine Ungleichheiten in unserem Einkommen ergibt. Es ist unsere Art Anreize zu schaffen sich an der Gesellschaft und an der geteilten Arbeitswelt zu beteiligen. Wer fleißiger ist, viel arbeitet und ständig versucht sich weiter zu entwickeln, der hat es auch verdient mehr vom Kuchen zu bekommen. Aber auch diejenigen, die besonders schlau oder talentiert sind, dürfen überdurchschnittlich verdienen, auch wenn es sich dabei um ein (in Teilen) angeborenes Talent handelt.
Auch viele körperlichen Defizite sind angeboren. Durch die ungleichen Voraussetzungen, die einem nicht zur Wahl stehen, ergeben sich auch Ungleichheiten, die sich wiederum in Einkommensunterschieden ausdrücken können. Dass das fair ist, lehnen zwar viele ab, ist aber für mich eine akzeptable Form wie wir als Gesellschaft belohnen und verteilen.
Was aber wenn diese angeborenen Zerbrechlichkeit in die Armut führt?
Ist das dann auch verdient?
Durch eine chronischen Erkrankung des Immunsystems hatte Peter 2 der letzten 12 Jahren in denen er sich an einer stabilen Gesundheit erfreuen durfte. Seit drei Jahren bekommt er eine Therapie, die die Symptome der Krankheit unterdrückt, sie somit sozial Verträglich macht, aber gleichzeitig die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Er kommt deshalb gerade von der Bahn ab.
Deshalb bittet er um Einfühlungsvermögen und Hilfe!
.. . . . . . . Es handelt sich um eine Leidenserklärung!
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Peter auf der Grenzlinie
Die vier Säulen
Stabilität kann im Grunde auf vier Säulen reduziert werden:
- physische Robustheit
- psychischer Stärke
- sozialer Bindungen
- finanzielle Sicherheit
Peters Lebensgeschichte ist ein Balanceakt.
Beim lesen seines Lebensweges, sollte man sich vor Augen führen, welche dieser Säulen ihn gerade stabilisieren. Man wird sehen, dass Peter mit vier Säulen das Leben so richtig Lebenswert findet, dass drei Säulen intakt sein müssen um es überhaupt ein Leben nennen zu können. Wenn nur zwei intakt sind, dann kann man das über eine kurze Zeit hinweg ausballancieren, was viel Kraft kostet aber möglich ist. Steht man nur auf einer, dann ist man verdammt zu fallen!
. . . . . .Die ersten Jahre. Der Aussichtslose.. . . . . .
In einem mittelgroßen österreichischen Bergdorf kam Peter als viertes von sechs Kindern zur Welt. Schon früh sah man seine körperliche Gebrechlichkeit und da das, was sich in den romantisierten Zeiten gesund gestorben hat, viel länger überlebt, war er oft in seiner Kindheit krank. Seine chronische Immun- und Hauterkrankung ist weit verbreitet, aber bei kaum jemanden zeigten sich so starke Symptome wie bei ihm. Im Zuge dieser Erkrankung hatte er auch ein Hartnäckiges Asthma, welches in Kombination mit den zahlreichen Allergien, die die Krankheit nach sich zeiht, jeden Ausflug ins grüne zur Qual werden ließen. Auch wenn er mal mit einer Gruppe auf einem Ausflug ging und in eher unhygienischen Verhältnissen übernachtete, wurde er von der Atemlosigkeit geplagt. Alles war einfach nicht so richtig zu genießen und immer kam irgendwas, wo er ganz anders wie die anderen war und das versteht man als Kind einfach nicht.
Außerdem schien er nicht sonderlich hell zu sein. Er brachte nur mittelmäßig bis schlechte Noten nachhause, hatte keine besonderen Talente, aber speziell in Deutsch erwies er sich unfähig dreimal hintereinander dasselbe Wort richtig zu schreiben.
Textstottern
Seine tägliche Routine war es, auf den Lehrer erschöpft zu wirken und auf keinen Fall Blickkontakt zu suchen. Am besten macht man das, wenn man auf den Boden schaut. Angestrengt ins Heft und auf den Boden muss man schauen, sonst signalisiert man, dass man laut vorlesen will. Das Fenster ist auch geeignet, man darf aber nicht zu lange aus dem Fenster sehen, sonst wird man vom Tagträumen, mit der Aufforderung laut vorzulesen, erweckt.
Man muss sich so leblos wie möglich präsentieren, weil jeder Ausbruch von Leben ein Zeichen dafür ist, dass man sei heute besonders motiviert. Dann muss man natürlich auch gleich die Lebhaftigkeit ausnützen bzw. austreiben und wird vom Lehrer zum laut vorlesen aufgefordert. Die Lebhaftigkeit ist sofort wieder weg. Das war eines der sichersten Mittel! Weil wenn er den kurzen Absatz zu ende gestottert hatte und sich die Schulkollegen und Freunde mit Scham von einem abwandten, konnte der Lehrer noch immer seine Überlegenheit zeigen indem er einem vor der Klasse mündlich ein Urteil über seine gerade dargebotene Leistung ausspricht. Er war immer Enttäuscht. Seine mahnenden Worte verfolgten einen bis in die Träume, egal ob Tag oder Nacht.
Wenn man ein Talent finden will, war es sicher jenes, seine Eltern zur Verzweiflung zu treiben!
Durch diese ganzen Probleme ergaben sich viele Irritationen und die Fragen, die er stellte wurden von seinen Eltern nur mit „Demut“, „sich hinten anstellen“ und „Gott“ beantwortet, also hörte er einfach zu fragen auf und träumte sich mit dem Blick gen Boden durch die jungen Jahre.
. . . . . .Die zweiten Jahre. El Normalo.. . . . . .
Aber wie sie so oft aufwachsen, konnte er sich ab 12 körperlich erholen und fand über den Mannschaftssport zu einem sehr gesunden Konkurrenzdenken. Es war für Peter eine Erfüllung sich körperlich zu verausgaben und da, nach einer Zeit, auch sein Asthma beseitigt schien, erfreute er sich daran täglich den Pulsschlag zum Rasen zu bringen und das Blut mit Sauerstoff zu füllen. Seinen Verbesserungsfanatismus nahm er aus dieser Zeit. Er sah, dass noch so viele möglich ist, auch wenn einen schon alle abgeschrieben haben.
Die chronische Krankheit war nicht weg aber sie spielte über sieben Jahre keine Rolle. Natürlich waren öfter Kratzer an seinem Körper zu sehen, die ihn in Verlegenheit brachten. Er erzählte mir einmal wie er sich vor den Mädels verstecken wollte, die im beim Fußballspielen zusahen, er konnte mit den Stutzen nicht seine blutenden Kniekehlen verdecken. Das war doch sehr unangenehm!
Aber er dachte, er könne sich da schon heraus schälen und einfach eine tolle Type werden. An Problemen wächst man ja auch und sie vertiefen den Charakter. Er war fest davon überzeugt, dass eine schwere Lebenslage auch als Antrieb dienen kann. Also werden Probleme nicht vermieden, sondern analysiert und frontal angegangen. Einfach stark werden! Mit viel Arbeit und Selbstvertrauen wird das schon! Er wusste, dass er das kann!
Erwartungen pulverisiert
Mit dem Berufseinstieg veränderte sich nochmal so einiges. Zuerst schien es, als seien beide Hände aus der linken Seite entsprungen, aber mit 16 wächst sich das noch zusammen und ein Jahr später wusste er was er kann.
Die Überraschung schlechthin war aber die herbei gefürchtete Berufsschule! Zu beginn konnte er es selbst kaum glauben, aber nur technisch fokussiert, funktionierte das Lernen plötzlich frustlos. Weil er ja eine Type werden wollte setzte er sich mit diesen schulischen Erfolgen neue Ausbildungsziele. Einen echten Plan hatte er noch nicht und dachte sich, dass würde sich am Weg ergeben, der, wie jeder weiß, sowieso das Ziel ist.
Außerdem hatte er viele Freunde und mochte sie alle sehr gerne. Zum ersten mal erlebte er was das Wort Heimat bedeutet. In seinem Elternhaus konnte er nie von so einem Gefühl sprechen, da gab es allgemein zu viele Probleme und Irritationen. Aber das ist ja bei vielen so und soll hier nicht unbedingt das Thema sein.
Im großen und Ganzen war es trotz der Probleme eine schönen Zeit!
Die Geschichte wäre keine solche, wenn sie hier enden würde.
Ich schicke eine Warnung voraus:
. . . Die folgenden Textbilder sind für Kinder ungeeignet. . .
Habt ihr sie schon raus geschickt? Gut!
. . . . . .Steiler Absturz - Der Verunmenschlichte. . . . . . .
Antreten!
Peter kam, stark wie er war und umringt von einer Schar von Freunden, zur Militärselektion. „Nein, es ist keines!“ antwortete er auf die Frage ob die Hauterkrankung ein Problem darstellen könnte. Ein Stempel schrieb „Tauglich“ und keiner war überrascht.
Er wurde gleich nachdem er eingezogen wurde einmal so richtig Krank. Passiert! „Ist doch besser zu ruhen als mit dem Gewehr irgendwo in der Kälte und im Schnee Krieg herum zu spielen.“ dachte er sich.
Aber mit dieser Krankheit wurden seine Mandeln beschädigt und die Haut bekam auch einiges ab. Aber Peter machte weiter, bewahrte seinen Humor. Der Frühling zog ein und er merkte wie plötzlich seine Allergien intensiver wurden. „Auch kein Proben“, gedacht. Danach bekam er immer wieder sehr schlimme Ausschläge an den Füßen, die sich immer weiter ausbreiteten. Aber auch da war es so, dass der Sommer ja das meiste korrigiert also noch immer kein Problem. Es wurde dann wirklich wieder einigermaßen stabil. Aber er merkte schon, dass das Regenerieren selbst sehr an den Kräften zehren kann. Da gab es noch so einige Episoden die ich auslasse, aber es sollte doch ersichtlich sein, wie es ihm in dieser Zeit erging.
Weiter geht die Pflichterfüllung
Jedenfalls ist er gegen Herbst von den stickigen Schuhen befreit worden und heuerte wieder bei seiner alten Firma an. Der Chef ging auch aktiv auf ihn zu, weil er wusste, dass er viel kann. Eine zuverlässige Arbeitskraft braucht man immer und es war viel zu tun.
Peter übernahm den Störungsdienst und musste nebenbei noch einige Baustellen leiten. Es war ein mittlerer technischer Installationsbetrieb und Überstunden waren an der Tagesordnung.
Wenn Peter heute davon berichtet sagt er, dass er nur Ziegelstaub geatmet und sich mit Telwolle bekleidet hat. Als Hautcreme verwendete er abgestandenen Gummiabrieb vermengt mit Öl, welches über Jahrzehnte gereift in den höheren Regionen der Industriehallen nur den ganz Privilegierten zugänglich ist. Dass er meistens über 10 Stunden am Tag arbeitete war aber keine Übertreibung. Er musste ja die Schulden vom seiner Militärzeit abbauen.
Es war eine stressige Zeit! Gepaart mit den harten Wintermonaten kam der vom Militär mitgeschleppte Fußausschlag wieder und breitete sich immer weiter aus. Die Haut wurde wieder sehr schlecht. Wirklich schlecht! Er musste des Öfteren in Krankenstand gehen und lag auch manchmal im Krankenhaus. Er konnte diese Entwicklung selbst kaum glauben, blieb aber immer Realist und musste in einer eher sentimentalen Stimmung seinen enttäuschten Chef die Kündigung überreichen. Es ging ganz einfach nicht mehr!
Neustart ins soziale Trauma
Aber wo ein Wille ist, da ergibt sich ein Plan. Und in einem reichen Staat wie Österreich findet man zum Glück Möglichkeiten sich selbst herauszuziehen und dabei unterstützt zu werden.
Körperlich angeschlagen war er ständig erschöpft von den vielen Wunden. Auch seine Schlagfertigkeit lies nach. Ist ja denke ich klar, wenn man ständig damit beschäftigt ist Wunden ausheilen zu lassen und außerdem mit der Scham und der Hilflosigkeit zu tun bekommt, weil man das Gefühl bekommt, dass man die Kontrolle über seinen Körper verliert. Das kann man nicht so einfach abstreifen.
'Gute Freunde helfen einem über schwere Situationen hinweg.' Es waren diese Tage in denen er lernte, dass das nur eine so dahingesagte Weisheit ist, die jeder in guten Zeiten vor sich herträgt um sie in schlechten zu vergessen. Ein Positives Selbstbild ist ja wichtig, aber schlussendlich hat diese 'Weisheit' keinerlei Substanz.
Die Heimat, die er in den Freunden sah, verlor er, weil der Verlust seiner Schlagfertigkeit und Leistungsfähigkeit ruft nun mal Irritationen hervor. Und manche gehen damit so um, dass sie diffamieren und auf jemanden eintreten der schon am Boden liegt. Oder anders gesagt: Sie entfernen das Kranke aus ihrem Leben.
Das war eine eher weniger schöne Erfahrung! Aber die beiden besseren Freunde bleiben ja. Das ist aber auch zu wenig um da vertrauen nicht zu verlieren. Die Demütigung werden zu Gerüchten und wenn man zu schwach ist dagegen anzukämpfen, muss man sich aufgrund des Gesichtsverlusts zurückziehen. Aber es gibt noch viele Leute auf der Welt und er war doch sehr positiv gestimmt, dass er wieder viele Freunde finden wird. Trotzdem blieb die Erfahrung immer präsent.
In der Zeit der Abschule fand er solche Freunde auch. Das Gefühl, eine neue Heimat gefunden zu haben, ergab sich nie. Aber es waren gute Freunde, die diesen in Selbsthass fundierten Herabsetzungstrieb nicht zeigten.
Leider lief aber mit der Krankheit etwas ganz schief. Peter wurde mit 20 immer instabiler.
Der totale Kontrollverlust
Der erste Winter in der Abendschule brachte einen noch nie dagewesenen Krankheitsschub mit sich. Er hatte zum ersten mal Wunden über den gesamten Körper.
Der nächste Sommer brachte auch keine vollständige Heilung mehr.
Der nächste Winter wurde zur Qual! Er konnte kaum noch Konzentration fassen. Die Wunden am gesamten Körper wurden zum Dauerzustand und triviale Dinge wie die tägliche Dusche wurden von kaum auszuhaltenden Schmerzen begleitet.
Darauf folgt eine Wiederholung des Sommers und ein nochmal schlimmerer Winter.
Und derselbe Zyklus wiederholte sich nochmal!
Peter war bereits 24 als er des öfteren in Einsamkeit und Schwäche diese tiefe Traurigkeit spürte, weil er keinen Ausweg sah.
In solchen Zeiten muss man sich die Tränen gut einteilen, nicht nur weil sie über ein verwundetes und geschwollenes Gesicht noch mehr schmerzen, sondern auch, weil man gegen diese Tristesse kämpfen und positiv bleiben muss. Diese Trauer hat viele Tiefen und man darf sich einfach nicht zu sehr daran gewöhnen, da man gut und gerne von ihr vereinnahmt werden kann.
Diese vier Jahren kann man nicht in einem Absatz erklären. Wir haben versucht das auf verschiedene Arten auszudrücken, aber man stößt schnell an Wortgrenzen. Die Sprache ist einfach limitiert und ein paar Sätze scheinen etwas anzudeuten aber trotzdem das entscheidende bleibt ungesagt.
Krankheit als Leidenslehre!
Für Peter war das eine zerschmetternde Erfahrung. Während andere in den Mittzwanzigern in Beziehungen zu Leiden aber auch zu Lieben lernen, beschränken sich seine Beziehungserfahrungen auf die mit dem Gesundheitssystem. Über lange Phasen musste er jede Woche zum Facharzt, weil wieder irgendwas anderes aufkam. Andere müssen sich in dieser Zeit in Sicherheit und Stabilität üben, Peter konnte immer mit der Zuwendung zur Absurdität des Lebens einen gewissen humoristischen Antrieb finden. Stabilität war nicht vorhanden und sein Leben absurd!
Kortison schmieren, schlucken und manchmal auch intravenös. 'Der Körper wird’s schon aushalten!'
An manchen Tagen vor allem wenn er den Kopf vor Schmerzen nicht bewegen konnte und die Augen zugeschwollen waren schlug das Herz auch mal schneller und er dachte: „Eigentlich könnte es ja bald vorbei sein.“ und fragte sich selbst des öfteren „Wie lange kann das der Körper noch aushalten?“
Aber weiter geht’s! Schulisch gelang alles problemlos, da er ja viel mehr Zeit zur Verfügung hatte, als alle anderen in seiner Klasse, die nebenbei noch arbeiten gehen mussten. Außerdem wurde er nicht von Freunden vom lernen abgehalten, da er ja kaum noch welche hatte. Er bildete sich auch in vielen anderen Bereichen weiter und wurde richtiggehend zum Buchmenschen. Trotz seiner offensichtlichen Leseprobleme!
. . Ausgehen war nicht Auszuhalten!
. . . .Neue Leute kennenlernen war eine Seltenheit!
. . . . . .Frauen kennen lernen: Selbsterklärend!
Zwangsausbildung zum Menschenkenner
Peter lernte, dass man so gut wie keinen Fremden in die Augen schauen kann, weil andere Menschen wie Spiegel für uns sind. Er lernt weiter, dass man andere in Panik versetzen kann, weil sie einem ja nur helfen und heilen wollen, aber sie sind genauso machtlos wie man selbst und sind nicht in der Lage zu helfen und zu heilen. Er lernte auch, dass man noch immer in so einer hilf- und aussichtslosen Situation positiv blieben muss. Nicht nur für sich selbst, sondern auch um die Verzweiflung der Mitmenschen in Zaum zu halten.
Kurz: er lernt wie Krankheit nicht nur den eigenen Körper und Geist vernarbt, auch jeder andere rund um einen leidet und wird in den Wahnsinn getrieben!
Man lernt die Blicke schöner Frauen kenne, die reflexartig von der glänzenden Gesichtscreme abgleiten und plötzlich eine interessante Struktur am Boden, an einer Hausmauer oder im blauen Himmel entdecken und wie gebannt dorthin starren. Er selbst bemerkt diese interessante Struktur zur selben Zeit, aber nur am Boden. „Das ist ja auch eine Art von Blickkontakt.“, dachte er.
In solchen Momenten erinnerte er sich plötzlich wieder an die Schulzeit. Er hat den Boden wiederentdeckt sozusagen!
Perspektive: unmenschlich Vegetieren
Die Abendschule war fast abgeschlossen und Peter hatte die Perspektive um Pension anzusuchen und ein grausames aber anspruchsloses Dahinvegetieren sein Leben nennen zu dürfen.
Er konnte sich kaum konzentrieren, weil der Wechsel von schweren Wunden zu schweren und schmerzvollen Wunden, einen doch psychisch vereinnahmt. Überfordert ist eigentlich das richtige Wort!
In der Abendschule bekam er ein Stipendium, dass nicht nur zum Überleben sondern zum Leben reichte und seine mit der Krankheit erhöhten Lebenskosten gut abdeckte. Die Pension würde ihn aber wahrscheinlich vollkommen unterfinanzierten!
Aber wie soll man sich mit solchen Problemen den sogenannten 'ernst des Lebens' widmen, wenn man auch ohne zusätzlichen Ernst einer Situation ausgesetzt ist, welche keine Schönheit und Geborgenheit zulässt. Ernsthaft: Wie soll man das aushalten?
Problem Pflichterfüllung?
Er dachte natürlich viel darüber nach wie er hätte verhindern können in so einen Lage zu geraten. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Peter auf die Frage, ob die Hautkrankheit ein Problem darstellen könnte mit „Ja“ geantwortet hätte und der Stempel in der folge 'Untauglich' geschrieben hätte. In der Zeit begann ja alles!
Oder vielleicht hätte er gleich nach dem Wehrdienst seine Arbeit nicht fortführen dürfen. Er hatte das Gefühl, dass er das nicht mehr aushält. Aber sein Umfeld hatte ihn immer zur Pflichterfüllung gedrängt und das ist auch in einer gewissen Weise verständlich. Nur gingen sie davon aus, dass er gesund ist und immer gesund war und er wehrte sich nicht gegen dieses denken und versuchte zu machen was jeder gesunde macht: Verdienen und Pflichten erfüllen!
Aber all dieses denken ändert im Grunde nichts an der Situation und ist rein hypothetisch.
* * * *Aber glücklicherweise kam alles anders!
Man darf nun die Kinder wieder herein holen!
Es folgt eine inspirierende Erfolgsgeschichte!
Die Hoffnung stirbt also doch zuletzt!
Oder ist sie Wiederauferstanden?* * * *
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Senkrechter Aufstieg - Der Leistungsmensch.
Die moderne Medizin vollbringt so manches Wunder. Weil die Krankheit sein Leben zu zerstören drohte (die Ärzte sahen das auch nur 4 Jahre zu spät!), wurde ihm eine teure aber sehr wirkungsvolle Therapie vorgeschlagen und genehmigt. So etwas bekommt man für diese Krankheit eigentlich nicht, aber sein Fall war speziell!
Der Leidensdruck war zu groß, also überlegte er nicht zweimal!
Die ersten drei Tage nachdem er das Medikament zum ersten mal einnahm, brannte die Haut, wie wenn kleine Flämmchen darunter flackern. Was dann nach ein paar Wochen im Frühling passierte war fantastisch! Peter hatte plötzlich wieder eine stabile Haut! Ein Wunder!
Das war eine Zeit! Man konnte ihn kaum noch halten, er war voller Tatendrang und wollte nicht mehr als die Welt erobern! Da er zu dem Zeitpunkt schon ein wenig aufgespeckt hatte, war seine oberste Priorität seinen Körper wieder einigermaßen in Schuss zu bringen, da der Sport immer als ein Motor seiner Entwicklung diente oder in Peters Worten: „Ohne Sport bin ich nicht zu gebrauchen!“
Legasthenie
Neue Pläne waren auch schnell gefasst! Er erledigte die Matura mit eineinhalb Fingerschnippen und wollte nun sogar studieren gehen! Also lies er sich von Fachleuten überprüfen ob das mit der Lese- und Rechtschreibschwäche auf angeborenen Stumpfsinn zurückzuführen ist oder ob es doch tiefer liegende Gründe gab. Sie stellten eine Legasthenie fest und attestierten ihm in logisch kombinatorischem Denken sogar einen IQ von 130! „So lässt sich konkurrieren!“, dachte er sich und reflektierte nur kurz auf den möglichen Weg, den er hätte gehen können. Wenn das seine Hauptschullehrer schon erkannt hätten. Dann würden sich die Hautprobleme auf ein Minimum beschränken, da er ja nie mit den allergenen Substanzen in Berührung gekommen wäre. Aber das ist alles hypothetisch.
Studienbeginn
Ich war skeptisch, ob er sich da nicht übernehmen wird und ob er nicht doch einen bis drei Gänge zurückschalten soll.
Aber er wollte nicht hören und behielt recht! Das Studium meisterte er spielend und da er niemals ein Einserschüler war, vergrößerte er die Herausforderung um die zu beginn viel zu guten Noten wieder ein wenig seinem Dreier-Anspruch anzunähern. Nach genau einem Jahr hatte er eine Halbmarathonform, war im Studienplan leicht vorne und setzte sich jetzt in den Kopf sich mit Fremdsprachen und Auslandserfahrungen einige nützliche Zusatzqualifikationen anzueignen.
Daran sieht man auch, dass Peter, wenn es geht versuch sich wieder einem normalen Leben anzunähern. Er wollte einfach sein Einkommen irgendwann wieder selbst generieren und mit einer guten Sprachkompetenz lässt sich einfach viel anfangen.
Italienisch wählte er nicht nur zufällig, sondern hatte im Hinterkopf den Plan dem Winter zu entkommen, welcher noch immer ein Symbol für Schmerzen und eine zerstörte Haut war. Aber, so ehrlich muss man auch sein, er wollte eine prägende Zeit erleben. Zur Abwechslung eine hervorragende Zeit!
Leistungssport
Peters körperlicher Heilprozess war einfach unglaublich! Man sah kaum noch die Wunden auf seiner Haut. Er war ziemlich blass aber das war viel besser als das rot gelb was er über die letzten Jahre trug. Und er lief und lief und lief. Bei Antritt seines Auslandsjahres hatte er Marathonform. Sah dementsprechend schlank und durchtrainiert aus. Auch seine Gesichtsknochen bildeten schön langsam etwas, dass man attraktiv nenne könnte. Peter war nicht mehr derselbe! Seine Persönlichkeit veränderte sich einmal mehr. Die Arbeit daran sich zu öffnen und wieder neue Freunde in sein Leben zu lassen verlangte im einiges ab. Aber er hat niemals das Grundvertrauen in die Menschen verloren und fand deshalb wieder wunderbare Menschen. Ausgehen war auch wieder ein Thema. Und die Mädels? Zu dem Zeitpunkt noch nicht! Das war dann doch noch etwas schwieriger.
Auslandserfahrung
In Neapel angekommen dauerte es keine zwei Tage und er fühlte sich in dem zuvor nur unzureichend ausgeprägten Englisch sehr wohl und ein halbes Jahr später war das Italienisch auch schon einigermaßen akzeptabel.
Wirklich wichtig war, dass Peter seine Person nochmal öffnen konnte und dass er lernte auf fremde Menschen wieder unbeschwerter zuzugehen. Er vergaß nie zur Gänze, wie die Blicke der Frauen und die seinen synchron zu Boden glitten, aber er machte Fortschritte und fühlte sich in weiblicher Gesellschaft wieder sehr wohl. Er öffnete sich emotional und begann auch wieder sich zu verlieben. Eigentlich zum ersten Mal so richtig! Das mit 27! Einmal sagte er mir, wie schwierig das war, sich selbst wieder verwundbar zu manchen wenn man schon mal so ein emotionaler Eisblock sein musste, welcher einfach alles abprallen lassen muss um zu überleben. „Diese psychische Bewegung verlangt einen immensen Einsatz.“ ließ er mich wissen.
Und er fand ein zweites mal das Gefühl der Heimat und Geborgenheit und konnte sich täglich intensiv mit seinen nächsten Menschen auseinandersetzen.
Aber aufwärts ist nicht die einzige Richtung eines bewegten Lebens!
Peter hatte die zwei Monate zuvor schon ein paar mittelschwere Entzündungen erlebt, aber alles mit seinen Mitbewohnerinnen humoristisch durchlebt. Irgendetwas konnte aber nicht stimmen. Der Heilprozess dauerte einfach länger als er das gewöhnt war.
Anfang Februar schrieb er in sein abgegriffenes Gedankenbuch: „I'm fucked!“ Ein neues Kapitel war eröffnet!
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Die Umkehr - Der Mann mit der gelben Maske.
In noch immer gebrochenen italienisch erklärte er der Ärztin, dass sie keine Ahnung hat, was das für Auswirkungen haben wird, als sie ihm verweigerte das Medikament weiterhin zu verschreiben. Es wurde irgendwas von Nierenversagen gesprochen, aber wie es in solchen Situationen eben ist: Man hört alles nur in so einem dumpfen Hall.
Dieser Termin war zufällig am selben Freitag, an dem er in eine neue Wohngemeinschaft einzog. Einen halben Tag ohne das Medikament als er beim ersten, von ihm zubereiteten, Abendessen saß, begann sein Gesicht plötzlich zu pochen, sodass er sich nicht wirklich auf das Gespräch einlassen konnte. In der Nacht musste er immer wieder eine Flüssigkeit abwischen, die plötzlich aus der nicht verletzten Gesichtshaut austrat, es war aber kein Schweiß sondern etwas undefinierbares. Am nächsten Tag war das Gesicht rot, geschwollen und durchnässt. Am Tag darauf bildete sich eine dicke Kruste, es war entzündet und gelb.
Seit diesem Tag ist es für ihn das Symbol der 'gelben Maske' mit der er sich im Spiegel plötzlich nicht erkennen konnte. Es ging alles so schnell! Viel zu schnell um nicht zum nächsten Trauma zu werden!
Als Entschuldigung dafür, dass er sich die erste Woche im Zimmer einsperren musste schrieb er auf einen Zettel um Verzeihung betend, dass er krank sei und wie ein Monster aussehe. Mit eineinhalb verklebten Augen musste er sich am Montag den Weg mit den öffentlichen Verkehrsmittel von Krankenhaus zu Krankenhaus suchen. Er sah nur auf den Boden, weil er die Blicke der Passanten einfach nicht ertrug. Und dann quälte er sich mit seinem Italienisch durch die Bürokratie und wollte nur eines; ein anderes Medikament, dass das ganze wieder einigermaßen ins Lot richten kann. Dieser Leidensdruck kann Existenzen zerstören und geht nicht spurlos an einem vorbei!
Einige Wochen und Antibiotikatherapien später kam endlich die Bewilligung für ein lächerlichst teures Medikament. Es war eine dreimonatige Spritze, die mehr als doppelt so viel kostete, als er in dieser Zeit zum Leben braucht. Man teilte ihm mit, dass es in einem Hamster oder einem Hühnerei herangezüchtet wird und dass es ein echtes Risiko auf einen Herzinfarkt und Krebs gibt. Es ist auch noch ein neues Medikament und deshalb mangelt es an Langzeiterfahrungswerten, aber es solle 'besser' sein hat man ihm mitgeteilt. Wenn der Leidensdruck so groß ist, dann nimmt man einfach jedes (!) Risiko auf sich!
An dem Tag an dem er das Medikament bekam, scherzte er schon wieder und sagte seinen Freunden, dass sein Körper jetzt viel wertvoller sei, weil diese lächerlich teure Flüssigkeit nun irgendwo in ihm herumschwimmt. Aber wenn man ein wenig vom Menschen versteht, dann war da eine ordentliche Portion Galgenhumor dabei.
Stillhalten, die Mitte finden und weitermachen!
Schön langsam ging es wieder bergauf. Ein ständig rotes Gesicht zeugte noch von dem, was geschehen war. Wenn man dort Kortison verwendet, wächst sich das nicht so einfach wieder raus. Paradoxerweise!
Peter begann wieder Sport zu treiben. Etwas nachdenklicher. Er hatte viele Alleinphasen und als er sich endlich durchgerungen hat seiner besten Freundin zu sagte, dass er sie liebt, bekam er noch mehr dazu. Aber es bestätigte nur wieder einmal seine These, dass das Kranke einfach unausstehlich ist und so leicht aus dem Leben entfernt werden kann, egal wie tief die Bindungen zuvor waren. Das ist dann doch etwas frustrierend. Peter fragte sich zu der Zeit, wie viele Traumata er schon durchleben musste und kam zu keiner zählbaren und zufriedenstellenden Antwort. Auch weil sie sich ja gegenseitig befruchten und das nächste auf diese Art noch schlimmer erscheinen lassen. Über solche Dinge nachzudenken ist absurd und genau das, was man braucht um das ganze mit Witz zu sehen.
Die Einsamkeit und die ewige Liebesbriefschreiberei begleiteten ihn im Sonnenschein durch den Tag. Viel schönes hat er gesehen. Trotzdem schmeckte alles etwas bitter und die Kraft war nicht mehr dieselbe.
Er wusste aber nicht warum! War es das Medikament und dessen Nebenwirkung? Die drohende ewige Einsamkeit? Das unkontrollierbare Krankheitsbild? Die Länge, Intensität und der Wechsel der Krankheit? Oder eine Kombination aus allem? Wer weiß!
Peter wurde in dieser Zeit immer musischer und wurde immer schwieriger die nötige Konzentration zu fassen um die Fachtexte zu bearbeiten. Auch jeder Abgabetermin wurde immer schwieriger einzuhalten. Was er früher einhändig mit zwei Fingerschnippen erledigen konnte, war plötzlich nur noch mühsam! Er schaffte nicht alles, was er sich vorgenommen hat, aber doch die Minimalanforderungen die an ihn gestellt wurden.
Peter schrieb viel und hörte viel Musik. 'My body is a Cage' von Arcade Fire entwickelte sich zur seiner persönlichen Hymne. Er fasste den Entschluss, dass er selbst ein Instrument lernen will, sobald er wieder in Österreich ist, um vielleicht etwas schönes aus seinem Chaos-Leben zu kreieren.
Nebenwirkungen
Man kann Nebenwirkungen manchmal nicht auf ein Medikament isoliert betrachten. Neben der neuen Therapie – die das Immunsystem stärker drosselt als das Alte, welches aber keine Leistungseinschränkungen nach sich zog - können auch psychische Faktoren nicht ausgeschlossen werden, die ihn plötzlich von seiner eigentlichen Leistungsfähigkeit abhielten.
Irgendwas war faul und es passte ihm gar nicht! Und weil er Probleme immer proaktiv anging, suchte er sich einen Psychologen und bezahlte €50 alle eineinhalb Wochen, damit er mit ihm spricht. Eigentlich war das weit über seinem Budget aber er fühlte, dass er das zu der Zeit einfach brauchte. Es half ein bisschen, aber zu einer echten Antwort kam er nicht! Es fühlte sich alles irgendwie anders an und Peter verstand es nicht!
Dennoch! Am weg Trainieren! - Der Abenteurer
Peter hatte sich zu beginn seines Auslandsjahres eine verrückte Radreise in den Kopf gesetzt. Nachhause soll es gehen. Wo das auch immer sein mag! Aber am Weg nach Österreich zurück wollte er es finden. Was dann kam war 2000km pures Leben! Radfahren zumeist an den Küsten und durch aufregende Städte. Er wusste nie, ob er das gewünschte Ziel erreicht wird. Mit zahlreichen schwierigen Situationen kam er zurecht und stellte in Jugendherbergen fest, welchen Wirkung die Abenteurerrolle auf die Frauen hat.
Peter sah, dass man den Rucksack vor fremden Leuten nicht mehr mit sich herumschleppt! Er konnte einfach unbeschwert sein! Zum ersten mal in seinen Leben erfuhr er was das bedeutet! Die Reise war enorm inspirierend, er erlebte alles voll bewusst und reflexiv!
Er erlebte in 6 Wochen so viele schöne Geschichten wie seinem bisherigen Leben nicht. Die Intensität war das Ultimative, aber viel wichtiger, für ihn waren die Leute, die er traf. Peter durfte sich in diesen Tagen nicht als der Kranke fühlen, er war vielmehr der Abenteurer! Und ein bisschen die menschliche Maschine.
Aber dann kam er nicht Heim sonder in Österreich an.
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Ausgedehnter Abstieg - The Indifferent.
Peter entwickelte sich hin zum Gleichgültigen (The Indifferent). Um zu verstehen, dass das keineswegs auf einer freiwilligen Entscheidung basiert, werden die nächsten Erklärungen dienen.
Hohe Ziele
Zunächst setzte er sich wieder, wie es für ihn ganz natürlich schien, sehr hohe Entwicklungsziele um, wie Nietzsche bereits lehrte, daran zugrunde gehen zu können. Gescheitert ist er akademisch noch nie (Auch mit den vielen Problemen im Ausland erfüllte er alle Anforderungen, es war aber ein enormer Aufwand und kostete viel Kraft), also war das ja ganz normal für einen Entwicklungsfanatiker seiner Art.
In Österreich angekommen wollte er innerhalb eines Jahres das erste Studium abschließen und sich wieder mit einer neuen Fremdsprache auf ein zweites Auslandsabenteuer einlassen.
Da er schon länger bemerkt hatte, dass sein finanzielles Polster dahinschmolz, wollte er einen kleinen Nebenjob annehmen und um so seine erhöhten Lebenserhaltungskosten zu tragen und sich wieder die Möglichkeit für ein wenig Mobilität zu schaffen.
Langfristig wollte er sich im Studium nochmal anders orientieren um somit sein bisheriges Abschlüsse noch besser verwertbar zu machen. Mit 35 wollte er einen super Job haben, der ihn erfüllt, und bis dahin war es nicht mehr all zu lange!
Dass diese Zielsetzungen illusorisch waren, stellte sich schnell heraus!
Unsichtbar Krank
Das Medikament ist eines der neuesten und 'besten' was für seine Krankheit erhältlich ist und, wie ich bereits erwähnt habe, kostet es enorm viel Geld, weshalb es sehr schwer ist von den Krankenkassen eine Bewilligung zu bekommen.
Als Peter nach Österreich zurück kam, dauerte es natürlich wieder eine Zeit für diese Bewilligung obwohl er sie laut Therapieplan unmittelbar nach Ankunft bekommen sollte. Viereinhalb Monate nachdem er die letzte Spritze erhielt, zeigte sich die Krankheit wieder und er musste ins Krankenhaus, und ein paar Wochen darauf noch ein zweites mal. Die Haut wurde einfach wieder sehr schlecht. Es war zu vermeiden, dass die gelbe Maske wieder zurück kommt und ohne die Behandlung würde er mit Sicherheit in den Wintermonaten wie ein Monster aussehen und so wieder total von der Erkrankung beherrscht sein.
Peter zog in eine neu Wohnung, welche ein wenig über seinem geplanten Budget lag, aber sie war viel besser für die Krankheit, weil sie nicht mit Hausstaubmilben verseucht war, wie es so viele andere Wohnungen sind.
Dann bekam er die Spritze und war erleichtert und dachte eigentlich, dass nun bald alles wieder besser werden würde. Die Haut wurde auch schöner, aber die Spritze selbst belastet das gesamte System, sodass er, wie nach jeder Behandlung, gut eine Woche körperlich sehr erschöpft war. Das Medikament machte die Krankheit aber sozial verträglich! Sie wurde durch die Behandlung so gut wie unsichtbar!
Die Karotte am Stock
Peter wurde im November krank, die Ohren waren es wieder einmal. Der Heilprozess dauerte ein wenig und dann hatte er den Monat Dezember in dem er wieder produktiv sein konnte.
Es war aber sehr viel zu tun, der Stundenplan war vollgepackt und er befand sich durch die vielen Ausfälle gleich zu Beginn in der Defensive, musste also viel nacharbeiten.
Mit der angeschlagenen Gesundheit konnte er wenig bis gar keinen Sport treiben, der Winter trug auch zur ständigen Abbau seiner Kondition und auch seiner Leistungsfähigkeit bei. Also kam er auch in den folgenden Monat nicht richtig in tritt. Dann bekam er zwei schwere Zahnentzündung (jeweils zwei Wochen lang) und sein Asthma, dass er, so dachte er zumindest, mit 14 'überwunden' hatte, zeigte wieder seine atemberaubenden Symptome.
Durch die zahlreichen zwischendurch auftretenden Erkältungen wurde eine längere stabile Zeit verhindert.
Wie eine Karotte am Stock hing das Versprechen der Ärzte vor ihm, die versicherten, dass sich das Immunsystem an den Erkältungen wieder 'anlernt'. Deshalb hatte jede einzelne Entzündung einen ganz seltsamen Nutzen und er ertrug sie ganz einfach!
Der Todesvertrag
Da es ein sehr starkes Medikament ist, wurde er eingehend über die Risiken informiert und im Gegensatz zu Italien las und verstand er das Geschriebene.
Neben den gehäuften Entzündungen und Krankheiten stand da auch was von einem Erhöhten Krebs- und Herzinfarktrisiko.
„Unter der Verkettung unglücklicher Umstände kann das Medikament zum Tod des Patienten führen.“ stand da auch geschrieben und obwohl jeder weiß, dass einem täglich dutzende absurde Tode treffen können, so macht es doch ein unterschied, ob man diesen, mit nur 28 Jahren auf dem Buckel, mit seiner Unterschrift zur Kenntnis nimmt. Er selbst nennt ihn den Todesvertrag wenn er wieder mal in seiner makaberen Stimmung ist.
Verständlicherweise hat er auf sterben so gar keine Lust aber ob man es nun Hypochonder nennen will oder ganz einfach als rationale Panik kategorisiert ist eigentlich egal. Die Lunge und die Bronchien befinden sich eben nahe am Herz und wenn die Herzmuskeln von den Bakterien oder Viren befallen sind, so kann es ganz schnell gehen. Speziell aus diesem Grund lag er in Krankheitsfällen die meiste Zeit im Bett und versuchte somit jedes mal wieder die Entzündung so gut wie möglich auszukurieren.
Wenn er sich gut fühlte wartete er drei Tage und begann leicht zu laufen. Er wollte als Mensch wieder funktionieren und das ging bei ihm immer über den Sport, welcher ihm die Energie für alles andere ganz automatisch gibt.
Das Frühjahr war nicht von den Erkältungen und Entzündungen sondern von den Allergien bestimmt. Trotzdem schaffte er es seine Form nicht ganz zu verlieren und in den wenigen Wochen in denen er 'gesund' war immer wieder Trainingsimpulse zu setzten.
Aber nach dem ersten Jahr in Österreich - in dem er fast ausschließlich beschäftigt war seine Krankheit auszukurieren und seinen Körper nicht komplett verfallen zu lassen – brachte er im Studium viel zu weniger weiter als er geplant hatte. Er war ständig auf seinen gebrechlichen Körper zurückgeworfen. In Krankheitsphasen war er unkonzentriert und damit beschäftigt nicht zu sterben, er lenkte sich mit der Gitarre von den vielen Problemen ab um sie dann wieder mit dem Psychologen - welchen er über die Universität kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt – hervorzuholen und aufzuarbeiten.
Nach diesem Jahr wurde es leider nicht besser sondern nur noch bzw. wieder absurd!
Die chinesische Folter
Wenn man gefesselt wird und man bekommt kontinuierlich einen Wassertropfen auf die Stirn geträufelt, so wird man verrückt. Das besagt zumindest die Legende der chinesischen Folter und hat sicher damit zu tun, dass einem etwas widerfährt, was man nicht kontrollieren kann. Für Peter wurden die Erkältungen ebenso unkontrollierbar wie für den Gefolterten der Tropfen auf der Stirn.
Eine Entzündung folgte der nächsten. In immer kürzeren Abständen, sie wurden somit immer intensiver, und Peter wollte noch immer nicht sterben.
Wenn es ökonomischer wird die gesunden Phasen eines Lebens zusammen zu fassen als die Kranken, dann ist man in den Tiefen der Absurdität angekommen! Für ihn war es eine sehr vertraute Welt, da er ja bis 24 etwas ähnlich unkontrollierbares durchmachen musste, auch wenn es diesmal nochmal komplizierter war, da man Erkältungen im Gegensatz zu einer Hautausschlag nicht unmittelbar sieht.
Künstlicher Takt
Mit den schwingenden Saiten der Gitarre und seinem Gesang vertrieb er die Geister der Einsamkeit, die sich von der Stille ernähren und daran wachsen. Das Instrument schien noch so etwas wie eine Entwicklung möglich zu machen und einen Rhythmus in ein chaotisches Leben zu setzen. Durch die Erkrankungen war er ständig unkonzentriert. Wenn er versuchte einen Fachtext durch zu arbeiten, so schweifte er ständig ab. Nach vier gelesenen Seiten war er erschöpft und musste pausieren. Er versuchte es so oft aber es war immer dasselbe und irgendwann ist einem alles eine zu große Anstrengung.
Peter sollte so vieles in seinem Leben organisieren und strukturieren, aber er hatte nur Kraft für essen Kochen und Wäsche waschen. Er hatte zum Glück auch die Kraft seine sozialen Kontakte nicht verkommen zu lassen. Aber alles was darüber hinausging war zu viel. Er dachte das würde sich alles wieder verbessern wenn nun endlich das Immunsystem 'angelernt' sei und die Erkältungen wieder seltener werden. Also hielt er still und ertrug diese absurde und subtile Folter.
Mit den ständigen Entzündungen versagte ihm seine Stimme über weite Strecken und mit dem Kortisoninhalator, den der Arzt schon über 15 Jahren nicht mehr verschreiben musste, war sie sowieso nach jeder Behandlung für mindestens einen Monat unbrauchbar. Es ist eigentlich nur eine kleine Episode wo sich Peter dachte, dass es schon vieles gibt, das er erfüllend findet und das ihm durch die Krankheit einfach genommen wird.
Stress und Stressvermeiden
Wie so viele Immunkrankheiten löst Stress einen Schub der Krankheit aus. Nun soll man sich mal vorstellen, dass man so gut wie keine zwei Wochen hintereinander hat in denen man sich gut fühlt, bzw. gesund ist.
Peter beschäftigte und entwickelte sich in dieser Zeit musisch weiter. Fliegende Ideen liegen schwerelos auf den Schultern. Ganz im Gegensatz zu den Verpflichtungen. Behördengänge und konkrete Termine werden zu Farce, da man immer wieder absagen muss, sodass man beginnt am planen selbst zugrunde zu gehen, da Pläne so sinnlos erscheinen. Es sollte klar sein, dass das vollkommen gegen Peters Wünsche und Ansprüche, also gegen seine Grundpersönlichkeit, ging. Aber was soll man machen, wenn nichts mehr aufgeht, wenn man 12 Jahre gegen eine Krankheit anläuft und das Beste aus einer schlimmen Situation machen will und dann doch nichts klappt.
Natürlich macht man immer wieder Pläne. Die Statistik sagte ihm aber, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, in der nächsten Woche wieder Krank zu werden. Die Statistik bestätigte sich auch meistens. In Seminaren konnte er so manches Referat nicht halten und Abgaben von Arbeiten und Prüfungstermine kollidierten sehr oft mit der Verpflichtung mit erschöpften Knochen sein Bett zu bewachen und der Notwendigkeit die Verzweiflung mit Ignoranz zu bekämpfen. Er wollte sich nicht überfordern und daran sterben.
Das Reh und der Scheinwerfer
Der Stress muss vermieden werden und die finanziellen Mittel schwinden, was, wenn man mal darüber nachdenkt, Stress verursacht. Man versucht durch stillhalten einen Ausweg zu finden weil jede Bewegung mit kosten verbunden ist. Manchmal reicht es ja vor die Tür zu gehen und die Schuhe werden abgenützt und die Hose reißt. Alles was man an Bewegung macht kostet Geld. So absurd es auch scheinen mag, wenn man kein Geld hat, versucht man durch Stillhalten sparsam zu sein. So denkt man, wenn man akuter Armut ausgesetzt ist!
Peter fühlt sich wie ein Reh, dass wie gebannt vor dem Scheinwerfer steht, da es einfach nicht möglich ist den Stress des Arbeit standzuhalten und somit die erhöhten kosten abzudecken. Und der Teufelskreis ist komplett, da ihn diese Unbeweglichkeit die Krankheit nicht verbessert und ihn noch weiter in die Leistungsunfähigkeit treibt, was wiederum Stress auslöst, welcher ignoriert werden muss um nicht Wahnsinnig zu werden.
Im zweiten und dritten Abschnitt werde ich noch vertieft auf diese Punkte eingehen!
Teufelskreis im Jahresrhythmus
Letztes Jahr hatte er ca. 2 Monate im Sommer wo er seine Entzündungen und die Haut unter Kontrolle bringen konnte. Diese Zeit hatte er auch bitter nötig um die Kraft für den darauffolgenden Winter aufzubauen. In diesem Jahr musste er feststellen, dass die Tiefen der Absurdität ein noch dunkleres Schwarz werfen. Von Oktober bis ende Juli hatte er keine einzige Woche (!!!) in der er nicht erkältet war!
9 Monate Krank! Und das durchgehend! Das ist absurd!!!
Da er aber ohne das Medikament höchstwahrscheinlich wieder mit der gelben Maske zum Monster wird und sich von der Welt und seinen Freunden zurückziehen muss. Erträgt er das, weil die Alternative schlimmer ist!
Als Nebenwirkung wurde er zu 'The Indifferent'.
Das Steht auf keiner Packungsbeilage!
Ob die Ursache nun das Medikament ist oder nicht, spielt aber im Grunde keine Rolle.
Vorschau
Peter wurde nun das Medikament abgesetzt bzw. pausiert, weil die Entzündungen viel zu häufig auftreten. In der Folge wird sich das Immunsystem wieder stärker und es wird wieder die Haut angreifen. Vielleicht wird er weniger Entzündungen erleiden, aber sobald die Haut wieder zu schlecht wird, wird er sich um eine erneute Bewilligung bemühen.
Der Teufelskreis endet nicht! Auf Sicht ist keine Stabilität zu erwarten!
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Kapitulation rekapituliert – Balance in 7 Akten
1. Das Leben am Start unbeachtlich. In Sprinterpose verharrend war der Aussichtslose auf Böden und Wertlosigkeiten fokussiert.
2. Den aufrechten Gang erlernt man erst nach dem Startschuss und wenn man läuft, läuft alles eh Normalo.
3. Aber Allergen und alle Gene lassen die Kniekehlen bluten und man hinkt so dahin, bis man sich zum kratzen hinsetzen muss. Man versucht sich überall zugleich zu kratzen und am Boden liegend ist jeder Mensch verunmenschlicht.
Der Kopf wird gehalten durch ein Band, gebunden mit dem absurden Knoten. Aber solange die Börse glänzt, bleibt sie in Breite und Elastizität beides Säule und Anker.
4. Mit der richtigen Pille kuriert man sich hin zum Leistungsmenschen! Ein Neustart sozusagen! Mit dem Glanz der Börse und im Bewegungsdrang, wurde repariert. Die Bandagen am Kopf wurden sorgfältig gelöst und wie bei einem alten Gemälde wurden die Kratzer ausgebessert und zurück gefärbt. Neue Freunde wurden auf ein starkes Fundament aus Verschleierung und Täuschung gestellt. Peter war ein guter Baumeister, weil seine Lebensschule Schmerz und Unvollkommenheit lehrte. Es war die beste Schule!
5. Aber er viel in den Farbtopf und verlor seine Pillen. Der Mann mit der gelben Maske trat auf und um sich. Ein Spektakel wäre es ein Schauspiel! Man tastet sich vor und will sich wieder halt verschaffen. Doch Blindheit lässt vieles zerbrechen.
6. Bis die Farbe abtropft müssen die Augen geschlossen bleiben. Aber der Fahrtwind als Abenteurer, der unermüdlich die Straße hinter sich tritt, fühlt plötzliche Leichtigkeit. Die einen nennen es Normalität die anderen Magie. Die kann man nicht erklären, die Witterung schon.
7. Gleichgültig (Indifferent) rollte er aus bis hin zum stillstand wo der Scheinwerfer die Augen blendet und die Beine lähmt. Der Glanz der Börse verblasst. Er schien auf keinen Ausweg mehr. Peter sitzt wieder am Boden zu Boden schauend und versucht sich ständig lachend an seinen Hosenträgern hoch zu ziehen. Bis er nicht mehr zieht und nicht mehr lacht.
8. Akt ungelöst!
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Ergänzend: psychosoziale Aspekte
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Vieles ergibt sich aus der Lebensgeschichte. Also wenn man schon zum Schluss gekommen ist, dass er wirklich mit einer außergewöhnlich schwierigen und unterstützenswerten Situation konfrontiert ist, kann man zum nächsten oder auch zum letzten Teil überspringen. Einige Anmerkungen will und muss ich dennoch machen, die das Bild ergänzen. Es geht wieder um die Vollständigkeit.
Wichtig !!! Für Freunde und Bekannte
Peter hat mir aufgetragen den Leuten mitzuteilen, die ihn aus der Biographie erkennen, dass sie die Geschichte totschweigen und am besten weder teilen noch mit jemanden darüber sprechen sollen. Ganz speziell müssen sie davon Abstand nehmen ihn selbst damit zu konfrontieren. Er meint, dass das doch unerträglich wäre, weil die Geschichte zu viel intime Details über seinen Werdegang beinhalten. Details, die er am liebsten selbst vergessen würde. Man verliert das Gesicht, wenn Freunde und Bekannte zu viel wissen und man wird zur Last (ob man das nun will oder nicht und ganz unabhängig davon was man zuvor von sich oder anderen annimmt).
Peter will für keinen eine Last sein, Speziell nicht für die, die im am nächsten sind.
Beschützende Lüge
No! You really can't handle the truth!
Peters Mitbewohner und Freunde sehen an vielen Krankheiten wie gebrechlich er ist. Er kann die Krankheiten nicht immer verbergen. Aber es gelingt fast immer!
Peter belügt jeden in seinem Umfeld! Wenn ihn jemand fragt, wie es ihm geht, dann sagt er 'Gut!', 'Passt eh!' oder 'Schlechten Menschen geht’s immer Gut'. Nur seiner Psychologin antwortet er jedes mal: 'Den besten Menschen geht es immer schlecht.' und lacht dazu. Ironisch eben.
Seine Freunde die er im Zuge seines Studiums kennenlernte, wissen nichts von den prägenden Erlebnissen, die er bis 25 durchstehen musste. Peter spricht auch sehr ungern davon, da er immer ein wenig sentimental wird und die Tragweite des Problems in einzelnen Gesprächen nie transportiert werden kann. Deshalb unterstellen ihm auch die meisten, wenn er mal wieder das Ausgehen oder Fußballspielen absagen muss, dass er faul sei, was ihm auch sehr recht ist. Es ist viel besser als fauler Mensch zu gelten als der Kranke zu sein. Schlussendlich versteht es sowieso keiner richtig und keiner teilt sein Leid! Die anderen leidet mit und er leidet selbst nochmal mehr, weil er nicht verstanden wurde. Es ist immer dasselbe!
Deshalb redet er ihnen diese Vorurteile nicht aus, ganz im Gegenteil, er unterstützt sie in ihrer anmahne, er sei faul und nicht krank!
Faul ist sozial verträglich, Krank ist es nicht!
No Pitty
Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte das nachholen. 'Intouchables' wurde mit der deutschen Übersetzung 'Ziemlich beste Freunde' verunstaltet. Es ist dennoch ein sehr sehenswerter Film. 'Kein Mitleid' war das einzige, dass er von seinen Mitmenschen verlangt und spricht stellvertretend für alle kranken Menschen.
In der deutschen Sprache ist es ein wenig schwieriger mit dem Begriff 'Mitleid' weil er meistens sowohl 'compassion' als auch 'pitty' vereint. Das sind aber zwei unterschiedliche Konzepte, werden aber meistens viel zu ungenau getrennt. Einfühlungsvermögen und Verständnis für eine Lebenslage ist das was man will und aber andere Leiden nur mit und man bekommt eine 'spezielle' Behandlung, die einem auch Verunmenschlicht. Man wird meistens nicht als Gleicher behandelt.
Der Betreuer in 'Intouchables' macht das, was das wünschenswerteste für Kranke ist: Er packt ihn nicht mit Samthandschuhen an und behandelt ihn deshalb wie jeden anderen, auch wenn er ihm wie selbstverständlich seine Gebrechen versteht, ihm hilft und unterstützt, aber ihn gleichzeitig immer herausfordert. Deshalb ist der Film wunderschön!
Peter bekommt diese Behandlung ganz automatisch in dem er seine Freunde und Bekannte belügt. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass die Krankheit unsichtbar bleibt. Es ändert aber nichts daran, dass er weniger Leistung bringen kann.
Peter ist aber unter den Kranken privilegiert! Er wird mit Hilfe der Therapie und der Lüge von anderen nicht als Sonderling sondern als Gleicher gesehen. Für Peter bedeutet dieses Spiel einen großen Mehraufwand, aber für seine Mitmenschen können ihn als Kranker gar nicht bevorzugt und schonend behandeln, weil sie ja nicht wissen, dass er so krank ist. Deshalb wird er nicht zur Last! Die meisten Kranken können das nicht!
Ansichtssache
In der schlimmsten Phase bis 25 wünschte sich Peter so manches mal einfach zu verschwinden. Er verletzte sich mit dem ständigen Kratzen selbst und dachte, es wäre eine ganz gute Idee sich mal ins Koma zu legen, bis die Wunden wieder ausgeheilt sind. Man kommt ja manchmal auf verrückte Ideen!
Als Peter mit ca. 21, nach eineinhalb Jahren intensiver Krankheit, zum Arzt ging war es Frühling und er dachte an dem Tag, dass seine Haut doch recht gut sei. Das sagte er der Ärztin aber nicht, sie sah in an und diagnostizierte eine Behinderung von 60%. Es ist eigentlich schon seltsam wie die eigene Wahrnehmung täuscht. Jeder rund um ihn sah die Krankheit sofort. Er dachte an diesem Tag sie sei Unsichtbar!
Auch mit der gelben Maske wurde die Krankheit für mindestens 3 Monate wieder offensichtlich.
Erkältungen sind komplizierter! Man ist immer damit konfrontiert erklären zu müssen, dass man nun wirklich krank sei! (Wie ich schon gesagt habe, jedem außer seinen Freunden und Bekannten. Denen erklärt man, dass man eigentlich eh gesund sei, bzw. man erklärt gar nichts.) Aber Peter ist genauso erschöpft und unkonzentriert wie zur Zeit als er über den Winter die massiven Hautausschläge und Schmerzen hatte. Nur sieht es keiner!
Das ist gut, für den sozialen Umgang, und ganz schlecht wenn man sich um Förderungen bemüht!
Ein weiterer Grund warum man es Peter nicht auf den ersten Blick ansieht ist, da sein Körper, auch wenn er jetzt wieder einiges zugenommen hat (wir reden hier von 10 kg über seinem Kampfgewicht), so sieht man noch immer die unterliegende muskuläre Struktur. Peter war ja mal ein Leistungssportler. Er sieht nicht unbedingt stark aus, aber schwächlich erscheint er auch nicht. Deshalb wirkt er immer etwas fitter als er eigentlich ist.
Scham und Schuld
Das ist nun wieder ein wenig schwieriger zu begreifen. In dem radikalen Kontrollverlust im Zuge seiner Krankheit ist das Versagen schon impliziert.
Es ist eine ganz abstrakte Form von Schuld. Er weiß ja, dass er nicht unmittelbar Schuld an seiner Lage ist.
- Seine Krankheit entstand in einem Zusammenspiel aus genetischer Anlage und den auslösenden Faktoren, die bei ihm eine Mischung aus psychischen Stress gepaart mit vielen allergenen Substanzen, denen er, in Erfüllung seiner Pflichten, ausgesetzt war, und welchen er nicht entkommen konnte, da zu der Zeit seine Lernfähigkeit nur den einen Weg zur Normalität aufzeigte. -
Aber er ist irgendwie doch am ehesten Schuld. Wenn 'Keiner' die Schuld trägt ist für Menschen seit jeher ein unverständliches Konzept. Wenn er sich nicht schon früh damit abgefunden hätte, dass er nicht selbst die Schuld, sondern 'Keinen' für seine Lage verantwortlich ist, dann würde er schon lange verrückt sein.
Kontrollverhältnis 20-80!
An 20% ist er selbst schuld an 80% ist 'Keiner' schuld. Berechnet mit der Formel Pi mal Daumen. Andere hat Peter noch nie für seine Krankheit verantwortlich gemacht! Das wäre im höchsten Maße unfair!
Er kann weder die Eltern (siehe nächster Punkt) noch die verschiedenen Akteure, die seinen Lebensweg beeinflusst haben, für seine Krankheit verantwortlich machen. Da war einfach niemals ein böse Absicht dahinter, man kann sogar genau das Gegenteil sagen!
Aber um kranke Menschen Verstehen zu können muss man auch über die Kontrolle selbst reflektieren. Was heißt es, dass keiner dafür verantwortlich ist? Es heißt, dass man nicht Herr in seinem eigenen Körper ist! Man versucht dann teilweise auf absurde Weise wieder diese Kontrolle zurück zu erlangen mit Verhaltensweisen, die der Krankheit selbst nicht förderlich sind.
Ernährung spielt bei vielen eine entscheidende Rolle etwas gegen die Krankheit zu tun und sich somit positiv zu beeinflussen. Peter hat das auch über eine Zeit praktiziert und keinerlei (!) Kontrolle zurückbekommen. Deshalb isst er ganz normal und verkneift sich auch die Süßigkeiten nicht. Wenn er nun eine schlimme Erkältung oder einen Hautausschlag hat, so erlangt er die Kontrolle damit, dass er dann eine Tafel Schokolade oder eine Packung Gummibären isst. Er ist ja schon Krank aber mit dieser Handlung fügt er sich diese Krankheit selbst zu und hat somit die Kontrolle. Ihm ist vollkommen bewusst, wie absurd das Ganze ist, aber zieht gleichzeitig die parallelen zu anderen Krankheiten. Wenn jemand z.B. psychisch stark belastet ist und sich im Zuge dessen beginnt sich die Haut zu ritzen, dann fällt das in die Selbe Kategorie von Kontrolle und Kontrollverlust. Man muss den Schmerz irgendwie sichtbar machen. Dasselbe gilt für Zwangsstörungen aller Art. Es geht dabei immer um Kontrolle.
Peter ist das vollkommen bewusst und findet die Schokolade als akzeptable 'Körperverletzung' um nicht die unterbewussten Geister des Kontrollverlustes arbeiten zu lassen, die ihn dann in eine noch viel schlimmere psychische Störung treiben. Wir brauchen Minimum 20% Kontrolle. Pi mal Daumen eben :)
Genetische Schuld
Die Eltern sind natürlich auch aus der Verantwortung zu nehmen. Sie können natürlich gar nichts dafür, dass sie den genetischen Code vererbt haben.
Eine Studie, die besagt, dass dieser Code, der zur Krankheit führen kann, bei vielen Auftritt, aber die Krankheit selbst oft einfach nicht ausbricht. Interessant dabei ist, dass die Forscher herausfanden, dass das Auftreten der Krankheit und den Bildungsgrad der Eltern, in einem positiven Zusammenhang stehen (positiv korrelieren).
Eigentlich geht das gegen unsere Intuition, da man denkt, wenn man höher gebildet ist, dann kümmert man sich mehr um ein Kind und es sollte weniger Probleme mit der Gesundheit haben.
Aber das Immunsystem muss speziell in den ersten drei Jahren lernen, was es tun muss und was nicht. Das heißt wenn man zu reinlich ist, dann ist es kontraproduktiv für diesen Lernprozess. Aber auch wenn man das Kind zu sehr vor seinen Allergien zu Schützen versucht, hat das einen negativen Effekt auf die spätere Gesundheit.
Wenn man das Kind aber verwahrlosen lässt, dann hat das Immunsystem gut zu tun und man hat später weniger Probleme. Gesundheitlich zumindest!
Aber es reicht schon das Kinder auf dem Bauernhof aufwachsen zu lassen. Peter würde genau das machen. Wenn er in Zukunft eine Familie haben würde, dann würde er sich bei einem Bauern einmieten für die ersten drei vier Jahre und dafür sorge tragen, dass das Kind, überspitzt ausgedrückt, kontrolliert verwahrlost! Nuten bringend sozusagen!
Aber seine Eltern auch nur irgendeine Schuld daran zu geben ihn nicht verwahrlosen zu lassen wäre geradezu lächerlich!
Die Beziehungskiste
Wenn man sich selbst, mit den ständigen Krankheiten, nicht attraktiv findet dann werden Beziehungen schwierig.
Immer wenn sich Peter auf seinen Körper verlassen kann, dann versucht er sich natürlich so schnell es geht in einen Verfassung zu bringen in der er wieder Beziehungsfähig ist. Auch wenn ich es nicht detailliert Darstellen will, es ist eines der wichtigsten Themen für Peter. Das Zweitwichtigste, nach dem Gesundheitsthema selbst.
Alleine sterben kann kein Ziel sein!
Wer eine schonungslose Darstellung sehen will in der die Liebe zum 'Nichtgesunden' durchgespielt wird, dem sei Petro Almodóvar mit seinem Film 'Live Flesh – Mit Haut und Haar' ('Carne trémula') ans Herz gelegt.
Javier Bardem durchlebt dort viele Motive, die in Peters Überlegungen auch eine große Rolle spielen. Zum einen im Bezug darauf, ob man sich in einen Kranken verlieben kann oder nicht. Die Filmantwort ist klar: Nein! Außerdem bestätigt es Peter in der Sichtweise, dass das Kranke früher oder später brutal aus einem gesunden Leben entfernt wird. Instinktiv sozusagen!
Familie
Peter würde liebend gerne eine Familie gründen. Wie gesagt, wir sprechen da nicht annähernd von einer Näherwartung! Wie ich zuvor erklärt habe, würde auch die Weitergabe seines genetischen Codes ein kontrollierbares Risiko darstellen.
Eigentlich wäre Peter ein wirklich guter Vater, weil er sich intensiv mit Kindheitsentwicklung auseinandergesetzt hat. Das hat nur nebenbei mit seiner Krankheit zu tun, sondern vielmehr mit dem komplizierten Verhältnis in seinem Elternhaus.
Peter ist im Grunde ein sehr liebender, weltoffener und neugieriger Mensch immer darauf aus, dass seine Nächsten eine vertrauendes Verhältnis in ihn haben können und sich so selbst weiterentwickeln und als Mensch entfalten können.
Das ist nicht nur so theoretisch wie es sich anhört. Peter hatte eine sehr aktive Rolle an der Entwicklung seiner kleineren Schwester und die ist auf einem hervorragenden Weg. Und auf denselben Weg wird er auch die eigenen Kinder schicken, wenn er welche bekommen sollte. Großes WENN!
Sport
Eine stunden Laufen und man fühlt sich wie ein Mensch.
In so vielen fällen nehmen seine Bekannten an, wenn jemand krank ist und gleichzeitig beim Laufen oder im Fitnessstudio ertappt wird, dass sie diese Krankheit simulieren. Das mag auch stimmen wenn man ausschließlich Virale und Bakterielle Entzündungen als Krankheit anerkennt. Aber wenn man nun ein Burnout Syndrom hat, soll man plötzlich nichts körperliches mehr machen, obwohl es einem wieder in einen gewissen Rhythmus bringen kann? Diese Vorurteile sind leider viel zu weit verbreitet und als Rehabilitation gilt sowieso nur das, was man über das Gesundheitssystem angeboten bekommt.
Ich meine, dem liegt eine oberflächliche 'wenn sie das heben können sie das andere auch heben' Logik zugrunde. Es gibt drei wichtige unterscheide, die so offensichtlich sind, dass sich Peter immer ärgert, wenn man nicht mal den Gedanken selbst finden kann.
Erstens Arbeitet man körperlich 8 Stunden und Sport betreibt man höchstens 1,5 Stunden. Wenn man nicht mehr kann, dann reduziert man den Sport auf 20 min und drosselt die Intensität, was in der Arbeit unmöglich ist! Man kann ja nicht einfach nachhause gehen!
Zweitens ist Arbeit dreckig und Sport reinigend. Speziell für Leute wie Peter, die eine Immun/Hautkrankheit haben ist kontrolliertes schwitzen teil der Körperhygiene. An Ziegelstaub und Telwolle kann man sich nicht abputzen!
Drittens ist Sport eine meditative Tätigkeit! Speziell im Bereich der psychischen Krankheiten wird die Arbeit zur Last, weil man den Kopf voll hat und nicht mehr damit umgehen kann. Sport füllt den Kopf nicht, er leert ihn.
Wenn Peter wie aktuell 9 Monate hintereinander mit Entzündungen zur Bewegungslosigkeit verflucht ist, dann verfällt die Muskulatur und man nimmt automatisch zu. Auch wenn er gerade keine Entzündung mit sich herumträgt, ist er noch immer nicht 'gesund'. Man, bzw. Peter, muss stark und stabil sein um auch Leistung abliefern zu können. Seiner Erfahrung nach, dauert das ca. 4-6 Monate, um sich wieder zum Leistungsmenschen zu machen. Wenn er sich über diese Zeit stabil bewegen konnte, war er immer wieder gesund, leistungsfähig und leistungsbereit. Und in der Zwischenzeit müsste man sich täglich bewegen und die Muskeln fordern. Auf der Laufstrecke und im Fitnessstudio Bewegung wieder lernen und den Körper mit Sauerstoff füllen.
Das ist kein Zeichen, dass man Krankheiten simuliert, sondern dass man wieder zu Kräften kommen will!
Persönlichkeitswechsel
Auch wenn man sich im Leben des öfteren neu erfinden muss, bei Peter ist die Frequenz und die Intensität dieser psychischen Bewegung einfach ganz anders.
Von der Bewegungslosigkeit zum Ausdauersportler.
Von Unmusikalisch zum Liedermacher.
Von Stumpfsinn zu Scharfsinn.
Vom Stotterer zum Buchwurm.
Von allumfassenden Organisator zum duldenden Chaotiker.
Vom robusten Ausdauersportler zur Fragilität, zum Leistungssportler und wieder zurück, und wieder weiter, und wieder zurück usw.
Vom Doppellinkshändigen zum ausdauernden Arbeiter zum Arbeitsunfähigen.
Vom emotional Überforderten zum Eisblock und zum poetisch Liebenden mit der Hinwendung zum Unvollendeten und der Ausdauer das Leid zu ertragen.
Von der Pflichterfüllung hin zur Gleichgültigkeit.
Vom Techniker hin zum Geistesmenschen.
Von der Hässlichkeit hin zur relativen Attraktivität und wohin auch immer.
Vom irritierten Dorfkind, zum passionierten Rudelmenschen, zum einsamen Höhlenmenschen, zum weltoffenen Abenteurer, zum sozialen Stubenhocker.
Und der unterliegende Zyklus ist:
Von krank zu gesund zu krank zu gesund zu krank zu gesund...
Kann jemand ehrlich von sich sagen, dass er eine ähnlich turbulentes Leben durchmachen musste wie Peter? Und er ist jetzt mal knapp über 30!
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Ergänzend: sozioökonomische Aspekte
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Auch dieser Teil soll als Ergänzung dienen und wird von Armuts- und Arbeitsaspekten seines Lebens, seiner aktuellen Lebenslage und Krankheit im allgemeinen handeln.
Armut und Auswege
Würde Peter ein normales Arbeitereinkommen erhalten, würde keins dieser Probleme eines sein!
Die Panik vor der abgelaufenen Milch
Peter konnte sich vor dem Studium ein finanzielles Polster aufbauen und mit dem guten Stipendium (€700) und auch mit einer kleineren Unterstützung seiner Familie konnte er sich über Wasser halten. Der Polster schmolz aber ständig, sodass sein Kontostand vor eineinhalb Jahren unter die €3000 Marke rutscht. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass ein normales Leben, in einer österreichischen Stadt, schon mehr als das Stipendium kostet (Welches suggeriert, man könne sich selbst erhalten. Dieses Versprechen ist aber schon lange der Inflation zum opfer gefallen!), zum anderen aber auch darauf, dass er sich mit seiner Hautkrankheit so einiges leisten muss, dass in einem normalen knappen Budget nicht hineinpasst.
Seit diese Grenze unterschritten ist, versucht zu sparen, aber wenn etwas in der Wohnung kaputt geht, dann muss er das reparieren oder austauschen. Er zog nochmal in eine günstigere Wohnung, die für seine Haut nicht optimal ist, aber was soll man machen.
Lebensmittel sollte man ja sowieso nicht verschwenden aber bei ihm wird das gerade zum nächsten Trauma, weil alles was verdirbt wieder neu gekauft werden muss. Und wenn die Milch abgelaufen ist fühlt man eine gewisse leere in sich die sehr schwer zu beschreiben ist und jemand der Armut nicht kennt auch nicht ganz verstehen kann. Man hat vielleicht €0.20 verschwendet!
Wenn einem solche Kleinigkeiten nicht gleichgültig sein können, dann ist man in einem mentalen Zustand von finanzieller Panik!
Rottophobie
Wenn man unvorhergesehene Ausgaben höher als €800 nicht leicht kompensieren kann, dann gilt man als Arm. Peter kann sich nicht mal die durchgelaufenen Schuhe erneuern!
Richtig Angst hat er davor, dass die Waschmaschine, der Laptop oder noch viel viel Schlimmer die Gitarre etwas abbekommt!
Das ist auch kein Punkt den man richtig erklären kann. Es ist nur immer irgendwie im Hinterkopf und wirklich kein schönes Gefühl!
Den begriff Rottophobie gibt es natürlich nicht, sollte es aber geben!
Armutshässlichkeit
Peter muss sich die Hautcremen kaufen, die funktionieren. Die sind aber meistens teurer als die normalen und er muss ständig neues Probieren, weil vieles einfach plötzlich nicht mehr funktioniert. Wenn er sich zum Beispiel die 50+ Schutzfaktor Gesichtscreme nicht leisten kann, dann bleibt nur ein Ausweg: Zuhause bleiben wenn die Sonne scheint!
Auch die Kleidung reißt hin und wieder. Er konnte in den letzten Jahren so gut wie nichts austauschen, weshalb er nun eine Ausgehhose und eine fürs Einkaufen hat. Wenn die auch reißen, dann muss er zuhause bleiben.
Die Winterjacke ist auch schon seit einem Jahr kaputt, er konnte das nur unzureichend mit mehreren Lagen in Kombination mit der Frühjahresjacke kompensieren. Meistens bevorzugte er es aber Zuhausegebliebenen, da er ständig Panik vor einer Verschlimmerung seiner Erkältung hat und die Dreischichtenlösung unzufriedenstellend ist.
Seit drei Jahren konnte er sich keine neuen Schuhe mehr kaufen. Sowohl Winterschuhe als auch Sommerschuhe sind durchgelaufen und haben beidseitig Löcher. Deshalb darf er an Regentagen nicht hinausgehen. Außerdem darf man die Füße nicht ungünstig übereinanderlegen. Die Mädels könnten dann die Löcher in den Sohlen sehen. Das war schon des öfteren peinlich.
Man darf nur mehr alle 2-3 Monate zum Friseur gehen. Peter schämt sich nach 5 Wochen bereits, weil seine Haare nicht zu den pflegeleichten gehören. Außerdem scheint er durch die vielen Entzündungen bedingt ein Glätzchen zu bekommen, was er wirkungsvoll bekämpfen kann, es kostet aber wieder und bald ist dieses Mittel auch aufgebraucht und er wird nochmal hässlicher aussehen. Glatzen wachsen sich eben nicht so leicht wieder zusammen, wenn man das nicht ständig behandelt, dann bekommt man eben eine.
Für Cremen, Kleidung und Haare gilt: Solche Ausgaben sind einfach nicht konstant und können deshalb in Förderformularen nicht genau aufgelistet werden. Und ist es echt ein Argument, dass man nicht hässlich sein will um eine Förderung zu bekommen? Ich denke hier spalten sich die Geister, aber in Peters Fall ist das etwas essenzielles, da die Hässlichkeit zum Krankheitsbild gehört. Man kämpft gegen die Hässlichkeit und gleichzeitig gegen die Krankheit selbst. Für Peter ist das jedenfalls sehr sehr wichtig!
Proaktiv
Peter bekommt immer wieder Entzündungen an den Zahnwurzeln und am Zahnfleisch. Die Zahnfleischentzündung muss man mit einer regelmäßigen professionellen Reinigung, welche Privatleistung ist, und den richtigen Zahnpflegeprodukten behandeln. Peters Zahnbürste ist 4 Monate alt und die Zahnpasta die billigste, die er finden konnte, außerdem stiehlt er hin und wieder Mundwasser von seinen Mitbewohnern. Da muss man vorsichtig sein, dass das nicht auffällt!
Die Zahnwurzelbehandlung steht auch schon lange an. Er kann sie aber nicht bezahlen. Allgemein war er schon eineinhalb Jahre nicht mehr beim Zahnarzt, weil die bei jedem Besuch die Hand aufhalten und irgendwas wieder selbst zu bezahlen ist, das besser und dauerhafter und sinnvoller ist. Peter kann das nicht bezahlen, deshalb wartet er immer noch ein bisschen zu.
Erkältungstee
Jeder macht es! wenn man krank wird, geht man in die Apotheke und holt sich irgendwas, das den Heilungsprozess beschleunigt. Auch wenn es nicht immer einen große Wirkung hat ob man den Erkältungstee nun trinkt oder nicht, es ist eine Form etwas gegen die Krankheit zu tun und somit die Kontrolle zu behalten. Man fühlt sich besser wenn man es macht! Peter kann sich seit einigen Monaten keinen Erkältungstee oder ähnliches mehr leisten.
Er kann keine Krankheit aktiv angehen. Nur weil das Geld fehlt!
Soziale Inklusion
Seit Peters Krankheit unsichtbar wurde, hatte er, nach einer Eingewöhnungsphase, keine sozialen Integrationsprobleme mehr. Er hat immer Rituale mit alten und neuen Freunden. Mit manchen geht er Frühstücken, mit manchen trifft er sich alle paar Monate zum Abendessen, mache nur zum Kaffee daheim mit Daumenfußball und mit manchen geht er am Abend auf ein Bier. Peter ist ja nicht der sozialste Mensch, weil die Energie oft fehlt und er viel rasten muss, aber zwei bis dreimal die Woche ergibt sich immer irgendwas. Er betreibt das ganze nie Exzessiv aber Rituale muss man pflegen sonst verfallen sie.
Weil er schon seit gut zwei Jahren pleite ist, und das auch ein paar seiner Freunde mitbekommen haben, laden sie ihn auch ab und zu zum Frühstück oder auf ein Bier ein. Das funktioniert ein zwei oder drei mal, dann verlangt man aber unterschwellig eine Rückeinladung und das ist auch vollkommen in Ordnung. So funktionieren wir Menschen einfach und das ist nichts grundsätzlich Schlechtes. Ehrlich gesagt fühlt sich Peter ja auch immer unwohl wenn er eingeladen wird. Das ist eine entsetzliche Form der Scham.
Implizit asozial
Es ist das Asozial abseits des sozialen Verhaltens. Wenn er sich nicht leisten kann den Kaffee oder das Bier zu zahlen, dann muss er auch diese Rituale verkommen lassen. Seit ein paar Jahren macht er das auch schon in Teilen, vor allem bei Abendessen, da die immer etwas kostspieliger sind.
Bald kann er aber nichts soziales mehr unternehmen und das wird ihn in die Einsamkeit drängen, seine soziale Inklusion verunmöglichen, oder kürzer gesagt, ohne diese Möglichkeit bist du automatisch asozial.
Der kalte Händedruck zum Geburtstag
Jeder Geburtstag kostet ein bisschen was. Wenn man eine Nette Backidee hat, dann kommt man auch nicht unter €20 Weg. Bei freunden reicht manchmal schon eine 6er Träger gutes Bier.
Peter schenkt immer gerne was zum Geburtstag. Aber er beginnt nun bereits kalte verlegene Händedrücke auszuteilen, da er sich nicht mal leisten kann, eine gute Idee zu haben, weil auch deren Umsetzung kostet und er knausern muss!
Das ist echt asozial!
Depression ausgehen
Peter versucht die vielen verschiedenen psychologischen Schwierigkeiten, die er im Zuge der Krankheit so angehäuft hat, manchmal wegzuwischen und wieder ein Mädel kennenlernen mit dem Ziel sie möglicherweise dahin zu schwindeln, dass sie ihn bis zur nächsten Krankheitsphase als unbeschädigtes Beziehungsmaterial ansieht. Spätestens dann muss er den Kontakt sowieso abbrechen! Das ist klar!
Normale Dinge wie der Frau etwas zu Trinken zu bezahlen, geschweige denn, sie einmal zum Abendessen auszuführen, das ist nicht drin. Es heißt ja dann nicht das man es dann auch wirklich bezahlt oder man wird beim zweiten mal selbst eingeladen. Es geht um die Möglichkeit, dass die Einladung umsonst war. Wenn es beim ersten mal nicht funkt ist das Geld beim Fenster hinausgeworfen, weil man eigentlich eine andere hätte einladen sollen. Deshalb muss man vollkommen sicher sein, dass man sich versteht. Man nimmt automatisch an, dass sowieso nichts möglich ist und das ausschließlich wegen dem finanziellen Druck. Also lässt man das Einladen eben gleich.
Es fühlt sich für Peter schon so weit weg an, da er ja 9 Monate krank war, aber zu wissen, dass er sich das nicht leisten kann, wenn er wieder gesund wird, ist unerträglich! Vermutlich das unerträglichste an Armut überhaupt!
Depression austrinken
Findet man sich in der Lage einen solch seltsamen Lebenslauf, und so seltsame soziale Verhältnisse, sein eigen zu nennen, wie es Peter kann, dann muss man sich eigene Routinen überlegen um die Einsamkeit zu bekämpfen. Als Peter ausreichend finanziell ausgestattet war, hatte er nicht nur die erwähnten Routinen mit Freunden, sondern er ging oft einfach unter Leute und lies sich inspirieren. Er fühlt sich einfach nicht so alleine, wenn er in einem Kaffeehaus sitzt und schreibt. Vor zwei Jahren machte er das noch sehr regelmäßig, ca. 3-4 mal in der Woche eine Stunde in der er an seinem kalten Kaffee nuckelt nur um sich nichts neues bestellen zu müssen. Er dachte viel schreibend nach oder las die Zeitung.
Seit er das nicht mehr kann, hat er ein anderes Ritual. Wenn er sich in den Spiegel ansieht, sagt er sich: „m.l.s“. Das ist eine englische Redewendung. Es ist aber schon komisch wie das eine Ritual das andere ablöst. Als sein Leben wirklich verdiente sich in den Spiegel zu sehen und „m.l.s“ auszurufen, sagte er sich genau das nicht und ging auf einen Kaffee. Genau das macht er jetzt aber nicht mehr und ruft leidenschaftlich lautlos in den Spiegel „m.l.s“.
Nur so nebenbei, weil es doch sehr viele Stereotype für arbeits-, einkommens- und ausweglose Menschen gibt: Peter ist weder gefährdet in den Alkoholismus noch in sonst eine andere Suchtkrankheit abzugleiten. Peter hat da einen sehr gesunden Zugang dazu!
Depression ausschwingen
Eine weitere Form der Ablenkung und Verneinung einer Depression ist, sich einfach stur weiterzuentwickeln. Peter hat noch immer enorm viele Leidenschaften. Solange sie nicht mit Deadlines verbunden sind (das erkläre ich ja schon im Kapitel zu 'The Indifferent') geht er noch immer spielerisch auf neue Aufgaben zu. Die Musik ist wie gesagt eine dieser Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die in den letzten zwei Jahren verhinderte, dass er ganz abrutscht. Jeder braucht Erfolgserlebnisse und wenn Peter ein Lied gelernt oder geschrieben hat, dann waren das seine Erfolge in dieser düsteren Zeit.
Nun ist Peter an einem Punkt an dem er wieder neue Impulse in diesem Feld setzten muss um die Spannung aufrecht zu erhalten. Man kann sich denken, dass Peter weder für einen Gitarrenlehrer, mit dessen Hilfe er sich Melodisch weiterentwickeln will, geschweige denn für neue Instrumente die finanziellen Mittel zur Verfügung hat.
Depression ausschwitzen
Am besten funktioniert Peter wenn er eine ansprechende Form hat. Es reicht wenn er Problemlos alle zwei bis drei Tage 10 km Laufen kann, ohne dass er seinen Körper ans Limit führt. Peter hatte in den letzten 12 Jahren 3 mal die Möglichkeit in den Herbst- und Wintermonaten regelmäßig draußen Sport zu treiben. Nun kann er das nicht mehr, weil er sich bei Temperaturen unter 20°C erkältet. Er ist momentan so weit von der Form entfernt, in der er sich Wohl fühlt. Er würde gerne problemlos die €25 im Monat für ein Fitnessstudio bezahlen, auch wenn er es nicht immer nutzen kann. Die Möglichkeit zählt aber auch um proaktiv einer solchen Krankheit entgegenzutreten.
Depression ausreisen
Ich hab es schon erwähnt mache es aber nochmal. Peter reist wirklich günstig und legt weder wert auf einen gemütlichen oder raschen Transport, noch auf eine luxuriöse Unterkunft. Es reicht der billigste Zug und noch viel lieber als in der Jugendherberge übernachtet er auf dem Sofa eines Fremden. Übers Internet kann man sich das mit Couchsufing problemlos organisieren und um nicht asozial zu wirken lädt man denjenigen, der einem die Übernachtung gestattet, auf ein-zwei Bier oder zum Essen ein. Kosten an sich tut die Übernachtung gar nichts, weshalb man nur geringfügig über den zuhause verbrauchten Mittel lebt.
Aber Peter kann sich auch das nicht leisten und so dieser einzigartigen Möglichkeit seinem Leben, dem ganze Drama und den Lügen für ein Paar Tage zu entkommen, fällt in den Bereich der Unmöglichkeit.
Arbeit
Peter führt kein normales Leben und deshalb hat er nicht die Chance auf ein normales Arbeitereinkommen!
Die Würde
Das erste was man beim Kennenlernen erfährt ist der Name, das Zweite der Beruf! Es ist ein Grundbestandteil unserer Identität.
Außerdem gibt uns Arbeit eine Routine und lässt uns in Konkurrenz mit anderen treten. Wir können uns profilieren, weshalb ein Teil unseres positiven Selbstwertgefühls aus der Arbeit gewonnen wird.
Aber wenn man Krank ist?
Muss man dann ein würdeloses Leben führen?
Verlässlichkeit
Wenn man zu arbeiten beginnt ist man nicht mal in trivialen Tätigkeiten souverän. In jedem Beruf braucht man eine Einarbeitungszeit, die gleichzeitig immer eine überhöhte Stressbelastung nach sich zieht. Wenn man eine längere Pause einlegen muss (es reichen schon wenige Wochen), dann dauert es wieder eine Zeit bis man sich eingearbeitet hat.
Peter war im letzten Jahr ca. 2 Monate im Hochsommer 'gesund' und nicht mal da hatte er eine ununterbrochene stabile Zeit, weil dieses 'gesund' ausschließlich 'ohne merkliche Entzündung' heißt. Eine Wiederkehr der Kraft und Ausdauer ist aber genauso eine Grundvoraussetzung um Leistung zu bringen. Außerdem muss man die Sicherheit in den eigenen Körper wieder gewinnen.
Peter braucht eigentlich 4-6 Monate um wieder auf ein Normalniveau zu kommen, was er zuletzt in der Zeit hatte als er zu studieren begann.
Immer wenn Peter etwas arbeitete, konnte man sich darauf verlassen, dass er die Aufgabe so schnell wie möglich erledigt und das Endprodukt war immer zufriedenstellend in Funktion und auch in der äußerlichen Form. Um dazu fähig zu sein braucht man Sicherheit und Souveränität, die man mit vielen Unterbrechungen einfach nicht bekommt.
Würde Peter nun zu arbeiten beginnen müsste er immer wieder seine Kollegen, den Chef oder die Kunden im Stich lassen. Er kann einfach nicht kontrollieren ob er morgen früh mit einem bekannten oder neuen Symptom aufwacht. Auch seine Konzentration lässt eine Problemlösung wie er sie früher pflegte nicht zu.
Für Peter ist es das Schlimmste, wenn er jemanden, der sich auf ihn verlässt, enttäuschen muss. Deshalb ist für ihn Arbeit schon von vornherein mit einer enormer Stressbelastung verbunden, weil er krankheitsbedingt unzuverlässig ist.
Arbeitsfähigkeit
Peter war 2 der letzten 12 Jahre gesund! Aber für die, die es detaillierter wissen wollen:
1. Peter ist so gut wie immer, und immer unterschiedlich, krank!
2. Er ist nur belastbar wenn er gesund ist.
3. Die Krankheit ist abhängig vom Stress, weshalb er gesund und belastbar sein muss um auch den Stress auszuhalten. Teufelskreis!
4. Auch wenn Peter gesund, belastbar und stressresistent ist, kann er nicht sagen ob er das in einem halben Jahr nicht nicht mehr ist! Eigentlich kann man genau das Gegenteil annehmen. Statistisch betrachtet wird er wieder auf eine unvorhergesehene Art und Weise von seiner Krankheit eingeholt werden.
5. Peter ist aufgrund des Wechsels der Lebensrealität im Zuge der Krankheit und der ständigen finanziellen Unsicherheit psychisch angeschlagen. Nicht umgeschlagen sondern angeschlagen!
6. Selbiges gilt für sein Selbstvertrauen.
7. Seine allgemeine Konzentrationsfähigkeit ist, mit dem neuen Medikament, ständig getrübt. Ob es eine Nebenwirkung ist, weiß er selbst nicht.
8. Peter keinerlei Energie und erträgt das in Gleichgültigkeit (siehe „The Indifferent“).
9. Peter kann keinerlei schmutzige Arbeit oder eine solche, bei der er mit chemischen Substanzen in Berührung kommt, verrichten.
10. Er darf auch keine Arbeit im Freien verrichten, da er starke Allergien hat und in allen Jahreszeiten außer im Hochsommer würde er bei der kleinsten Windböe eine Erkältung bekommen. (Das macht auch traditionelles Betteln zum Problem!)
11. Außerdem ist er Legastheniker. Deshalb werden auch assistierende Bürojobs schwierig, bzw. er würde keine vollständige Arbeitskraft sein!
12. Peter hat eine ganz spezielle Ausbildung, die viel Energie und Eigeninitiative verlangt um Kapital daraus zu schlagen.
Für Peter-Gesund: Kein Problem!
Für Peter-Krank: Doch, schon!
13. Peter ist nicht zuverlässig! Krankheitsbedingt!
14. Fliegende Ideen sind generell schwer zu kapitalisieren. Peter schreibt natürlich und macht eigene Musik, da es eine Form der Therapie ist, aber davon zu Leben ist unrealistisch. Weil er sehr spät damit begonnen hat, sich noch entwickeln muss und die Freiheit benötigt um den Weg zu verfolgen, der vielleicht auch wieder in einer Sackgasse endet. Wer weiß! So was kann man im Voraus nie ganz berechnen.
15. Peter ist ständig mit dem Aufarbeiten seiner Krankheit beschäftigt. Das ist neben den Job, für den er fähig sein soll auch noch mal eine zweite Ganztagsbeschäftigung.
16. Die Lage am Arbeitsmarkt ist schlecht und lässt vor allem kranke und behinderte Menschen zumeist leer ausgehen. Speziell wenn sie aktuell Krank und nicht energetisch sind!
Wenn es da noch ernsthafte zweifel an einer Arbeitsunfähigkeit gibt, dann würde ich das gerne wissen!
Ehrlich motiviert
„Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Name ist Peter und ich möchte gerne für Ihre Firma __________________________ (bitte hier Ihren Firmennamen eintragen) arbeiten und versichere ihnen meine gesamten Fähigkeiten für den Erfolg von _________________ (bitte her den Spitznamen ihrer Firma eintragen) abzurufen.
Körperlich bin ich nicht belastbar und auch jegliche Form des Schriftverkehres kann nicht, ohne korrigierenden Beistand, an mich übertragen werden, da ich Legastheniker bin (Diplom-L, siehe Anhang). Das wäre doch sehr stressig für mich und würde meine chronische Immun-/Hautkrankheit (Befunde_1-Befund_1186, siehe Anhang) unnötig belasten.
Wenn sie mit diesen Bedingungen einverstanden sind, dann kann ich ihnen versichern, dass ich zumindest 2 Monate im Jahr nicht im Krankenstand bin. In dieser Zeit widme ich meine gesamte Aufmerksamkeit den Reparaturarbeiten an meinem Körpers (sodass ich die Kraft erlange den nächsten Winter zu überleben) und dem Versuch mich wieder in eine körperliche und geistige Verfassung zu bekommen um Beziehungen zulassen zu können. Jeder braucht ja Angestellte die geistig und körperlich, aber auch sozial funktionieren. Die Firma ist gleich an dritter stelle! Ich kann ihnen so viel versprechen! Außer mein Sozialleben ist gerade wieder mal vor dem Zusammenbruch, dann braucht das auch ein entsprechendes Mehr an Aufmerksamkeit, dann wäre es gleich die vierte Stelle. Vorausgesetzt ich habe nichts vergessen. Anyway!
Weiters bin ich, als überdurchschnittlich intelligente Person, am besten eingesetzt, wenn man mich mit der Lösung komplexer aufgaben beauftragt. Eine monotone Tätigkeit würde mich an meiner persönliche Entwicklung hindern. Es wäre also für den Erfolg des Teams förderlich, wenn man davon Abstand nimmt.
Wenn ich Projekte Abgeschlossen habe, bin ich sicher, dass Sie und die Kunden mit dem Endprodukt äußerst zufrieden sein werden, da ich immer ein sehr kreativer und ästhetische anspruchsvollen Lösungsweg bevorzuge. Dass ich das Projekt tatsächlich abschließe ist immer ein wenig von der allgemeinen Wetterlage und meinem Gemüt abhängig. Hab ich schon erwähnt, dass ich Konzentrationsschwierigkeiten habe? I'm just sayin'.
Außerdem ist es in beidseitigem Interesse, dass die Arbeitszeiten flexibel gestaltet werden, da ich oft schlecht einschlafen kann und mindestens 8 Stunden Schlaf notwendig sind um das Risiko eines Herzinfarkt am Arbeitsplatz zu senken. Dadurch ersparen sie sich die nötige psychologische Betreuung meiner (dann ehemaligen) Arbeitskollegen, die einen bleibenden Schaden davon tragen könnten. Einen toten Körper zu sehen kann mit Leichtigkeit ein Trauma auslösen (speziell in einer Warm-Duscher-Gesellschaft wie der unseren.) und das sollte doch verhindert werden!
Ich bin auch zuversichtlich, dass wir ein Einvernehmen über meine Bezahlung finden werden. Meine Gehalt muss auch nur in etwa €200-300 (nach Steuern!) über jenem meiner Kollegen liegen um dadurch die Mehrkosten meiner Krankheit abzudecken, für die ich nun wirklich nichts kann! Alles andere wäre Diskriminierung!!!
Sollte die psychologische Betreuung nicht vom Arbeitgeber bereitgestellt werden, erhöht sich meine Gehaltsforderungen dementsprechend.
Da ich mich wahrscheinlich vor Angeboten kaum retten kann, sollten sie nicht zögern und gleich anrufen.
So einen Mitarbeiter wie mich haben sie mit Sicherheit noch nicht erlebt!
Mit freundlichsten Grüßen
Der Peterle “
Die fehlende Zwangsstörung
Peter hat natürlich schon bei manchen Stellen angefragt, ob er förderungswürdig ist. Da psychische Krankheiten in unserer Gesellschaft immer öfter auftreten, ist die Förderungsstruktur sehr auf dieses Krankheitsbild ausgelegt.
Überspitzt gesagt: Peter muss vorher auch noch verrückt werden um Hilfe zu bekommen.
Doch das Problem ist, dass Peters Krankheiten doch sein ganzes Leben vereinnahmt und das bereits ohne Zwangsstörung!
Peter ist geistig noch stabil. Zum einen weil er ein in einem sehr hohen Maße reflektiert mit seinem Leben umgeht. Der Weiterentwicklungsdrang ist auch sicher ein Grund dafür und es ist auch sehr entscheidend, dass er unkontrollierbares nicht unnötig zu kontrollieren versucht.
Gibt er das alles auf, so wird das mit dem Wahnsinn schon bald eine Realität und in den gepolsterten Räumen vollgepumpt mit Medikamenten lässt sich seine finanzielle Unsicherheit sicher schnell vergessen.
Faul
Wer denkt Peter ist faul und will nichts tun, der könnte falscher nicht liegen! Wie bereits beschrieben macht das durchaus den Anschein, welchen er auch zulässt und in seinem Freundeskreis bewusst nicht korrigiert, aber Peter hat im Moment nicht den Funken von Energie in sich. Er ist einfach Kraftlos!
Außerdem lässt 12 Jahre gegen eine Krankheit zu kämpfen keine Pläne zu und ein normaler Weg mit 'zusammenreißen', 'fleißig sein' und 'hart arbeiten' wird zur Unmöglichkeit. Wenn man zum x-ten mal versucht hat wieder in tritt zu kommen um nach kürzester Zeit jedes mal scheitert und wieder in die Krankheit zurück fällt, dann ist man hauptberuflich Krank!
Also muss man sich den Sinn des Lebens anders suchen und kein Computer- oder Berufsorientierungskurs kann einem da nur irgendwie weiterbringen.
Peter kann nicht sagen, wie sich sein Leben entwickeln wird. Eines kann er aber versprechen: Er wird nicht aufgeben! Er wird sich entwickeln!
Existenzverlust
Muss er in die Sozialhilfe, dann ist wegen der Krankheit unterfinanziert und auch folgendes wird passieren.
Erneuter Verlust des Weges
Da nach langem hin und her für die für das Stipendium zuständige Behörde eine durchgehende Krankheit von damals 6 Monaten nicht genug war um ihn seine Minderleistung zu entschuldigen, haben sie seinen Antrag auf Verlängerung, zwei Monate nach (!) Semesterbeginn, abgelehnt.
Ganz aus der Verantwortung nehmen, kann man Peter in dieser Angelegenheit aber nicht, da er noch eine Arbeit fertig machen wollte, aber von einer schlimmen Entzündung zur nächsten noch schlimmeren Entzündung verflogen die Wochen nur so, er brachte das nicht zusammen und gab den Antrag deshalb erst zu Semesterbeginn ab.
Peter würde nicht nur den Studienplatz verlieren. Wenn er nicht weiter studieren darf verliert er die letzte vage Struktur und Aufgabe im Leben.
Schuldenabbau
Peter muss ca. 3000 Euro aufbringen um die in den letzten Monaten bei Bank und Familie angesammelten Schulden zu begleichen!
Außerdem habe ich ja bereits erwähnt, dass er so vieles erneuern müsste, dass in den Pleitejahren einfach aufgeschoben wurde.
Bekommt er Sozialhilfe, dann hat er - wenn er nichts erneuert, seine Hautkrankheit vernachlässigt, nicht aus dem Haus geht und ohne sozialen Kontakt dahin vegetiert - sicher €50-100 im Monat um die Schulden abzubauen. Das würde ihn ca. 3 Jahre einsperren! Und das ohne verschlossener Tür oder vergitterten Fenstern! Das ist keine Perspektive!
Obdachlos
Das sich Peter mit ca €3000 Schulden keinen Umzug mehr leisten kann, sollte klar sein.
Wenn nun aber seine Mitbewohner darauf kommen, dass er plötzlich nicht mehr Student ist, werden sie ihn möglicherweise bitten, sein Zimmer für einen solchen zu räumen. Vielleicht auch nicht. Das ist noch sehr ungewiss!
Jedenfalls die Alternative im Elternhaus fällt weg, da er jedes Mal, wenn er dort die Nacht verbringt mit einem Asthma aufwacht und er braucht in seiner eigenen Wohnung ca. 2 Wochen um die bronchiale Entzündung wieder loszuwerden. Außerdem wäre er viel zu weit von seinem sozialen Umfeld entfernt.
Und Außerdem (!) ist das Elternhaus ein sehr destruktiver Haushalt. Peter kann dort echt nicht zurück! Wenn man das erklären will einschließlich der Psychodynamik und den verschiedenen Schädigungen, die sich die Menschen dort gegenseitig antaten und antun, dann müsste man mindestens einen ebenso langen Aufsatz schreiben. Mindestens!! Nein Peter hat auch in dieser Lotterie eine der schlimmeren Karten gezogen!
Auf der Straße zu schlafen wäre eine Alternative, für den Heilungsprozess aber kontraproduktiv. Sterben tut man dort aber sicher schneller.
Träume, Luxus, Ziele
Luxus ist nicht das Ziel!!!!
Sicherheit ist das Ziel.
Bewegung ist das Ziel.
Und ein Ziel ist das Ziel.
Im ersten Unterabschnitt dieses Kapitels hab ich ja bereits erklärt, was mit einem normalen Arbeitereinkommen alles möglich wäre und das ist alles was er sich wünscht.
Speziell wenn das Leben so schlimm ist wie das von Peter, muss man aber träumen! Deshalb erkläre ich in den folgenden Punkten, was er zusätzlich noch machen würde, bis er beginnt die spenden abzulehnen.
Sparen?
Peter wird weder in den Aktienmark investieren, noch wird er mit Rohstoffen oder Immobilien herumspielen. Er wird sich weder ein Auto kaufen noch einer exotischen Sammelleidenschaft verfallen.
Sollte es sich ergeben, dass er sich etwas erspart, dann passiert folgendes. Alles über €5000 ist zu viel an finanziellen Puffer und nicht zu rechtfertigen im Bezug auf das Sicherheitsbedürfnis, dass er ja gestillt wissen will.
Es wird dann wieder in Projekte investiert und versuchen Träume zu realisieren!
Projekt 'Schneelos'
Bis jetzt konnte er sich das nicht erlauben daran zu denken den Winter, in dem er eigentlich immer krank ist, zu einem Sommer zu verwandeln. Würde er reiche Eltern haben oder wäre er selbst mit einem unerwarteten Geldsegen beschenkt worden, dann würde er das wie selbstverständlich jedes Jahr tun. Peter hat keine Angst vor Fremden und hat noch überall ein paar Bindungen geschaffen, deshalb ist er auch genau der Typ, der so was machen kann.
Projekt: 'Drehendes Rad'
Und wenn er noch weiter bzw. anders träumen dürfte, dann wäre er zum einen wieder körperlich über zwei Jahre stabil und fit. Außerdem wäre er finanziell so beweglich, dass er sich ein solides Rad, einen Anhänger und eine kleine Gitarre kaufen kann, damit er wieder in die Pedale treten und die Freiheit fühlen kann, die er nur in wenigen Wochen seines Lebens genießen durfte. Ganz abseits jedes Zwanges und Druckes sich den Leben so hingeben und Menschen und Geschichten aus aller Welt hören aufsaugen und musikalisch und literarisch Verarbeiten.
Solange die Beine fähig sind ihn zu tragen. Solange es geht! Das wäre ein Traum! Das würde Leben wieder Lebenswert machen! Das wäre echt was worauf man sich freuen kann!
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Das Ende – Help a brother out!
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Mit viermal 'Ja!' ist man nun hier angekommen und meint, dass Peters Leben wirklich eine beträchtlich schlechtere Qualität hat als das eigene!
Für diejenigen die gegen ein Gesundsterben unserer Gesellschaft sind, frage ich weiter:
Was kann Peter dafür, dass er diese genetische Struktur erbte und die Krankheit überhaupt ausbrach?
Was kann er dafür, dass die Legasthenie nicht erkannt wurde und er, im Zuge seiner Pflichterfüllung, in diese Abwärtsspirale kam?
Was kann er dafür, dass er keine reiche Tante hat, der man das im Zweiaugengespräch kurz erklären könnte?
Hat Peter es verdient in Armut zu Leben?
LeidTeilen
Die Angst zu Verwahrlosen ist ebenso schlimm wie die Krankheit selbst! Peter wird immer diesen Schwankungen ausgesetzt sein und braucht genau deshalb eine stabile finanzielle Basis! Das würde sein Leid nicht nur halbieren, sondern die psychische und soziale Komponente mit stützen. Das Leid wird also geviertelt!
Eine Säule stützt man und zwei trägt man ohne zusätzlichen Aufwand gleich mit!
Das ist doch ein guter Deal? Oder?
(„Also schlagen sie jetzt zu!!!!“ Ich hätte echt ins Teleshoping-Geschäft einsteigen sollen :) )
Lastgrenze
Wir schätzen, dass wir ca. 500 Person finden müssen, die das verstehen und für diesen guten Zweck €1-5 im Monat entbehren können.
Peter will für keinen eine Last sein, der selbst mit Geldschwierigkeiten kämpft!!!
Aber für manche ist Geld kein Problem und ich hoffe diejenigen fühlen mit und können Peter helfen!
Sollte eine Einzelperson, eine Firma oder eine Institution einen signifikanten Teil übernehmen können und wollen, dann ist auch ein kennenlernen möglich. Peter ist durchaus ein umgänglicher Mensch!
MitTeilen
Man kann aber vor allem Helfen, wenn man die Geschichte selbst in seinen Kreisen verbreitet. Ob per Email, Social-Media oder Mundpropaganda ist eigentlich egal. Nur die Geschichte muss so viele Menschen wie möglich erreichen, um das Projekt zum Erfolg verhelfen.
Ich selbst werde die Geschichte in Blogs und Foren zu verbreiten versuchen. Aber ich nehme mir die Frech- und Freiheit und sende den Text an öffentliche Personen, weil diese meistens besser Vernetzt sind und mit Sicherheit die Eingangsfragen alle ausnahmslos bejahen konnten. Für die Invasion der Privatsphäre und dafür, dass ich versuche jemanden Mitleiden zu lassen, bitte ich vielmals um Entschuldigung!
Schlusspunkt
Aber im Moment nicht weiß ich echt nicht wohin ich mich wenden soll! Ich schaffe es ja nicht mal diese Geschichte in der Ersten-Person-Perspektive zu schreiben, weil es mich zu traurig macht! Ich leide mit mir selbst sozusagen! Paradox!
Aber ich habe keinen, der mir Hilft und meine unsichere Existenz stützt, mich Entwickeln lässt und mein LeidTeilt...
Ich bin natürlich Peter!
Wenn Sie einen Beitrag leisten können, um mich aus dieser Sackgasse zu führen, schreiben sie an peter.base@eclipso.at
und dann bekommen Sie auch meinen richtigen Namen.
Ich bitte um Hilfe!
------ Geteiltes Leid ist halbes Leid.
---- Oder verdoppelt sich das Leid, weil man andere mitleiden lässt?
--Ich hab das nie so richtig verstanden!
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Textabkürzung
Der Text ist lange weil das Problem kompliziert ist!
Aber der Text ist auch variabel. Man kann einfach hinein schmökern und sich dabei folgende drei Fragen stellen:
- Würden Sie das Leben unter keinen Umständen mit Peter tauschen?
- Führt Peter ein kompliziertes Leben, bzw. eine unmögliche Existenz?
- Sollte Peter in welcher Form auch immer Unterstützung erhalten?
- Hat Peter genug gelitten?
Mit viermal 'Ja!' kann man sofort zum letzten Abschnitt blättern!
Aber wenn man schon um Hilfe bittet, dann sollte man auch ein annähernd vollständiges Bild zeichnen, was in Peters Fall eine 50 Seitige Erörterung bedeutet :)
Teilen!
Bevor ich beginne, will ich betonen: Zum Gelingen dieses Projektes ist es notwendig die Geschichte im eigenen Netzwerk zu teilen!
Ich alleine habe nicht die Reichweite und ich bitte inständig, dass Sie mir vor allem diesen Gefallen tun. Danke!
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Inhaltsverzeichnis
Textabkürzung
Teilen!
[] Vorwort
[] Peter auf der Grenzlinie
Die vier Säulen
......Die ersten Jahre. Der Aussichtslose.
. Textstottern
. Die zweiten Jahre. El Normalo.
. Erwartungen pulverisiert
......Steiler Absturz - Der Verunmenschlichte.
. Antreten!
. Weiter geht die Pflichterfüllung
. Neustart ins soziale Trauma
. Der totale Kontrollverlust
. Krankheit als Leidenslehre!
. Zwangsausbildung zum Menschenkenner
. Perspektive: unmenschlich Vegetieren
. Problem Pflichterfüllung?
......Senkrechter Aufstieg - Der Leistungsmensch.
Legasthenie
Studienbeginn
Leistungssport
Auslandserfahrung
......Die Umkehr - Der Mann mit der gelben Maske.
. Stillhalten, die Mitte finden und weitermachen!
. Nebenwirkungen
. Dennoch! Am weg Trainieren! - Der Abenteurer
......Ausgedehnter Abstieg - The Indifferent.
. Hohe Ziele
. Unsichtbar Krank
. Die Karotte am Stock
. Der Todesvertrag
. Die chinesische Folter
. Künstlicher Takt
. Stress und Stressvermeiden
. Das Reh und der Scheinwerfer
. Teufelskreis im Jahresrhythmus
. Vorschau
......Kapitulation rekapituliert – Balance in 7 Akten
[] Ergänzend: psychosoziale Aspekte
. Wichtig !!! Für Freunde und Bekannte
. Beschützende Lüge
. No Pitty
. Ansichtssache
. Scham und Schuld
. Kontrollverhältnis 20-80!
. Genetische Schuld
. Die Beziehungskiste
. Familie
. Sport
. Persönlichkeitswechsel
[] Ergänzend: sozioökonomische Aspekte
......Armut und Auswege
. Die Panik vor der abgelaufenen Milch
. Rottophobie
. Armutshässlichkeit
. Proaktiv
. Erkältungstee
. Soziale Inklusion
. Implizit asozial
. Der kalte Händedruck zum Geburtstag
. Depression ausgehen
. Depression austrinken
. Depression ausschwingen
. Depression ausschwitzen
. Depression ausreisen
......Arbeit
. Die Würde
. Verlässlichkeit
. Arbeitsfähigkeit
. Ehrlich motiviert
. Die fehlende Zwangsstörung
. Faul
......Existenzverlust
. Erneuter Verlust des Weges
. Schuldenabbau
. Obdachlos
......Träume, Luxus, Ziele
. Sparen?
. Projekt 'Schneelos'
. Projekt: 'Drehendes Rad'
. Das Ende – Help a brother out!
. LeidTeilen
. Lastgrenze
. MitTeilen
. Schlusspunkt
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Vorwort
In unserer Gesellschaft wird es zugelassen und es ist auch durchaus erwünscht, dass sich eine Ungleichheiten in unserem Einkommen ergibt. Es ist unsere Art Anreize zu schaffen sich an der Gesellschaft und an der geteilten Arbeitswelt zu beteiligen. Wer fleißiger ist, viel arbeitet und ständig versucht sich weiter zu entwickeln, der hat es auch verdient mehr vom Kuchen zu bekommen. Aber auch diejenigen, die besonders schlau oder talentiert sind, dürfen überdurchschnittlich verdienen, auch wenn es sich dabei um ein (in Teilen) angeborenes Talent handelt.
Auch viele körperlichen Defizite sind angeboren. Durch die ungleichen Voraussetzungen, die einem nicht zur Wahl stehen, ergeben sich auch Ungleichheiten, die sich wiederum in Einkommensunterschieden ausdrücken können. Dass das fair ist, lehnen zwar viele ab, ist aber für mich eine akzeptable Form wie wir als Gesellschaft belohnen und verteilen.
Was aber wenn diese angeborenen Zerbrechlichkeit in die Armut führt?
Ist das dann auch verdient?
Durch eine chronischen Erkrankung des Immunsystems hatte Peter 2 der letzten 12 Jahren in denen er sich an einer stabilen Gesundheit erfreuen durfte. Seit drei Jahren bekommt er eine Therapie, die die Symptome der Krankheit unterdrückt, sie somit sozial Verträglich macht, aber gleichzeitig die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Er kommt deshalb gerade von der Bahn ab.
Deshalb bittet er um Einfühlungsvermögen und Hilfe!
.. . . . . . . Es handelt sich um eine Leidenserklärung!
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Peter auf der Grenzlinie
Die vier Säulen
Stabilität kann im Grunde auf vier Säulen reduziert werden:
- physische Robustheit
- psychischer Stärke
- sozialer Bindungen
- finanzielle Sicherheit
Peters Lebensgeschichte ist ein Balanceakt.
Beim lesen seines Lebensweges, sollte man sich vor Augen führen, welche dieser Säulen ihn gerade stabilisieren. Man wird sehen, dass Peter mit vier Säulen das Leben so richtig Lebenswert findet, dass drei Säulen intakt sein müssen um es überhaupt ein Leben nennen zu können. Wenn nur zwei intakt sind, dann kann man das über eine kurze Zeit hinweg ausballancieren, was viel Kraft kostet aber möglich ist. Steht man nur auf einer, dann ist man verdammt zu fallen!
. . . . . .Die ersten Jahre. Der Aussichtslose.. . . . . .
In einem mittelgroßen österreichischen Bergdorf kam Peter als viertes von sechs Kindern zur Welt. Schon früh sah man seine körperliche Gebrechlichkeit und da das, was sich in den romantisierten Zeiten gesund gestorben hat, viel länger überlebt, war er oft in seiner Kindheit krank. Seine chronische Immun- und Hauterkrankung ist weit verbreitet, aber bei kaum jemanden zeigten sich so starke Symptome wie bei ihm. Im Zuge dieser Erkrankung hatte er auch ein Hartnäckiges Asthma, welches in Kombination mit den zahlreichen Allergien, die die Krankheit nach sich zeiht, jeden Ausflug ins grüne zur Qual werden ließen. Auch wenn er mal mit einer Gruppe auf einem Ausflug ging und in eher unhygienischen Verhältnissen übernachtete, wurde er von der Atemlosigkeit geplagt. Alles war einfach nicht so richtig zu genießen und immer kam irgendwas, wo er ganz anders wie die anderen war und das versteht man als Kind einfach nicht.
Außerdem schien er nicht sonderlich hell zu sein. Er brachte nur mittelmäßig bis schlechte Noten nachhause, hatte keine besonderen Talente, aber speziell in Deutsch erwies er sich unfähig dreimal hintereinander dasselbe Wort richtig zu schreiben.
Textstottern
Seine tägliche Routine war es, auf den Lehrer erschöpft zu wirken und auf keinen Fall Blickkontakt zu suchen. Am besten macht man das, wenn man auf den Boden schaut. Angestrengt ins Heft und auf den Boden muss man schauen, sonst signalisiert man, dass man laut vorlesen will. Das Fenster ist auch geeignet, man darf aber nicht zu lange aus dem Fenster sehen, sonst wird man vom Tagträumen, mit der Aufforderung laut vorzulesen, erweckt.
Man muss sich so leblos wie möglich präsentieren, weil jeder Ausbruch von Leben ein Zeichen dafür ist, dass man sei heute besonders motiviert. Dann muss man natürlich auch gleich die Lebhaftigkeit ausnützen bzw. austreiben und wird vom Lehrer zum laut vorlesen aufgefordert. Die Lebhaftigkeit ist sofort wieder weg. Das war eines der sichersten Mittel! Weil wenn er den kurzen Absatz zu ende gestottert hatte und sich die Schulkollegen und Freunde mit Scham von einem abwandten, konnte der Lehrer noch immer seine Überlegenheit zeigen indem er einem vor der Klasse mündlich ein Urteil über seine gerade dargebotene Leistung ausspricht. Er war immer Enttäuscht. Seine mahnenden Worte verfolgten einen bis in die Träume, egal ob Tag oder Nacht.
Wenn man ein Talent finden will, war es sicher jenes, seine Eltern zur Verzweiflung zu treiben!
Durch diese ganzen Probleme ergaben sich viele Irritationen und die Fragen, die er stellte wurden von seinen Eltern nur mit „Demut“, „sich hinten anstellen“ und „Gott“ beantwortet, also hörte er einfach zu fragen auf und träumte sich mit dem Blick gen Boden durch die jungen Jahre.
. . . . . .Die zweiten Jahre. El Normalo.. . . . . .
Aber wie sie so oft aufwachsen, konnte er sich ab 12 körperlich erholen und fand über den Mannschaftssport zu einem sehr gesunden Konkurrenzdenken. Es war für Peter eine Erfüllung sich körperlich zu verausgaben und da, nach einer Zeit, auch sein Asthma beseitigt schien, erfreute er sich daran täglich den Pulsschlag zum Rasen zu bringen und das Blut mit Sauerstoff zu füllen. Seinen Verbesserungsfanatismus nahm er aus dieser Zeit. Er sah, dass noch so viele möglich ist, auch wenn einen schon alle abgeschrieben haben.
Die chronische Krankheit war nicht weg aber sie spielte über sieben Jahre keine Rolle. Natürlich waren öfter Kratzer an seinem Körper zu sehen, die ihn in Verlegenheit brachten. Er erzählte mir einmal wie er sich vor den Mädels verstecken wollte, die im beim Fußballspielen zusahen, er konnte mit den Stutzen nicht seine blutenden Kniekehlen verdecken. Das war doch sehr unangenehm!
Aber er dachte, er könne sich da schon heraus schälen und einfach eine tolle Type werden. An Problemen wächst man ja auch und sie vertiefen den Charakter. Er war fest davon überzeugt, dass eine schwere Lebenslage auch als Antrieb dienen kann. Also werden Probleme nicht vermieden, sondern analysiert und frontal angegangen. Einfach stark werden! Mit viel Arbeit und Selbstvertrauen wird das schon! Er wusste, dass er das kann!
Erwartungen pulverisiert
Mit dem Berufseinstieg veränderte sich nochmal so einiges. Zuerst schien es, als seien beide Hände aus der linken Seite entsprungen, aber mit 16 wächst sich das noch zusammen und ein Jahr später wusste er was er kann.
Die Überraschung schlechthin war aber die herbei gefürchtete Berufsschule! Zu beginn konnte er es selbst kaum glauben, aber nur technisch fokussiert, funktionierte das Lernen plötzlich frustlos. Weil er ja eine Type werden wollte setzte er sich mit diesen schulischen Erfolgen neue Ausbildungsziele. Einen echten Plan hatte er noch nicht und dachte sich, dass würde sich am Weg ergeben, der, wie jeder weiß, sowieso das Ziel ist.
Außerdem hatte er viele Freunde und mochte sie alle sehr gerne. Zum ersten mal erlebte er was das Wort Heimat bedeutet. In seinem Elternhaus konnte er nie von so einem Gefühl sprechen, da gab es allgemein zu viele Probleme und Irritationen. Aber das ist ja bei vielen so und soll hier nicht unbedingt das Thema sein.
Im großen und Ganzen war es trotz der Probleme eine schönen Zeit!
Die Geschichte wäre keine solche, wenn sie hier enden würde.
Ich schicke eine Warnung voraus:
. . . Die folgenden Textbilder sind für Kinder ungeeignet. . .
Habt ihr sie schon raus geschickt? Gut!
. . . . . .Steiler Absturz - Der Verunmenschlichte. . . . . . .
Antreten!
Peter kam, stark wie er war und umringt von einer Schar von Freunden, zur Militärselektion. „Nein, es ist keines!“ antwortete er auf die Frage ob die Hauterkrankung ein Problem darstellen könnte. Ein Stempel schrieb „Tauglich“ und keiner war überrascht.
Er wurde gleich nachdem er eingezogen wurde einmal so richtig Krank. Passiert! „Ist doch besser zu ruhen als mit dem Gewehr irgendwo in der Kälte und im Schnee Krieg herum zu spielen.“ dachte er sich.
Aber mit dieser Krankheit wurden seine Mandeln beschädigt und die Haut bekam auch einiges ab. Aber Peter machte weiter, bewahrte seinen Humor. Der Frühling zog ein und er merkte wie plötzlich seine Allergien intensiver wurden. „Auch kein Proben“, gedacht. Danach bekam er immer wieder sehr schlimme Ausschläge an den Füßen, die sich immer weiter ausbreiteten. Aber auch da war es so, dass der Sommer ja das meiste korrigiert also noch immer kein Problem. Es wurde dann wirklich wieder einigermaßen stabil. Aber er merkte schon, dass das Regenerieren selbst sehr an den Kräften zehren kann. Da gab es noch so einige Episoden die ich auslasse, aber es sollte doch ersichtlich sein, wie es ihm in dieser Zeit erging.
Weiter geht die Pflichterfüllung
Jedenfalls ist er gegen Herbst von den stickigen Schuhen befreit worden und heuerte wieder bei seiner alten Firma an. Der Chef ging auch aktiv auf ihn zu, weil er wusste, dass er viel kann. Eine zuverlässige Arbeitskraft braucht man immer und es war viel zu tun.
Peter übernahm den Störungsdienst und musste nebenbei noch einige Baustellen leiten. Es war ein mittlerer technischer Installationsbetrieb und Überstunden waren an der Tagesordnung.
Wenn Peter heute davon berichtet sagt er, dass er nur Ziegelstaub geatmet und sich mit Telwolle bekleidet hat. Als Hautcreme verwendete er abgestandenen Gummiabrieb vermengt mit Öl, welches über Jahrzehnte gereift in den höheren Regionen der Industriehallen nur den ganz Privilegierten zugänglich ist. Dass er meistens über 10 Stunden am Tag arbeitete war aber keine Übertreibung. Er musste ja die Schulden vom seiner Militärzeit abbauen.
Es war eine stressige Zeit! Gepaart mit den harten Wintermonaten kam der vom Militär mitgeschleppte Fußausschlag wieder und breitete sich immer weiter aus. Die Haut wurde wieder sehr schlecht. Wirklich schlecht! Er musste des Öfteren in Krankenstand gehen und lag auch manchmal im Krankenhaus. Er konnte diese Entwicklung selbst kaum glauben, blieb aber immer Realist und musste in einer eher sentimentalen Stimmung seinen enttäuschten Chef die Kündigung überreichen. Es ging ganz einfach nicht mehr!
Neustart ins soziale Trauma
Aber wo ein Wille ist, da ergibt sich ein Plan. Und in einem reichen Staat wie Österreich findet man zum Glück Möglichkeiten sich selbst herauszuziehen und dabei unterstützt zu werden.
Körperlich angeschlagen war er ständig erschöpft von den vielen Wunden. Auch seine Schlagfertigkeit lies nach. Ist ja denke ich klar, wenn man ständig damit beschäftigt ist Wunden ausheilen zu lassen und außerdem mit der Scham und der Hilflosigkeit zu tun bekommt, weil man das Gefühl bekommt, dass man die Kontrolle über seinen Körper verliert. Das kann man nicht so einfach abstreifen.
'Gute Freunde helfen einem über schwere Situationen hinweg.' Es waren diese Tage in denen er lernte, dass das nur eine so dahingesagte Weisheit ist, die jeder in guten Zeiten vor sich herträgt um sie in schlechten zu vergessen. Ein Positives Selbstbild ist ja wichtig, aber schlussendlich hat diese 'Weisheit' keinerlei Substanz.
Die Heimat, die er in den Freunden sah, verlor er, weil der Verlust seiner Schlagfertigkeit und Leistungsfähigkeit ruft nun mal Irritationen hervor. Und manche gehen damit so um, dass sie diffamieren und auf jemanden eintreten der schon am Boden liegt. Oder anders gesagt: Sie entfernen das Kranke aus ihrem Leben.
Das war eine eher weniger schöne Erfahrung! Aber die beiden besseren Freunde bleiben ja. Das ist aber auch zu wenig um da vertrauen nicht zu verlieren. Die Demütigung werden zu Gerüchten und wenn man zu schwach ist dagegen anzukämpfen, muss man sich aufgrund des Gesichtsverlusts zurückziehen. Aber es gibt noch viele Leute auf der Welt und er war doch sehr positiv gestimmt, dass er wieder viele Freunde finden wird. Trotzdem blieb die Erfahrung immer präsent.
In der Zeit der Abschule fand er solche Freunde auch. Das Gefühl, eine neue Heimat gefunden zu haben, ergab sich nie. Aber es waren gute Freunde, die diesen in Selbsthass fundierten Herabsetzungstrieb nicht zeigten.
Leider lief aber mit der Krankheit etwas ganz schief. Peter wurde mit 20 immer instabiler.
Der totale Kontrollverlust
Der erste Winter in der Abendschule brachte einen noch nie dagewesenen Krankheitsschub mit sich. Er hatte zum ersten mal Wunden über den gesamten Körper.
Der nächste Sommer brachte auch keine vollständige Heilung mehr.
Der nächste Winter wurde zur Qual! Er konnte kaum noch Konzentration fassen. Die Wunden am gesamten Körper wurden zum Dauerzustand und triviale Dinge wie die tägliche Dusche wurden von kaum auszuhaltenden Schmerzen begleitet.
Darauf folgt eine Wiederholung des Sommers und ein nochmal schlimmerer Winter.
Und derselbe Zyklus wiederholte sich nochmal!
Peter war bereits 24 als er des öfteren in Einsamkeit und Schwäche diese tiefe Traurigkeit spürte, weil er keinen Ausweg sah.
In solchen Zeiten muss man sich die Tränen gut einteilen, nicht nur weil sie über ein verwundetes und geschwollenes Gesicht noch mehr schmerzen, sondern auch, weil man gegen diese Tristesse kämpfen und positiv bleiben muss. Diese Trauer hat viele Tiefen und man darf sich einfach nicht zu sehr daran gewöhnen, da man gut und gerne von ihr vereinnahmt werden kann.
Diese vier Jahren kann man nicht in einem Absatz erklären. Wir haben versucht das auf verschiedene Arten auszudrücken, aber man stößt schnell an Wortgrenzen. Die Sprache ist einfach limitiert und ein paar Sätze scheinen etwas anzudeuten aber trotzdem das entscheidende bleibt ungesagt.
Krankheit als Leidenslehre!
Für Peter war das eine zerschmetternde Erfahrung. Während andere in den Mittzwanzigern in Beziehungen zu Leiden aber auch zu Lieben lernen, beschränken sich seine Beziehungserfahrungen auf die mit dem Gesundheitssystem. Über lange Phasen musste er jede Woche zum Facharzt, weil wieder irgendwas anderes aufkam. Andere müssen sich in dieser Zeit in Sicherheit und Stabilität üben, Peter konnte immer mit der Zuwendung zur Absurdität des Lebens einen gewissen humoristischen Antrieb finden. Stabilität war nicht vorhanden und sein Leben absurd!
Kortison schmieren, schlucken und manchmal auch intravenös. 'Der Körper wird’s schon aushalten!'
An manchen Tagen vor allem wenn er den Kopf vor Schmerzen nicht bewegen konnte und die Augen zugeschwollen waren schlug das Herz auch mal schneller und er dachte: „Eigentlich könnte es ja bald vorbei sein.“ und fragte sich selbst des öfteren „Wie lange kann das der Körper noch aushalten?“
Aber weiter geht’s! Schulisch gelang alles problemlos, da er ja viel mehr Zeit zur Verfügung hatte, als alle anderen in seiner Klasse, die nebenbei noch arbeiten gehen mussten. Außerdem wurde er nicht von Freunden vom lernen abgehalten, da er ja kaum noch welche hatte. Er bildete sich auch in vielen anderen Bereichen weiter und wurde richtiggehend zum Buchmenschen. Trotz seiner offensichtlichen Leseprobleme!
. . Ausgehen war nicht Auszuhalten!
. . . .Neue Leute kennenlernen war eine Seltenheit!
. . . . . .Frauen kennen lernen: Selbsterklärend!
Zwangsausbildung zum Menschenkenner
Peter lernte, dass man so gut wie keinen Fremden in die Augen schauen kann, weil andere Menschen wie Spiegel für uns sind. Er lernt weiter, dass man andere in Panik versetzen kann, weil sie einem ja nur helfen und heilen wollen, aber sie sind genauso machtlos wie man selbst und sind nicht in der Lage zu helfen und zu heilen. Er lernte auch, dass man noch immer in so einer hilf- und aussichtslosen Situation positiv blieben muss. Nicht nur für sich selbst, sondern auch um die Verzweiflung der Mitmenschen in Zaum zu halten.
Kurz: er lernt wie Krankheit nicht nur den eigenen Körper und Geist vernarbt, auch jeder andere rund um einen leidet und wird in den Wahnsinn getrieben!
Man lernt die Blicke schöner Frauen kenne, die reflexartig von der glänzenden Gesichtscreme abgleiten und plötzlich eine interessante Struktur am Boden, an einer Hausmauer oder im blauen Himmel entdecken und wie gebannt dorthin starren. Er selbst bemerkt diese interessante Struktur zur selben Zeit, aber nur am Boden. „Das ist ja auch eine Art von Blickkontakt.“, dachte er.
In solchen Momenten erinnerte er sich plötzlich wieder an die Schulzeit. Er hat den Boden wiederentdeckt sozusagen!
Perspektive: unmenschlich Vegetieren
Die Abendschule war fast abgeschlossen und Peter hatte die Perspektive um Pension anzusuchen und ein grausames aber anspruchsloses Dahinvegetieren sein Leben nennen zu dürfen.
Er konnte sich kaum konzentrieren, weil der Wechsel von schweren Wunden zu schweren und schmerzvollen Wunden, einen doch psychisch vereinnahmt. Überfordert ist eigentlich das richtige Wort!
In der Abendschule bekam er ein Stipendium, dass nicht nur zum Überleben sondern zum Leben reichte und seine mit der Krankheit erhöhten Lebenskosten gut abdeckte. Die Pension würde ihn aber wahrscheinlich vollkommen unterfinanzierten!
Aber wie soll man sich mit solchen Problemen den sogenannten 'ernst des Lebens' widmen, wenn man auch ohne zusätzlichen Ernst einer Situation ausgesetzt ist, welche keine Schönheit und Geborgenheit zulässt. Ernsthaft: Wie soll man das aushalten?
Problem Pflichterfüllung?
Er dachte natürlich viel darüber nach wie er hätte verhindern können in so einen Lage zu geraten. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Peter auf die Frage, ob die Hautkrankheit ein Problem darstellen könnte mit „Ja“ geantwortet hätte und der Stempel in der folge 'Untauglich' geschrieben hätte. In der Zeit begann ja alles!
Oder vielleicht hätte er gleich nach dem Wehrdienst seine Arbeit nicht fortführen dürfen. Er hatte das Gefühl, dass er das nicht mehr aushält. Aber sein Umfeld hatte ihn immer zur Pflichterfüllung gedrängt und das ist auch in einer gewissen Weise verständlich. Nur gingen sie davon aus, dass er gesund ist und immer gesund war und er wehrte sich nicht gegen dieses denken und versuchte zu machen was jeder gesunde macht: Verdienen und Pflichten erfüllen!
Aber all dieses denken ändert im Grunde nichts an der Situation und ist rein hypothetisch.
* * * *Aber glücklicherweise kam alles anders!
Man darf nun die Kinder wieder herein holen!
Es folgt eine inspirierende Erfolgsgeschichte!
Die Hoffnung stirbt also doch zuletzt!
Oder ist sie Wiederauferstanden?* * * *
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Senkrechter Aufstieg - Der Leistungsmensch.
Die moderne Medizin vollbringt so manches Wunder. Weil die Krankheit sein Leben zu zerstören drohte (die Ärzte sahen das auch nur 4 Jahre zu spät!), wurde ihm eine teure aber sehr wirkungsvolle Therapie vorgeschlagen und genehmigt. So etwas bekommt man für diese Krankheit eigentlich nicht, aber sein Fall war speziell!
Der Leidensdruck war zu groß, also überlegte er nicht zweimal!
Die ersten drei Tage nachdem er das Medikament zum ersten mal einnahm, brannte die Haut, wie wenn kleine Flämmchen darunter flackern. Was dann nach ein paar Wochen im Frühling passierte war fantastisch! Peter hatte plötzlich wieder eine stabile Haut! Ein Wunder!
Das war eine Zeit! Man konnte ihn kaum noch halten, er war voller Tatendrang und wollte nicht mehr als die Welt erobern! Da er zu dem Zeitpunkt schon ein wenig aufgespeckt hatte, war seine oberste Priorität seinen Körper wieder einigermaßen in Schuss zu bringen, da der Sport immer als ein Motor seiner Entwicklung diente oder in Peters Worten: „Ohne Sport bin ich nicht zu gebrauchen!“
Legasthenie
Neue Pläne waren auch schnell gefasst! Er erledigte die Matura mit eineinhalb Fingerschnippen und wollte nun sogar studieren gehen! Also lies er sich von Fachleuten überprüfen ob das mit der Lese- und Rechtschreibschwäche auf angeborenen Stumpfsinn zurückzuführen ist oder ob es doch tiefer liegende Gründe gab. Sie stellten eine Legasthenie fest und attestierten ihm in logisch kombinatorischem Denken sogar einen IQ von 130! „So lässt sich konkurrieren!“, dachte er sich und reflektierte nur kurz auf den möglichen Weg, den er hätte gehen können. Wenn das seine Hauptschullehrer schon erkannt hätten. Dann würden sich die Hautprobleme auf ein Minimum beschränken, da er ja nie mit den allergenen Substanzen in Berührung gekommen wäre. Aber das ist alles hypothetisch.
Studienbeginn
Ich war skeptisch, ob er sich da nicht übernehmen wird und ob er nicht doch einen bis drei Gänge zurückschalten soll.
Aber er wollte nicht hören und behielt recht! Das Studium meisterte er spielend und da er niemals ein Einserschüler war, vergrößerte er die Herausforderung um die zu beginn viel zu guten Noten wieder ein wenig seinem Dreier-Anspruch anzunähern. Nach genau einem Jahr hatte er eine Halbmarathonform, war im Studienplan leicht vorne und setzte sich jetzt in den Kopf sich mit Fremdsprachen und Auslandserfahrungen einige nützliche Zusatzqualifikationen anzueignen.
Daran sieht man auch, dass Peter, wenn es geht versuch sich wieder einem normalen Leben anzunähern. Er wollte einfach sein Einkommen irgendwann wieder selbst generieren und mit einer guten Sprachkompetenz lässt sich einfach viel anfangen.
Italienisch wählte er nicht nur zufällig, sondern hatte im Hinterkopf den Plan dem Winter zu entkommen, welcher noch immer ein Symbol für Schmerzen und eine zerstörte Haut war. Aber, so ehrlich muss man auch sein, er wollte eine prägende Zeit erleben. Zur Abwechslung eine hervorragende Zeit!
Leistungssport
Peters körperlicher Heilprozess war einfach unglaublich! Man sah kaum noch die Wunden auf seiner Haut. Er war ziemlich blass aber das war viel besser als das rot gelb was er über die letzten Jahre trug. Und er lief und lief und lief. Bei Antritt seines Auslandsjahres hatte er Marathonform. Sah dementsprechend schlank und durchtrainiert aus. Auch seine Gesichtsknochen bildeten schön langsam etwas, dass man attraktiv nenne könnte. Peter war nicht mehr derselbe! Seine Persönlichkeit veränderte sich einmal mehr. Die Arbeit daran sich zu öffnen und wieder neue Freunde in sein Leben zu lassen verlangte im einiges ab. Aber er hat niemals das Grundvertrauen in die Menschen verloren und fand deshalb wieder wunderbare Menschen. Ausgehen war auch wieder ein Thema. Und die Mädels? Zu dem Zeitpunkt noch nicht! Das war dann doch noch etwas schwieriger.
Auslandserfahrung
In Neapel angekommen dauerte es keine zwei Tage und er fühlte sich in dem zuvor nur unzureichend ausgeprägten Englisch sehr wohl und ein halbes Jahr später war das Italienisch auch schon einigermaßen akzeptabel.
Wirklich wichtig war, dass Peter seine Person nochmal öffnen konnte und dass er lernte auf fremde Menschen wieder unbeschwerter zuzugehen. Er vergaß nie zur Gänze, wie die Blicke der Frauen und die seinen synchron zu Boden glitten, aber er machte Fortschritte und fühlte sich in weiblicher Gesellschaft wieder sehr wohl. Er öffnete sich emotional und begann auch wieder sich zu verlieben. Eigentlich zum ersten Mal so richtig! Das mit 27! Einmal sagte er mir, wie schwierig das war, sich selbst wieder verwundbar zu manchen wenn man schon mal so ein emotionaler Eisblock sein musste, welcher einfach alles abprallen lassen muss um zu überleben. „Diese psychische Bewegung verlangt einen immensen Einsatz.“ ließ er mich wissen.
Und er fand ein zweites mal das Gefühl der Heimat und Geborgenheit und konnte sich täglich intensiv mit seinen nächsten Menschen auseinandersetzen.
Aber aufwärts ist nicht die einzige Richtung eines bewegten Lebens!
Peter hatte die zwei Monate zuvor schon ein paar mittelschwere Entzündungen erlebt, aber alles mit seinen Mitbewohnerinnen humoristisch durchlebt. Irgendetwas konnte aber nicht stimmen. Der Heilprozess dauerte einfach länger als er das gewöhnt war.
Anfang Februar schrieb er in sein abgegriffenes Gedankenbuch: „I'm fucked!“ Ein neues Kapitel war eröffnet!
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Die Umkehr - Der Mann mit der gelben Maske.
In noch immer gebrochenen italienisch erklärte er der Ärztin, dass sie keine Ahnung hat, was das für Auswirkungen haben wird, als sie ihm verweigerte das Medikament weiterhin zu verschreiben. Es wurde irgendwas von Nierenversagen gesprochen, aber wie es in solchen Situationen eben ist: Man hört alles nur in so einem dumpfen Hall.
Dieser Termin war zufällig am selben Freitag, an dem er in eine neue Wohngemeinschaft einzog. Einen halben Tag ohne das Medikament als er beim ersten, von ihm zubereiteten, Abendessen saß, begann sein Gesicht plötzlich zu pochen, sodass er sich nicht wirklich auf das Gespräch einlassen konnte. In der Nacht musste er immer wieder eine Flüssigkeit abwischen, die plötzlich aus der nicht verletzten Gesichtshaut austrat, es war aber kein Schweiß sondern etwas undefinierbares. Am nächsten Tag war das Gesicht rot, geschwollen und durchnässt. Am Tag darauf bildete sich eine dicke Kruste, es war entzündet und gelb.
Seit diesem Tag ist es für ihn das Symbol der 'gelben Maske' mit der er sich im Spiegel plötzlich nicht erkennen konnte. Es ging alles so schnell! Viel zu schnell um nicht zum nächsten Trauma zu werden!
Als Entschuldigung dafür, dass er sich die erste Woche im Zimmer einsperren musste schrieb er auf einen Zettel um Verzeihung betend, dass er krank sei und wie ein Monster aussehe. Mit eineinhalb verklebten Augen musste er sich am Montag den Weg mit den öffentlichen Verkehrsmittel von Krankenhaus zu Krankenhaus suchen. Er sah nur auf den Boden, weil er die Blicke der Passanten einfach nicht ertrug. Und dann quälte er sich mit seinem Italienisch durch die Bürokratie und wollte nur eines; ein anderes Medikament, dass das ganze wieder einigermaßen ins Lot richten kann. Dieser Leidensdruck kann Existenzen zerstören und geht nicht spurlos an einem vorbei!
Einige Wochen und Antibiotikatherapien später kam endlich die Bewilligung für ein lächerlichst teures Medikament. Es war eine dreimonatige Spritze, die mehr als doppelt so viel kostete, als er in dieser Zeit zum Leben braucht. Man teilte ihm mit, dass es in einem Hamster oder einem Hühnerei herangezüchtet wird und dass es ein echtes Risiko auf einen Herzinfarkt und Krebs gibt. Es ist auch noch ein neues Medikament und deshalb mangelt es an Langzeiterfahrungswerten, aber es solle 'besser' sein hat man ihm mitgeteilt. Wenn der Leidensdruck so groß ist, dann nimmt man einfach jedes (!) Risiko auf sich!
An dem Tag an dem er das Medikament bekam, scherzte er schon wieder und sagte seinen Freunden, dass sein Körper jetzt viel wertvoller sei, weil diese lächerlich teure Flüssigkeit nun irgendwo in ihm herumschwimmt. Aber wenn man ein wenig vom Menschen versteht, dann war da eine ordentliche Portion Galgenhumor dabei.
Stillhalten, die Mitte finden und weitermachen!
Schön langsam ging es wieder bergauf. Ein ständig rotes Gesicht zeugte noch von dem, was geschehen war. Wenn man dort Kortison verwendet, wächst sich das nicht so einfach wieder raus. Paradoxerweise!
Peter begann wieder Sport zu treiben. Etwas nachdenklicher. Er hatte viele Alleinphasen und als er sich endlich durchgerungen hat seiner besten Freundin zu sagte, dass er sie liebt, bekam er noch mehr dazu. Aber es bestätigte nur wieder einmal seine These, dass das Kranke einfach unausstehlich ist und so leicht aus dem Leben entfernt werden kann, egal wie tief die Bindungen zuvor waren. Das ist dann doch etwas frustrierend. Peter fragte sich zu der Zeit, wie viele Traumata er schon durchleben musste und kam zu keiner zählbaren und zufriedenstellenden Antwort. Auch weil sie sich ja gegenseitig befruchten und das nächste auf diese Art noch schlimmer erscheinen lassen. Über solche Dinge nachzudenken ist absurd und genau das, was man braucht um das ganze mit Witz zu sehen.
Die Einsamkeit und die ewige Liebesbriefschreiberei begleiteten ihn im Sonnenschein durch den Tag. Viel schönes hat er gesehen. Trotzdem schmeckte alles etwas bitter und die Kraft war nicht mehr dieselbe.
Er wusste aber nicht warum! War es das Medikament und dessen Nebenwirkung? Die drohende ewige Einsamkeit? Das unkontrollierbare Krankheitsbild? Die Länge, Intensität und der Wechsel der Krankheit? Oder eine Kombination aus allem? Wer weiß!
Peter wurde in dieser Zeit immer musischer und wurde immer schwieriger die nötige Konzentration zu fassen um die Fachtexte zu bearbeiten. Auch jeder Abgabetermin wurde immer schwieriger einzuhalten. Was er früher einhändig mit zwei Fingerschnippen erledigen konnte, war plötzlich nur noch mühsam! Er schaffte nicht alles, was er sich vorgenommen hat, aber doch die Minimalanforderungen die an ihn gestellt wurden.
Peter schrieb viel und hörte viel Musik. 'My body is a Cage' von Arcade Fire entwickelte sich zur seiner persönlichen Hymne. Er fasste den Entschluss, dass er selbst ein Instrument lernen will, sobald er wieder in Österreich ist, um vielleicht etwas schönes aus seinem Chaos-Leben zu kreieren.
Nebenwirkungen
Man kann Nebenwirkungen manchmal nicht auf ein Medikament isoliert betrachten. Neben der neuen Therapie – die das Immunsystem stärker drosselt als das Alte, welches aber keine Leistungseinschränkungen nach sich zog - können auch psychische Faktoren nicht ausgeschlossen werden, die ihn plötzlich von seiner eigentlichen Leistungsfähigkeit abhielten.
Irgendwas war faul und es passte ihm gar nicht! Und weil er Probleme immer proaktiv anging, suchte er sich einen Psychologen und bezahlte €50 alle eineinhalb Wochen, damit er mit ihm spricht. Eigentlich war das weit über seinem Budget aber er fühlte, dass er das zu der Zeit einfach brauchte. Es half ein bisschen, aber zu einer echten Antwort kam er nicht! Es fühlte sich alles irgendwie anders an und Peter verstand es nicht!
Dennoch! Am weg Trainieren! - Der Abenteurer
Peter hatte sich zu beginn seines Auslandsjahres eine verrückte Radreise in den Kopf gesetzt. Nachhause soll es gehen. Wo das auch immer sein mag! Aber am Weg nach Österreich zurück wollte er es finden. Was dann kam war 2000km pures Leben! Radfahren zumeist an den Küsten und durch aufregende Städte. Er wusste nie, ob er das gewünschte Ziel erreicht wird. Mit zahlreichen schwierigen Situationen kam er zurecht und stellte in Jugendherbergen fest, welchen Wirkung die Abenteurerrolle auf die Frauen hat.
Peter sah, dass man den Rucksack vor fremden Leuten nicht mehr mit sich herumschleppt! Er konnte einfach unbeschwert sein! Zum ersten mal in seinen Leben erfuhr er was das bedeutet! Die Reise war enorm inspirierend, er erlebte alles voll bewusst und reflexiv!
Er erlebte in 6 Wochen so viele schöne Geschichten wie seinem bisherigen Leben nicht. Die Intensität war das Ultimative, aber viel wichtiger, für ihn waren die Leute, die er traf. Peter durfte sich in diesen Tagen nicht als der Kranke fühlen, er war vielmehr der Abenteurer! Und ein bisschen die menschliche Maschine.
Aber dann kam er nicht Heim sonder in Österreich an.
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Ausgedehnter Abstieg - The Indifferent.
Peter entwickelte sich hin zum Gleichgültigen (The Indifferent). Um zu verstehen, dass das keineswegs auf einer freiwilligen Entscheidung basiert, werden die nächsten Erklärungen dienen.
Hohe Ziele
Zunächst setzte er sich wieder, wie es für ihn ganz natürlich schien, sehr hohe Entwicklungsziele um, wie Nietzsche bereits lehrte, daran zugrunde gehen zu können. Gescheitert ist er akademisch noch nie (Auch mit den vielen Problemen im Ausland erfüllte er alle Anforderungen, es war aber ein enormer Aufwand und kostete viel Kraft), also war das ja ganz normal für einen Entwicklungsfanatiker seiner Art.
In Österreich angekommen wollte er innerhalb eines Jahres das erste Studium abschließen und sich wieder mit einer neuen Fremdsprache auf ein zweites Auslandsabenteuer einlassen.
Da er schon länger bemerkt hatte, dass sein finanzielles Polster dahinschmolz, wollte er einen kleinen Nebenjob annehmen und um so seine erhöhten Lebenserhaltungskosten zu tragen und sich wieder die Möglichkeit für ein wenig Mobilität zu schaffen.
Langfristig wollte er sich im Studium nochmal anders orientieren um somit sein bisheriges Abschlüsse noch besser verwertbar zu machen. Mit 35 wollte er einen super Job haben, der ihn erfüllt, und bis dahin war es nicht mehr all zu lange!
Dass diese Zielsetzungen illusorisch waren, stellte sich schnell heraus!
Unsichtbar Krank
Das Medikament ist eines der neuesten und 'besten' was für seine Krankheit erhältlich ist und, wie ich bereits erwähnt habe, kostet es enorm viel Geld, weshalb es sehr schwer ist von den Krankenkassen eine Bewilligung zu bekommen.
Als Peter nach Österreich zurück kam, dauerte es natürlich wieder eine Zeit für diese Bewilligung obwohl er sie laut Therapieplan unmittelbar nach Ankunft bekommen sollte. Viereinhalb Monate nachdem er die letzte Spritze erhielt, zeigte sich die Krankheit wieder und er musste ins Krankenhaus, und ein paar Wochen darauf noch ein zweites mal. Die Haut wurde einfach wieder sehr schlecht. Es war zu vermeiden, dass die gelbe Maske wieder zurück kommt und ohne die Behandlung würde er mit Sicherheit in den Wintermonaten wie ein Monster aussehen und so wieder total von der Erkrankung beherrscht sein.
Peter zog in eine neu Wohnung, welche ein wenig über seinem geplanten Budget lag, aber sie war viel besser für die Krankheit, weil sie nicht mit Hausstaubmilben verseucht war, wie es so viele andere Wohnungen sind.
Dann bekam er die Spritze und war erleichtert und dachte eigentlich, dass nun bald alles wieder besser werden würde. Die Haut wurde auch schöner, aber die Spritze selbst belastet das gesamte System, sodass er, wie nach jeder Behandlung, gut eine Woche körperlich sehr erschöpft war. Das Medikament machte die Krankheit aber sozial verträglich! Sie wurde durch die Behandlung so gut wie unsichtbar!
Die Karotte am Stock
Peter wurde im November krank, die Ohren waren es wieder einmal. Der Heilprozess dauerte ein wenig und dann hatte er den Monat Dezember in dem er wieder produktiv sein konnte.
Es war aber sehr viel zu tun, der Stundenplan war vollgepackt und er befand sich durch die vielen Ausfälle gleich zu Beginn in der Defensive, musste also viel nacharbeiten.
Mit der angeschlagenen Gesundheit konnte er wenig bis gar keinen Sport treiben, der Winter trug auch zur ständigen Abbau seiner Kondition und auch seiner Leistungsfähigkeit bei. Also kam er auch in den folgenden Monat nicht richtig in tritt. Dann bekam er zwei schwere Zahnentzündung (jeweils zwei Wochen lang) und sein Asthma, dass er, so dachte er zumindest, mit 14 'überwunden' hatte, zeigte wieder seine atemberaubenden Symptome.
Durch die zahlreichen zwischendurch auftretenden Erkältungen wurde eine längere stabile Zeit verhindert.
Wie eine Karotte am Stock hing das Versprechen der Ärzte vor ihm, die versicherten, dass sich das Immunsystem an den Erkältungen wieder 'anlernt'. Deshalb hatte jede einzelne Entzündung einen ganz seltsamen Nutzen und er ertrug sie ganz einfach!
Der Todesvertrag
Da es ein sehr starkes Medikament ist, wurde er eingehend über die Risiken informiert und im Gegensatz zu Italien las und verstand er das Geschriebene.
Neben den gehäuften Entzündungen und Krankheiten stand da auch was von einem Erhöhten Krebs- und Herzinfarktrisiko.
„Unter der Verkettung unglücklicher Umstände kann das Medikament zum Tod des Patienten führen.“ stand da auch geschrieben und obwohl jeder weiß, dass einem täglich dutzende absurde Tode treffen können, so macht es doch ein unterschied, ob man diesen, mit nur 28 Jahren auf dem Buckel, mit seiner Unterschrift zur Kenntnis nimmt. Er selbst nennt ihn den Todesvertrag wenn er wieder mal in seiner makaberen Stimmung ist.
Verständlicherweise hat er auf sterben so gar keine Lust aber ob man es nun Hypochonder nennen will oder ganz einfach als rationale Panik kategorisiert ist eigentlich egal. Die Lunge und die Bronchien befinden sich eben nahe am Herz und wenn die Herzmuskeln von den Bakterien oder Viren befallen sind, so kann es ganz schnell gehen. Speziell aus diesem Grund lag er in Krankheitsfällen die meiste Zeit im Bett und versuchte somit jedes mal wieder die Entzündung so gut wie möglich auszukurieren.
Wenn er sich gut fühlte wartete er drei Tage und begann leicht zu laufen. Er wollte als Mensch wieder funktionieren und das ging bei ihm immer über den Sport, welcher ihm die Energie für alles andere ganz automatisch gibt.
Das Frühjahr war nicht von den Erkältungen und Entzündungen sondern von den Allergien bestimmt. Trotzdem schaffte er es seine Form nicht ganz zu verlieren und in den wenigen Wochen in denen er 'gesund' war immer wieder Trainingsimpulse zu setzten.
Aber nach dem ersten Jahr in Österreich - in dem er fast ausschließlich beschäftigt war seine Krankheit auszukurieren und seinen Körper nicht komplett verfallen zu lassen – brachte er im Studium viel zu weniger weiter als er geplant hatte. Er war ständig auf seinen gebrechlichen Körper zurückgeworfen. In Krankheitsphasen war er unkonzentriert und damit beschäftigt nicht zu sterben, er lenkte sich mit der Gitarre von den vielen Problemen ab um sie dann wieder mit dem Psychologen - welchen er über die Universität kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt – hervorzuholen und aufzuarbeiten.
Nach diesem Jahr wurde es leider nicht besser sondern nur noch bzw. wieder absurd!
Die chinesische Folter
Wenn man gefesselt wird und man bekommt kontinuierlich einen Wassertropfen auf die Stirn geträufelt, so wird man verrückt. Das besagt zumindest die Legende der chinesischen Folter und hat sicher damit zu tun, dass einem etwas widerfährt, was man nicht kontrollieren kann. Für Peter wurden die Erkältungen ebenso unkontrollierbar wie für den Gefolterten der Tropfen auf der Stirn.
Eine Entzündung folgte der nächsten. In immer kürzeren Abständen, sie wurden somit immer intensiver, und Peter wollte noch immer nicht sterben.
Wenn es ökonomischer wird die gesunden Phasen eines Lebens zusammen zu fassen als die Kranken, dann ist man in den Tiefen der Absurdität angekommen! Für ihn war es eine sehr vertraute Welt, da er ja bis 24 etwas ähnlich unkontrollierbares durchmachen musste, auch wenn es diesmal nochmal komplizierter war, da man Erkältungen im Gegensatz zu einer Hautausschlag nicht unmittelbar sieht.
Künstlicher Takt
Mit den schwingenden Saiten der Gitarre und seinem Gesang vertrieb er die Geister der Einsamkeit, die sich von der Stille ernähren und daran wachsen. Das Instrument schien noch so etwas wie eine Entwicklung möglich zu machen und einen Rhythmus in ein chaotisches Leben zu setzen. Durch die Erkrankungen war er ständig unkonzentriert. Wenn er versuchte einen Fachtext durch zu arbeiten, so schweifte er ständig ab. Nach vier gelesenen Seiten war er erschöpft und musste pausieren. Er versuchte es so oft aber es war immer dasselbe und irgendwann ist einem alles eine zu große Anstrengung.
Peter sollte so vieles in seinem Leben organisieren und strukturieren, aber er hatte nur Kraft für essen Kochen und Wäsche waschen. Er hatte zum Glück auch die Kraft seine sozialen Kontakte nicht verkommen zu lassen. Aber alles was darüber hinausging war zu viel. Er dachte das würde sich alles wieder verbessern wenn nun endlich das Immunsystem 'angelernt' sei und die Erkältungen wieder seltener werden. Also hielt er still und ertrug diese absurde und subtile Folter.
Mit den ständigen Entzündungen versagte ihm seine Stimme über weite Strecken und mit dem Kortisoninhalator, den der Arzt schon über 15 Jahren nicht mehr verschreiben musste, war sie sowieso nach jeder Behandlung für mindestens einen Monat unbrauchbar. Es ist eigentlich nur eine kleine Episode wo sich Peter dachte, dass es schon vieles gibt, das er erfüllend findet und das ihm durch die Krankheit einfach genommen wird.
Stress und Stressvermeiden
Wie so viele Immunkrankheiten löst Stress einen Schub der Krankheit aus. Nun soll man sich mal vorstellen, dass man so gut wie keine zwei Wochen hintereinander hat in denen man sich gut fühlt, bzw. gesund ist.
Peter beschäftigte und entwickelte sich in dieser Zeit musisch weiter. Fliegende Ideen liegen schwerelos auf den Schultern. Ganz im Gegensatz zu den Verpflichtungen. Behördengänge und konkrete Termine werden zu Farce, da man immer wieder absagen muss, sodass man beginnt am planen selbst zugrunde zu gehen, da Pläne so sinnlos erscheinen. Es sollte klar sein, dass das vollkommen gegen Peters Wünsche und Ansprüche, also gegen seine Grundpersönlichkeit, ging. Aber was soll man machen, wenn nichts mehr aufgeht, wenn man 12 Jahre gegen eine Krankheit anläuft und das Beste aus einer schlimmen Situation machen will und dann doch nichts klappt.
Natürlich macht man immer wieder Pläne. Die Statistik sagte ihm aber, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, in der nächsten Woche wieder Krank zu werden. Die Statistik bestätigte sich auch meistens. In Seminaren konnte er so manches Referat nicht halten und Abgaben von Arbeiten und Prüfungstermine kollidierten sehr oft mit der Verpflichtung mit erschöpften Knochen sein Bett zu bewachen und der Notwendigkeit die Verzweiflung mit Ignoranz zu bekämpfen. Er wollte sich nicht überfordern und daran sterben.
Das Reh und der Scheinwerfer
Der Stress muss vermieden werden und die finanziellen Mittel schwinden, was, wenn man mal darüber nachdenkt, Stress verursacht. Man versucht durch stillhalten einen Ausweg zu finden weil jede Bewegung mit kosten verbunden ist. Manchmal reicht es ja vor die Tür zu gehen und die Schuhe werden abgenützt und die Hose reißt. Alles was man an Bewegung macht kostet Geld. So absurd es auch scheinen mag, wenn man kein Geld hat, versucht man durch Stillhalten sparsam zu sein. So denkt man, wenn man akuter Armut ausgesetzt ist!
Peter fühlt sich wie ein Reh, dass wie gebannt vor dem Scheinwerfer steht, da es einfach nicht möglich ist den Stress des Arbeit standzuhalten und somit die erhöhten kosten abzudecken. Und der Teufelskreis ist komplett, da ihn diese Unbeweglichkeit die Krankheit nicht verbessert und ihn noch weiter in die Leistungsunfähigkeit treibt, was wiederum Stress auslöst, welcher ignoriert werden muss um nicht Wahnsinnig zu werden.
Im zweiten und dritten Abschnitt werde ich noch vertieft auf diese Punkte eingehen!
Teufelskreis im Jahresrhythmus
Letztes Jahr hatte er ca. 2 Monate im Sommer wo er seine Entzündungen und die Haut unter Kontrolle bringen konnte. Diese Zeit hatte er auch bitter nötig um die Kraft für den darauffolgenden Winter aufzubauen. In diesem Jahr musste er feststellen, dass die Tiefen der Absurdität ein noch dunkleres Schwarz werfen. Von Oktober bis ende Juli hatte er keine einzige Woche (!!!) in der er nicht erkältet war!
9 Monate Krank! Und das durchgehend! Das ist absurd!!!
Da er aber ohne das Medikament höchstwahrscheinlich wieder mit der gelben Maske zum Monster wird und sich von der Welt und seinen Freunden zurückziehen muss. Erträgt er das, weil die Alternative schlimmer ist!
Als Nebenwirkung wurde er zu 'The Indifferent'.
Das Steht auf keiner Packungsbeilage!
Ob die Ursache nun das Medikament ist oder nicht, spielt aber im Grunde keine Rolle.
Vorschau
Peter wurde nun das Medikament abgesetzt bzw. pausiert, weil die Entzündungen viel zu häufig auftreten. In der Folge wird sich das Immunsystem wieder stärker und es wird wieder die Haut angreifen. Vielleicht wird er weniger Entzündungen erleiden, aber sobald die Haut wieder zu schlecht wird, wird er sich um eine erneute Bewilligung bemühen.
Der Teufelskreis endet nicht! Auf Sicht ist keine Stabilität zu erwarten!
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Kapitulation rekapituliert – Balance in 7 Akten
1. Das Leben am Start unbeachtlich. In Sprinterpose verharrend war der Aussichtslose auf Böden und Wertlosigkeiten fokussiert.
2. Den aufrechten Gang erlernt man erst nach dem Startschuss und wenn man läuft, läuft alles eh Normalo.
3. Aber Allergen und alle Gene lassen die Kniekehlen bluten und man hinkt so dahin, bis man sich zum kratzen hinsetzen muss. Man versucht sich überall zugleich zu kratzen und am Boden liegend ist jeder Mensch verunmenschlicht.
Der Kopf wird gehalten durch ein Band, gebunden mit dem absurden Knoten. Aber solange die Börse glänzt, bleibt sie in Breite und Elastizität beides Säule und Anker.
4. Mit der richtigen Pille kuriert man sich hin zum Leistungsmenschen! Ein Neustart sozusagen! Mit dem Glanz der Börse und im Bewegungsdrang, wurde repariert. Die Bandagen am Kopf wurden sorgfältig gelöst und wie bei einem alten Gemälde wurden die Kratzer ausgebessert und zurück gefärbt. Neue Freunde wurden auf ein starkes Fundament aus Verschleierung und Täuschung gestellt. Peter war ein guter Baumeister, weil seine Lebensschule Schmerz und Unvollkommenheit lehrte. Es war die beste Schule!
5. Aber er viel in den Farbtopf und verlor seine Pillen. Der Mann mit der gelben Maske trat auf und um sich. Ein Spektakel wäre es ein Schauspiel! Man tastet sich vor und will sich wieder halt verschaffen. Doch Blindheit lässt vieles zerbrechen.
6. Bis die Farbe abtropft müssen die Augen geschlossen bleiben. Aber der Fahrtwind als Abenteurer, der unermüdlich die Straße hinter sich tritt, fühlt plötzliche Leichtigkeit. Die einen nennen es Normalität die anderen Magie. Die kann man nicht erklären, die Witterung schon.
7. Gleichgültig (Indifferent) rollte er aus bis hin zum stillstand wo der Scheinwerfer die Augen blendet und die Beine lähmt. Der Glanz der Börse verblasst. Er schien auf keinen Ausweg mehr. Peter sitzt wieder am Boden zu Boden schauend und versucht sich ständig lachend an seinen Hosenträgern hoch zu ziehen. Bis er nicht mehr zieht und nicht mehr lacht.
8. Akt ungelöst!
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Ergänzend: psychosoziale Aspekte
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Vieles ergibt sich aus der Lebensgeschichte. Also wenn man schon zum Schluss gekommen ist, dass er wirklich mit einer außergewöhnlich schwierigen und unterstützenswerten Situation konfrontiert ist, kann man zum nächsten oder auch zum letzten Teil überspringen. Einige Anmerkungen will und muss ich dennoch machen, die das Bild ergänzen. Es geht wieder um die Vollständigkeit.
Wichtig !!! Für Freunde und Bekannte
Peter hat mir aufgetragen den Leuten mitzuteilen, die ihn aus der Biographie erkennen, dass sie die Geschichte totschweigen und am besten weder teilen noch mit jemanden darüber sprechen sollen. Ganz speziell müssen sie davon Abstand nehmen ihn selbst damit zu konfrontieren. Er meint, dass das doch unerträglich wäre, weil die Geschichte zu viel intime Details über seinen Werdegang beinhalten. Details, die er am liebsten selbst vergessen würde. Man verliert das Gesicht, wenn Freunde und Bekannte zu viel wissen und man wird zur Last (ob man das nun will oder nicht und ganz unabhängig davon was man zuvor von sich oder anderen annimmt).
Peter will für keinen eine Last sein, Speziell nicht für die, die im am nächsten sind.
Beschützende Lüge
No! You really can't handle the truth!
Peters Mitbewohner und Freunde sehen an vielen Krankheiten wie gebrechlich er ist. Er kann die Krankheiten nicht immer verbergen. Aber es gelingt fast immer!
Peter belügt jeden in seinem Umfeld! Wenn ihn jemand fragt, wie es ihm geht, dann sagt er 'Gut!', 'Passt eh!' oder 'Schlechten Menschen geht’s immer Gut'. Nur seiner Psychologin antwortet er jedes mal: 'Den besten Menschen geht es immer schlecht.' und lacht dazu. Ironisch eben.
Seine Freunde die er im Zuge seines Studiums kennenlernte, wissen nichts von den prägenden Erlebnissen, die er bis 25 durchstehen musste. Peter spricht auch sehr ungern davon, da er immer ein wenig sentimental wird und die Tragweite des Problems in einzelnen Gesprächen nie transportiert werden kann. Deshalb unterstellen ihm auch die meisten, wenn er mal wieder das Ausgehen oder Fußballspielen absagen muss, dass er faul sei, was ihm auch sehr recht ist. Es ist viel besser als fauler Mensch zu gelten als der Kranke zu sein. Schlussendlich versteht es sowieso keiner richtig und keiner teilt sein Leid! Die anderen leidet mit und er leidet selbst nochmal mehr, weil er nicht verstanden wurde. Es ist immer dasselbe!
Deshalb redet er ihnen diese Vorurteile nicht aus, ganz im Gegenteil, er unterstützt sie in ihrer anmahne, er sei faul und nicht krank!
Faul ist sozial verträglich, Krank ist es nicht!
No Pitty
Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte das nachholen. 'Intouchables' wurde mit der deutschen Übersetzung 'Ziemlich beste Freunde' verunstaltet. Es ist dennoch ein sehr sehenswerter Film. 'Kein Mitleid' war das einzige, dass er von seinen Mitmenschen verlangt und spricht stellvertretend für alle kranken Menschen.
In der deutschen Sprache ist es ein wenig schwieriger mit dem Begriff 'Mitleid' weil er meistens sowohl 'compassion' als auch 'pitty' vereint. Das sind aber zwei unterschiedliche Konzepte, werden aber meistens viel zu ungenau getrennt. Einfühlungsvermögen und Verständnis für eine Lebenslage ist das was man will und aber andere Leiden nur mit und man bekommt eine 'spezielle' Behandlung, die einem auch Verunmenschlicht. Man wird meistens nicht als Gleicher behandelt.
Der Betreuer in 'Intouchables' macht das, was das wünschenswerteste für Kranke ist: Er packt ihn nicht mit Samthandschuhen an und behandelt ihn deshalb wie jeden anderen, auch wenn er ihm wie selbstverständlich seine Gebrechen versteht, ihm hilft und unterstützt, aber ihn gleichzeitig immer herausfordert. Deshalb ist der Film wunderschön!
Peter bekommt diese Behandlung ganz automatisch in dem er seine Freunde und Bekannte belügt. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass die Krankheit unsichtbar bleibt. Es ändert aber nichts daran, dass er weniger Leistung bringen kann.
Peter ist aber unter den Kranken privilegiert! Er wird mit Hilfe der Therapie und der Lüge von anderen nicht als Sonderling sondern als Gleicher gesehen. Für Peter bedeutet dieses Spiel einen großen Mehraufwand, aber für seine Mitmenschen können ihn als Kranker gar nicht bevorzugt und schonend behandeln, weil sie ja nicht wissen, dass er so krank ist. Deshalb wird er nicht zur Last! Die meisten Kranken können das nicht!
Ansichtssache
In der schlimmsten Phase bis 25 wünschte sich Peter so manches mal einfach zu verschwinden. Er verletzte sich mit dem ständigen Kratzen selbst und dachte, es wäre eine ganz gute Idee sich mal ins Koma zu legen, bis die Wunden wieder ausgeheilt sind. Man kommt ja manchmal auf verrückte Ideen!
Als Peter mit ca. 21, nach eineinhalb Jahren intensiver Krankheit, zum Arzt ging war es Frühling und er dachte an dem Tag, dass seine Haut doch recht gut sei. Das sagte er der Ärztin aber nicht, sie sah in an und diagnostizierte eine Behinderung von 60%. Es ist eigentlich schon seltsam wie die eigene Wahrnehmung täuscht. Jeder rund um ihn sah die Krankheit sofort. Er dachte an diesem Tag sie sei Unsichtbar!
Auch mit der gelben Maske wurde die Krankheit für mindestens 3 Monate wieder offensichtlich.
Erkältungen sind komplizierter! Man ist immer damit konfrontiert erklären zu müssen, dass man nun wirklich krank sei! (Wie ich schon gesagt habe, jedem außer seinen Freunden und Bekannten. Denen erklärt man, dass man eigentlich eh gesund sei, bzw. man erklärt gar nichts.) Aber Peter ist genauso erschöpft und unkonzentriert wie zur Zeit als er über den Winter die massiven Hautausschläge und Schmerzen hatte. Nur sieht es keiner!
Das ist gut, für den sozialen Umgang, und ganz schlecht wenn man sich um Förderungen bemüht!
Ein weiterer Grund warum man es Peter nicht auf den ersten Blick ansieht ist, da sein Körper, auch wenn er jetzt wieder einiges zugenommen hat (wir reden hier von 10 kg über seinem Kampfgewicht), so sieht man noch immer die unterliegende muskuläre Struktur. Peter war ja mal ein Leistungssportler. Er sieht nicht unbedingt stark aus, aber schwächlich erscheint er auch nicht. Deshalb wirkt er immer etwas fitter als er eigentlich ist.
Scham und Schuld
Das ist nun wieder ein wenig schwieriger zu begreifen. In dem radikalen Kontrollverlust im Zuge seiner Krankheit ist das Versagen schon impliziert.
Es ist eine ganz abstrakte Form von Schuld. Er weiß ja, dass er nicht unmittelbar Schuld an seiner Lage ist.
- Seine Krankheit entstand in einem Zusammenspiel aus genetischer Anlage und den auslösenden Faktoren, die bei ihm eine Mischung aus psychischen Stress gepaart mit vielen allergenen Substanzen, denen er, in Erfüllung seiner Pflichten, ausgesetzt war, und welchen er nicht entkommen konnte, da zu der Zeit seine Lernfähigkeit nur den einen Weg zur Normalität aufzeigte. -
Aber er ist irgendwie doch am ehesten Schuld. Wenn 'Keiner' die Schuld trägt ist für Menschen seit jeher ein unverständliches Konzept. Wenn er sich nicht schon früh damit abgefunden hätte, dass er nicht selbst die Schuld, sondern 'Keinen' für seine Lage verantwortlich ist, dann würde er schon lange verrückt sein.
Kontrollverhältnis 20-80!
An 20% ist er selbst schuld an 80% ist 'Keiner' schuld. Berechnet mit der Formel Pi mal Daumen. Andere hat Peter noch nie für seine Krankheit verantwortlich gemacht! Das wäre im höchsten Maße unfair!
Er kann weder die Eltern (siehe nächster Punkt) noch die verschiedenen Akteure, die seinen Lebensweg beeinflusst haben, für seine Krankheit verantwortlich machen. Da war einfach niemals ein böse Absicht dahinter, man kann sogar genau das Gegenteil sagen!
Aber um kranke Menschen Verstehen zu können muss man auch über die Kontrolle selbst reflektieren. Was heißt es, dass keiner dafür verantwortlich ist? Es heißt, dass man nicht Herr in seinem eigenen Körper ist! Man versucht dann teilweise auf absurde Weise wieder diese Kontrolle zurück zu erlangen mit Verhaltensweisen, die der Krankheit selbst nicht förderlich sind.
Ernährung spielt bei vielen eine entscheidende Rolle etwas gegen die Krankheit zu tun und sich somit positiv zu beeinflussen. Peter hat das auch über eine Zeit praktiziert und keinerlei (!) Kontrolle zurückbekommen. Deshalb isst er ganz normal und verkneift sich auch die Süßigkeiten nicht. Wenn er nun eine schlimme Erkältung oder einen Hautausschlag hat, so erlangt er die Kontrolle damit, dass er dann eine Tafel Schokolade oder eine Packung Gummibären isst. Er ist ja schon Krank aber mit dieser Handlung fügt er sich diese Krankheit selbst zu und hat somit die Kontrolle. Ihm ist vollkommen bewusst, wie absurd das Ganze ist, aber zieht gleichzeitig die parallelen zu anderen Krankheiten. Wenn jemand z.B. psychisch stark belastet ist und sich im Zuge dessen beginnt sich die Haut zu ritzen, dann fällt das in die Selbe Kategorie von Kontrolle und Kontrollverlust. Man muss den Schmerz irgendwie sichtbar machen. Dasselbe gilt für Zwangsstörungen aller Art. Es geht dabei immer um Kontrolle.
Peter ist das vollkommen bewusst und findet die Schokolade als akzeptable 'Körperverletzung' um nicht die unterbewussten Geister des Kontrollverlustes arbeiten zu lassen, die ihn dann in eine noch viel schlimmere psychische Störung treiben. Wir brauchen Minimum 20% Kontrolle. Pi mal Daumen eben :)
Genetische Schuld
Die Eltern sind natürlich auch aus der Verantwortung zu nehmen. Sie können natürlich gar nichts dafür, dass sie den genetischen Code vererbt haben.
Eine Studie, die besagt, dass dieser Code, der zur Krankheit führen kann, bei vielen Auftritt, aber die Krankheit selbst oft einfach nicht ausbricht. Interessant dabei ist, dass die Forscher herausfanden, dass das Auftreten der Krankheit und den Bildungsgrad der Eltern, in einem positiven Zusammenhang stehen (positiv korrelieren).
Eigentlich geht das gegen unsere Intuition, da man denkt, wenn man höher gebildet ist, dann kümmert man sich mehr um ein Kind und es sollte weniger Probleme mit der Gesundheit haben.
Aber das Immunsystem muss speziell in den ersten drei Jahren lernen, was es tun muss und was nicht. Das heißt wenn man zu reinlich ist, dann ist es kontraproduktiv für diesen Lernprozess. Aber auch wenn man das Kind zu sehr vor seinen Allergien zu Schützen versucht, hat das einen negativen Effekt auf die spätere Gesundheit.
Wenn man das Kind aber verwahrlosen lässt, dann hat das Immunsystem gut zu tun und man hat später weniger Probleme. Gesundheitlich zumindest!
Aber es reicht schon das Kinder auf dem Bauernhof aufwachsen zu lassen. Peter würde genau das machen. Wenn er in Zukunft eine Familie haben würde, dann würde er sich bei einem Bauern einmieten für die ersten drei vier Jahre und dafür sorge tragen, dass das Kind, überspitzt ausgedrückt, kontrolliert verwahrlost! Nuten bringend sozusagen!
Aber seine Eltern auch nur irgendeine Schuld daran zu geben ihn nicht verwahrlosen zu lassen wäre geradezu lächerlich!
Die Beziehungskiste
Wenn man sich selbst, mit den ständigen Krankheiten, nicht attraktiv findet dann werden Beziehungen schwierig.
Immer wenn sich Peter auf seinen Körper verlassen kann, dann versucht er sich natürlich so schnell es geht in einen Verfassung zu bringen in der er wieder Beziehungsfähig ist. Auch wenn ich es nicht detailliert Darstellen will, es ist eines der wichtigsten Themen für Peter. Das Zweitwichtigste, nach dem Gesundheitsthema selbst.
Alleine sterben kann kein Ziel sein!
Wer eine schonungslose Darstellung sehen will in der die Liebe zum 'Nichtgesunden' durchgespielt wird, dem sei Petro Almodóvar mit seinem Film 'Live Flesh – Mit Haut und Haar' ('Carne trémula') ans Herz gelegt.
Javier Bardem durchlebt dort viele Motive, die in Peters Überlegungen auch eine große Rolle spielen. Zum einen im Bezug darauf, ob man sich in einen Kranken verlieben kann oder nicht. Die Filmantwort ist klar: Nein! Außerdem bestätigt es Peter in der Sichtweise, dass das Kranke früher oder später brutal aus einem gesunden Leben entfernt wird. Instinktiv sozusagen!
Familie
Peter würde liebend gerne eine Familie gründen. Wie gesagt, wir sprechen da nicht annähernd von einer Näherwartung! Wie ich zuvor erklärt habe, würde auch die Weitergabe seines genetischen Codes ein kontrollierbares Risiko darstellen.
Eigentlich wäre Peter ein wirklich guter Vater, weil er sich intensiv mit Kindheitsentwicklung auseinandergesetzt hat. Das hat nur nebenbei mit seiner Krankheit zu tun, sondern vielmehr mit dem komplizierten Verhältnis in seinem Elternhaus.
Peter ist im Grunde ein sehr liebender, weltoffener und neugieriger Mensch immer darauf aus, dass seine Nächsten eine vertrauendes Verhältnis in ihn haben können und sich so selbst weiterentwickeln und als Mensch entfalten können.
Das ist nicht nur so theoretisch wie es sich anhört. Peter hatte eine sehr aktive Rolle an der Entwicklung seiner kleineren Schwester und die ist auf einem hervorragenden Weg. Und auf denselben Weg wird er auch die eigenen Kinder schicken, wenn er welche bekommen sollte. Großes WENN!
Sport
Eine stunden Laufen und man fühlt sich wie ein Mensch.
In so vielen fällen nehmen seine Bekannten an, wenn jemand krank ist und gleichzeitig beim Laufen oder im Fitnessstudio ertappt wird, dass sie diese Krankheit simulieren. Das mag auch stimmen wenn man ausschließlich Virale und Bakterielle Entzündungen als Krankheit anerkennt. Aber wenn man nun ein Burnout Syndrom hat, soll man plötzlich nichts körperliches mehr machen, obwohl es einem wieder in einen gewissen Rhythmus bringen kann? Diese Vorurteile sind leider viel zu weit verbreitet und als Rehabilitation gilt sowieso nur das, was man über das Gesundheitssystem angeboten bekommt.
Ich meine, dem liegt eine oberflächliche 'wenn sie das heben können sie das andere auch heben' Logik zugrunde. Es gibt drei wichtige unterscheide, die so offensichtlich sind, dass sich Peter immer ärgert, wenn man nicht mal den Gedanken selbst finden kann.
Erstens Arbeitet man körperlich 8 Stunden und Sport betreibt man höchstens 1,5 Stunden. Wenn man nicht mehr kann, dann reduziert man den Sport auf 20 min und drosselt die Intensität, was in der Arbeit unmöglich ist! Man kann ja nicht einfach nachhause gehen!
Zweitens ist Arbeit dreckig und Sport reinigend. Speziell für Leute wie Peter, die eine Immun/Hautkrankheit haben ist kontrolliertes schwitzen teil der Körperhygiene. An Ziegelstaub und Telwolle kann man sich nicht abputzen!
Drittens ist Sport eine meditative Tätigkeit! Speziell im Bereich der psychischen Krankheiten wird die Arbeit zur Last, weil man den Kopf voll hat und nicht mehr damit umgehen kann. Sport füllt den Kopf nicht, er leert ihn.
Wenn Peter wie aktuell 9 Monate hintereinander mit Entzündungen zur Bewegungslosigkeit verflucht ist, dann verfällt die Muskulatur und man nimmt automatisch zu. Auch wenn er gerade keine Entzündung mit sich herumträgt, ist er noch immer nicht 'gesund'. Man, bzw. Peter, muss stark und stabil sein um auch Leistung abliefern zu können. Seiner Erfahrung nach, dauert das ca. 4-6 Monate, um sich wieder zum Leistungsmenschen zu machen. Wenn er sich über diese Zeit stabil bewegen konnte, war er immer wieder gesund, leistungsfähig und leistungsbereit. Und in der Zwischenzeit müsste man sich täglich bewegen und die Muskeln fordern. Auf der Laufstrecke und im Fitnessstudio Bewegung wieder lernen und den Körper mit Sauerstoff füllen.
Das ist kein Zeichen, dass man Krankheiten simuliert, sondern dass man wieder zu Kräften kommen will!
Persönlichkeitswechsel
Auch wenn man sich im Leben des öfteren neu erfinden muss, bei Peter ist die Frequenz und die Intensität dieser psychischen Bewegung einfach ganz anders.
Von der Bewegungslosigkeit zum Ausdauersportler.
Von Unmusikalisch zum Liedermacher.
Von Stumpfsinn zu Scharfsinn.
Vom Stotterer zum Buchwurm.
Von allumfassenden Organisator zum duldenden Chaotiker.
Vom robusten Ausdauersportler zur Fragilität, zum Leistungssportler und wieder zurück, und wieder weiter, und wieder zurück usw.
Vom Doppellinkshändigen zum ausdauernden Arbeiter zum Arbeitsunfähigen.
Vom emotional Überforderten zum Eisblock und zum poetisch Liebenden mit der Hinwendung zum Unvollendeten und der Ausdauer das Leid zu ertragen.
Von der Pflichterfüllung hin zur Gleichgültigkeit.
Vom Techniker hin zum Geistesmenschen.
Von der Hässlichkeit hin zur relativen Attraktivität und wohin auch immer.
Vom irritierten Dorfkind, zum passionierten Rudelmenschen, zum einsamen Höhlenmenschen, zum weltoffenen Abenteurer, zum sozialen Stubenhocker.
Und der unterliegende Zyklus ist:
Von krank zu gesund zu krank zu gesund zu krank zu gesund...
Kann jemand ehrlich von sich sagen, dass er eine ähnlich turbulentes Leben durchmachen musste wie Peter? Und er ist jetzt mal knapp über 30!
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Ergänzend: sozioökonomische Aspekte
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Auch dieser Teil soll als Ergänzung dienen und wird von Armuts- und Arbeitsaspekten seines Lebens, seiner aktuellen Lebenslage und Krankheit im allgemeinen handeln.
Armut und Auswege
Würde Peter ein normales Arbeitereinkommen erhalten, würde keins dieser Probleme eines sein!
Die Panik vor der abgelaufenen Milch
Peter konnte sich vor dem Studium ein finanzielles Polster aufbauen und mit dem guten Stipendium (€700) und auch mit einer kleineren Unterstützung seiner Familie konnte er sich über Wasser halten. Der Polster schmolz aber ständig, sodass sein Kontostand vor eineinhalb Jahren unter die €3000 Marke rutscht. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass ein normales Leben, in einer österreichischen Stadt, schon mehr als das Stipendium kostet (Welches suggeriert, man könne sich selbst erhalten. Dieses Versprechen ist aber schon lange der Inflation zum opfer gefallen!), zum anderen aber auch darauf, dass er sich mit seiner Hautkrankheit so einiges leisten muss, dass in einem normalen knappen Budget nicht hineinpasst.
Seit diese Grenze unterschritten ist, versucht zu sparen, aber wenn etwas in der Wohnung kaputt geht, dann muss er das reparieren oder austauschen. Er zog nochmal in eine günstigere Wohnung, die für seine Haut nicht optimal ist, aber was soll man machen.
Lebensmittel sollte man ja sowieso nicht verschwenden aber bei ihm wird das gerade zum nächsten Trauma, weil alles was verdirbt wieder neu gekauft werden muss. Und wenn die Milch abgelaufen ist fühlt man eine gewisse leere in sich die sehr schwer zu beschreiben ist und jemand der Armut nicht kennt auch nicht ganz verstehen kann. Man hat vielleicht €0.20 verschwendet!
Wenn einem solche Kleinigkeiten nicht gleichgültig sein können, dann ist man in einem mentalen Zustand von finanzieller Panik!
Rottophobie
Wenn man unvorhergesehene Ausgaben höher als €800 nicht leicht kompensieren kann, dann gilt man als Arm. Peter kann sich nicht mal die durchgelaufenen Schuhe erneuern!
Richtig Angst hat er davor, dass die Waschmaschine, der Laptop oder noch viel viel Schlimmer die Gitarre etwas abbekommt!
Das ist auch kein Punkt den man richtig erklären kann. Es ist nur immer irgendwie im Hinterkopf und wirklich kein schönes Gefühl!
Den begriff Rottophobie gibt es natürlich nicht, sollte es aber geben!
Armutshässlichkeit
Peter muss sich die Hautcremen kaufen, die funktionieren. Die sind aber meistens teurer als die normalen und er muss ständig neues Probieren, weil vieles einfach plötzlich nicht mehr funktioniert. Wenn er sich zum Beispiel die 50+ Schutzfaktor Gesichtscreme nicht leisten kann, dann bleibt nur ein Ausweg: Zuhause bleiben wenn die Sonne scheint!
Auch die Kleidung reißt hin und wieder. Er konnte in den letzten Jahren so gut wie nichts austauschen, weshalb er nun eine Ausgehhose und eine fürs Einkaufen hat. Wenn die auch reißen, dann muss er zuhause bleiben.
Die Winterjacke ist auch schon seit einem Jahr kaputt, er konnte das nur unzureichend mit mehreren Lagen in Kombination mit der Frühjahresjacke kompensieren. Meistens bevorzugte er es aber Zuhausegebliebenen, da er ständig Panik vor einer Verschlimmerung seiner Erkältung hat und die Dreischichtenlösung unzufriedenstellend ist.
Seit drei Jahren konnte er sich keine neuen Schuhe mehr kaufen. Sowohl Winterschuhe als auch Sommerschuhe sind durchgelaufen und haben beidseitig Löcher. Deshalb darf er an Regentagen nicht hinausgehen. Außerdem darf man die Füße nicht ungünstig übereinanderlegen. Die Mädels könnten dann die Löcher in den Sohlen sehen. Das war schon des öfteren peinlich.
Man darf nur mehr alle 2-3 Monate zum Friseur gehen. Peter schämt sich nach 5 Wochen bereits, weil seine Haare nicht zu den pflegeleichten gehören. Außerdem scheint er durch die vielen Entzündungen bedingt ein Glätzchen zu bekommen, was er wirkungsvoll bekämpfen kann, es kostet aber wieder und bald ist dieses Mittel auch aufgebraucht und er wird nochmal hässlicher aussehen. Glatzen wachsen sich eben nicht so leicht wieder zusammen, wenn man das nicht ständig behandelt, dann bekommt man eben eine.
Für Cremen, Kleidung und Haare gilt: Solche Ausgaben sind einfach nicht konstant und können deshalb in Förderformularen nicht genau aufgelistet werden. Und ist es echt ein Argument, dass man nicht hässlich sein will um eine Förderung zu bekommen? Ich denke hier spalten sich die Geister, aber in Peters Fall ist das etwas essenzielles, da die Hässlichkeit zum Krankheitsbild gehört. Man kämpft gegen die Hässlichkeit und gleichzeitig gegen die Krankheit selbst. Für Peter ist das jedenfalls sehr sehr wichtig!
Proaktiv
Peter bekommt immer wieder Entzündungen an den Zahnwurzeln und am Zahnfleisch. Die Zahnfleischentzündung muss man mit einer regelmäßigen professionellen Reinigung, welche Privatleistung ist, und den richtigen Zahnpflegeprodukten behandeln. Peters Zahnbürste ist 4 Monate alt und die Zahnpasta die billigste, die er finden konnte, außerdem stiehlt er hin und wieder Mundwasser von seinen Mitbewohnern. Da muss man vorsichtig sein, dass das nicht auffällt!
Die Zahnwurzelbehandlung steht auch schon lange an. Er kann sie aber nicht bezahlen. Allgemein war er schon eineinhalb Jahre nicht mehr beim Zahnarzt, weil die bei jedem Besuch die Hand aufhalten und irgendwas wieder selbst zu bezahlen ist, das besser und dauerhafter und sinnvoller ist. Peter kann das nicht bezahlen, deshalb wartet er immer noch ein bisschen zu.
Erkältungstee
Jeder macht es! wenn man krank wird, geht man in die Apotheke und holt sich irgendwas, das den Heilungsprozess beschleunigt. Auch wenn es nicht immer einen große Wirkung hat ob man den Erkältungstee nun trinkt oder nicht, es ist eine Form etwas gegen die Krankheit zu tun und somit die Kontrolle zu behalten. Man fühlt sich besser wenn man es macht! Peter kann sich seit einigen Monaten keinen Erkältungstee oder ähnliches mehr leisten.
Er kann keine Krankheit aktiv angehen. Nur weil das Geld fehlt!
Soziale Inklusion
Seit Peters Krankheit unsichtbar wurde, hatte er, nach einer Eingewöhnungsphase, keine sozialen Integrationsprobleme mehr. Er hat immer Rituale mit alten und neuen Freunden. Mit manchen geht er Frühstücken, mit manchen trifft er sich alle paar Monate zum Abendessen, mache nur zum Kaffee daheim mit Daumenfußball und mit manchen geht er am Abend auf ein Bier. Peter ist ja nicht der sozialste Mensch, weil die Energie oft fehlt und er viel rasten muss, aber zwei bis dreimal die Woche ergibt sich immer irgendwas. Er betreibt das ganze nie Exzessiv aber Rituale muss man pflegen sonst verfallen sie.
Weil er schon seit gut zwei Jahren pleite ist, und das auch ein paar seiner Freunde mitbekommen haben, laden sie ihn auch ab und zu zum Frühstück oder auf ein Bier ein. Das funktioniert ein zwei oder drei mal, dann verlangt man aber unterschwellig eine Rückeinladung und das ist auch vollkommen in Ordnung. So funktionieren wir Menschen einfach und das ist nichts grundsätzlich Schlechtes. Ehrlich gesagt fühlt sich Peter ja auch immer unwohl wenn er eingeladen wird. Das ist eine entsetzliche Form der Scham.
Implizit asozial
Es ist das Asozial abseits des sozialen Verhaltens. Wenn er sich nicht leisten kann den Kaffee oder das Bier zu zahlen, dann muss er auch diese Rituale verkommen lassen. Seit ein paar Jahren macht er das auch schon in Teilen, vor allem bei Abendessen, da die immer etwas kostspieliger sind.
Bald kann er aber nichts soziales mehr unternehmen und das wird ihn in die Einsamkeit drängen, seine soziale Inklusion verunmöglichen, oder kürzer gesagt, ohne diese Möglichkeit bist du automatisch asozial.
Der kalte Händedruck zum Geburtstag
Jeder Geburtstag kostet ein bisschen was. Wenn man eine Nette Backidee hat, dann kommt man auch nicht unter €20 Weg. Bei freunden reicht manchmal schon eine 6er Träger gutes Bier.
Peter schenkt immer gerne was zum Geburtstag. Aber er beginnt nun bereits kalte verlegene Händedrücke auszuteilen, da er sich nicht mal leisten kann, eine gute Idee zu haben, weil auch deren Umsetzung kostet und er knausern muss!
Das ist echt asozial!
Depression ausgehen
Peter versucht die vielen verschiedenen psychologischen Schwierigkeiten, die er im Zuge der Krankheit so angehäuft hat, manchmal wegzuwischen und wieder ein Mädel kennenlernen mit dem Ziel sie möglicherweise dahin zu schwindeln, dass sie ihn bis zur nächsten Krankheitsphase als unbeschädigtes Beziehungsmaterial ansieht. Spätestens dann muss er den Kontakt sowieso abbrechen! Das ist klar!
Normale Dinge wie der Frau etwas zu Trinken zu bezahlen, geschweige denn, sie einmal zum Abendessen auszuführen, das ist nicht drin. Es heißt ja dann nicht das man es dann auch wirklich bezahlt oder man wird beim zweiten mal selbst eingeladen. Es geht um die Möglichkeit, dass die Einladung umsonst war. Wenn es beim ersten mal nicht funkt ist das Geld beim Fenster hinausgeworfen, weil man eigentlich eine andere hätte einladen sollen. Deshalb muss man vollkommen sicher sein, dass man sich versteht. Man nimmt automatisch an, dass sowieso nichts möglich ist und das ausschließlich wegen dem finanziellen Druck. Also lässt man das Einladen eben gleich.
Es fühlt sich für Peter schon so weit weg an, da er ja 9 Monate krank war, aber zu wissen, dass er sich das nicht leisten kann, wenn er wieder gesund wird, ist unerträglich! Vermutlich das unerträglichste an Armut überhaupt!
Depression austrinken
Findet man sich in der Lage einen solch seltsamen Lebenslauf, und so seltsame soziale Verhältnisse, sein eigen zu nennen, wie es Peter kann, dann muss man sich eigene Routinen überlegen um die Einsamkeit zu bekämpfen. Als Peter ausreichend finanziell ausgestattet war, hatte er nicht nur die erwähnten Routinen mit Freunden, sondern er ging oft einfach unter Leute und lies sich inspirieren. Er fühlt sich einfach nicht so alleine, wenn er in einem Kaffeehaus sitzt und schreibt. Vor zwei Jahren machte er das noch sehr regelmäßig, ca. 3-4 mal in der Woche eine Stunde in der er an seinem kalten Kaffee nuckelt nur um sich nichts neues bestellen zu müssen. Er dachte viel schreibend nach oder las die Zeitung.
Seit er das nicht mehr kann, hat er ein anderes Ritual. Wenn er sich in den Spiegel ansieht, sagt er sich: „m.l.s“. Das ist eine englische Redewendung. Es ist aber schon komisch wie das eine Ritual das andere ablöst. Als sein Leben wirklich verdiente sich in den Spiegel zu sehen und „m.l.s“ auszurufen, sagte er sich genau das nicht und ging auf einen Kaffee. Genau das macht er jetzt aber nicht mehr und ruft leidenschaftlich lautlos in den Spiegel „m.l.s“.
Nur so nebenbei, weil es doch sehr viele Stereotype für arbeits-, einkommens- und ausweglose Menschen gibt: Peter ist weder gefährdet in den Alkoholismus noch in sonst eine andere Suchtkrankheit abzugleiten. Peter hat da einen sehr gesunden Zugang dazu!
Depression ausschwingen
Eine weitere Form der Ablenkung und Verneinung einer Depression ist, sich einfach stur weiterzuentwickeln. Peter hat noch immer enorm viele Leidenschaften. Solange sie nicht mit Deadlines verbunden sind (das erkläre ich ja schon im Kapitel zu 'The Indifferent') geht er noch immer spielerisch auf neue Aufgaben zu. Die Musik ist wie gesagt eine dieser Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die in den letzten zwei Jahren verhinderte, dass er ganz abrutscht. Jeder braucht Erfolgserlebnisse und wenn Peter ein Lied gelernt oder geschrieben hat, dann waren das seine Erfolge in dieser düsteren Zeit.
Nun ist Peter an einem Punkt an dem er wieder neue Impulse in diesem Feld setzten muss um die Spannung aufrecht zu erhalten. Man kann sich denken, dass Peter weder für einen Gitarrenlehrer, mit dessen Hilfe er sich Melodisch weiterentwickeln will, geschweige denn für neue Instrumente die finanziellen Mittel zur Verfügung hat.
Depression ausschwitzen
Am besten funktioniert Peter wenn er eine ansprechende Form hat. Es reicht wenn er Problemlos alle zwei bis drei Tage 10 km Laufen kann, ohne dass er seinen Körper ans Limit führt. Peter hatte in den letzten 12 Jahren 3 mal die Möglichkeit in den Herbst- und Wintermonaten regelmäßig draußen Sport zu treiben. Nun kann er das nicht mehr, weil er sich bei Temperaturen unter 20°C erkältet. Er ist momentan so weit von der Form entfernt, in der er sich Wohl fühlt. Er würde gerne problemlos die €25 im Monat für ein Fitnessstudio bezahlen, auch wenn er es nicht immer nutzen kann. Die Möglichkeit zählt aber auch um proaktiv einer solchen Krankheit entgegenzutreten.
Depression ausreisen
Ich hab es schon erwähnt mache es aber nochmal. Peter reist wirklich günstig und legt weder wert auf einen gemütlichen oder raschen Transport, noch auf eine luxuriöse Unterkunft. Es reicht der billigste Zug und noch viel lieber als in der Jugendherberge übernachtet er auf dem Sofa eines Fremden. Übers Internet kann man sich das mit Couchsufing problemlos organisieren und um nicht asozial zu wirken lädt man denjenigen, der einem die Übernachtung gestattet, auf ein-zwei Bier oder zum Essen ein. Kosten an sich tut die Übernachtung gar nichts, weshalb man nur geringfügig über den zuhause verbrauchten Mittel lebt.
Aber Peter kann sich auch das nicht leisten und so dieser einzigartigen Möglichkeit seinem Leben, dem ganze Drama und den Lügen für ein Paar Tage zu entkommen, fällt in den Bereich der Unmöglichkeit.
Arbeit
Peter führt kein normales Leben und deshalb hat er nicht die Chance auf ein normales Arbeitereinkommen!
Die Würde
Das erste was man beim Kennenlernen erfährt ist der Name, das Zweite der Beruf! Es ist ein Grundbestandteil unserer Identität.
Außerdem gibt uns Arbeit eine Routine und lässt uns in Konkurrenz mit anderen treten. Wir können uns profilieren, weshalb ein Teil unseres positiven Selbstwertgefühls aus der Arbeit gewonnen wird.
Aber wenn man Krank ist?
Muss man dann ein würdeloses Leben führen?
Verlässlichkeit
Wenn man zu arbeiten beginnt ist man nicht mal in trivialen Tätigkeiten souverän. In jedem Beruf braucht man eine Einarbeitungszeit, die gleichzeitig immer eine überhöhte Stressbelastung nach sich zieht. Wenn man eine längere Pause einlegen muss (es reichen schon wenige Wochen), dann dauert es wieder eine Zeit bis man sich eingearbeitet hat.
Peter war im letzten Jahr ca. 2 Monate im Hochsommer 'gesund' und nicht mal da hatte er eine ununterbrochene stabile Zeit, weil dieses 'gesund' ausschließlich 'ohne merkliche Entzündung' heißt. Eine Wiederkehr der Kraft und Ausdauer ist aber genauso eine Grundvoraussetzung um Leistung zu bringen. Außerdem muss man die Sicherheit in den eigenen Körper wieder gewinnen.
Peter braucht eigentlich 4-6 Monate um wieder auf ein Normalniveau zu kommen, was er zuletzt in der Zeit hatte als er zu studieren begann.
Immer wenn Peter etwas arbeitete, konnte man sich darauf verlassen, dass er die Aufgabe so schnell wie möglich erledigt und das Endprodukt war immer zufriedenstellend in Funktion und auch in der äußerlichen Form. Um dazu fähig zu sein braucht man Sicherheit und Souveränität, die man mit vielen Unterbrechungen einfach nicht bekommt.
Würde Peter nun zu arbeiten beginnen müsste er immer wieder seine Kollegen, den Chef oder die Kunden im Stich lassen. Er kann einfach nicht kontrollieren ob er morgen früh mit einem bekannten oder neuen Symptom aufwacht. Auch seine Konzentration lässt eine Problemlösung wie er sie früher pflegte nicht zu.
Für Peter ist es das Schlimmste, wenn er jemanden, der sich auf ihn verlässt, enttäuschen muss. Deshalb ist für ihn Arbeit schon von vornherein mit einer enormer Stressbelastung verbunden, weil er krankheitsbedingt unzuverlässig ist.
Arbeitsfähigkeit
Peter war 2 der letzten 12 Jahre gesund! Aber für die, die es detaillierter wissen wollen:
1. Peter ist so gut wie immer, und immer unterschiedlich, krank!
2. Er ist nur belastbar wenn er gesund ist.
3. Die Krankheit ist abhängig vom Stress, weshalb er gesund und belastbar sein muss um auch den Stress auszuhalten. Teufelskreis!
4. Auch wenn Peter gesund, belastbar und stressresistent ist, kann er nicht sagen ob er das in einem halben Jahr nicht nicht mehr ist! Eigentlich kann man genau das Gegenteil annehmen. Statistisch betrachtet wird er wieder auf eine unvorhergesehene Art und Weise von seiner Krankheit eingeholt werden.
5. Peter ist aufgrund des Wechsels der Lebensrealität im Zuge der Krankheit und der ständigen finanziellen Unsicherheit psychisch angeschlagen. Nicht umgeschlagen sondern angeschlagen!
6. Selbiges gilt für sein Selbstvertrauen.
7. Seine allgemeine Konzentrationsfähigkeit ist, mit dem neuen Medikament, ständig getrübt. Ob es eine Nebenwirkung ist, weiß er selbst nicht.
8. Peter keinerlei Energie und erträgt das in Gleichgültigkeit (siehe „The Indifferent“).
9. Peter kann keinerlei schmutzige Arbeit oder eine solche, bei der er mit chemischen Substanzen in Berührung kommt, verrichten.
10. Er darf auch keine Arbeit im Freien verrichten, da er starke Allergien hat und in allen Jahreszeiten außer im Hochsommer würde er bei der kleinsten Windböe eine Erkältung bekommen. (Das macht auch traditionelles Betteln zum Problem!)
11. Außerdem ist er Legastheniker. Deshalb werden auch assistierende Bürojobs schwierig, bzw. er würde keine vollständige Arbeitskraft sein!
12. Peter hat eine ganz spezielle Ausbildung, die viel Energie und Eigeninitiative verlangt um Kapital daraus zu schlagen.
Für Peter-Gesund: Kein Problem!
Für Peter-Krank: Doch, schon!
13. Peter ist nicht zuverlässig! Krankheitsbedingt!
14. Fliegende Ideen sind generell schwer zu kapitalisieren. Peter schreibt natürlich und macht eigene Musik, da es eine Form der Therapie ist, aber davon zu Leben ist unrealistisch. Weil er sehr spät damit begonnen hat, sich noch entwickeln muss und die Freiheit benötigt um den Weg zu verfolgen, der vielleicht auch wieder in einer Sackgasse endet. Wer weiß! So was kann man im Voraus nie ganz berechnen.
15. Peter ist ständig mit dem Aufarbeiten seiner Krankheit beschäftigt. Das ist neben den Job, für den er fähig sein soll auch noch mal eine zweite Ganztagsbeschäftigung.
16. Die Lage am Arbeitsmarkt ist schlecht und lässt vor allem kranke und behinderte Menschen zumeist leer ausgehen. Speziell wenn sie aktuell Krank und nicht energetisch sind!
Wenn es da noch ernsthafte zweifel an einer Arbeitsunfähigkeit gibt, dann würde ich das gerne wissen!
Ehrlich motiviert
„Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Name ist Peter und ich möchte gerne für Ihre Firma __________________________ (bitte hier Ihren Firmennamen eintragen) arbeiten und versichere ihnen meine gesamten Fähigkeiten für den Erfolg von _________________ (bitte her den Spitznamen ihrer Firma eintragen) abzurufen.
Körperlich bin ich nicht belastbar und auch jegliche Form des Schriftverkehres kann nicht, ohne korrigierenden Beistand, an mich übertragen werden, da ich Legastheniker bin (Diplom-L, siehe Anhang). Das wäre doch sehr stressig für mich und würde meine chronische Immun-/Hautkrankheit (Befunde_1-Befund_1186, siehe Anhang) unnötig belasten.
Wenn sie mit diesen Bedingungen einverstanden sind, dann kann ich ihnen versichern, dass ich zumindest 2 Monate im Jahr nicht im Krankenstand bin. In dieser Zeit widme ich meine gesamte Aufmerksamkeit den Reparaturarbeiten an meinem Körpers (sodass ich die Kraft erlange den nächsten Winter zu überleben) und dem Versuch mich wieder in eine körperliche und geistige Verfassung zu bekommen um Beziehungen zulassen zu können. Jeder braucht ja Angestellte die geistig und körperlich, aber auch sozial funktionieren. Die Firma ist gleich an dritter stelle! Ich kann ihnen so viel versprechen! Außer mein Sozialleben ist gerade wieder mal vor dem Zusammenbruch, dann braucht das auch ein entsprechendes Mehr an Aufmerksamkeit, dann wäre es gleich die vierte Stelle. Vorausgesetzt ich habe nichts vergessen. Anyway!
Weiters bin ich, als überdurchschnittlich intelligente Person, am besten eingesetzt, wenn man mich mit der Lösung komplexer aufgaben beauftragt. Eine monotone Tätigkeit würde mich an meiner persönliche Entwicklung hindern. Es wäre also für den Erfolg des Teams förderlich, wenn man davon Abstand nimmt.
Wenn ich Projekte Abgeschlossen habe, bin ich sicher, dass Sie und die Kunden mit dem Endprodukt äußerst zufrieden sein werden, da ich immer ein sehr kreativer und ästhetische anspruchsvollen Lösungsweg bevorzuge. Dass ich das Projekt tatsächlich abschließe ist immer ein wenig von der allgemeinen Wetterlage und meinem Gemüt abhängig. Hab ich schon erwähnt, dass ich Konzentrationsschwierigkeiten habe? I'm just sayin'.
Außerdem ist es in beidseitigem Interesse, dass die Arbeitszeiten flexibel gestaltet werden, da ich oft schlecht einschlafen kann und mindestens 8 Stunden Schlaf notwendig sind um das Risiko eines Herzinfarkt am Arbeitsplatz zu senken. Dadurch ersparen sie sich die nötige psychologische Betreuung meiner (dann ehemaligen) Arbeitskollegen, die einen bleibenden Schaden davon tragen könnten. Einen toten Körper zu sehen kann mit Leichtigkeit ein Trauma auslösen (speziell in einer Warm-Duscher-Gesellschaft wie der unseren.) und das sollte doch verhindert werden!
Ich bin auch zuversichtlich, dass wir ein Einvernehmen über meine Bezahlung finden werden. Meine Gehalt muss auch nur in etwa €200-300 (nach Steuern!) über jenem meiner Kollegen liegen um dadurch die Mehrkosten meiner Krankheit abzudecken, für die ich nun wirklich nichts kann! Alles andere wäre Diskriminierung!!!
Sollte die psychologische Betreuung nicht vom Arbeitgeber bereitgestellt werden, erhöht sich meine Gehaltsforderungen dementsprechend.
Da ich mich wahrscheinlich vor Angeboten kaum retten kann, sollten sie nicht zögern und gleich anrufen.
So einen Mitarbeiter wie mich haben sie mit Sicherheit noch nicht erlebt!
Mit freundlichsten Grüßen
Der Peterle “
Die fehlende Zwangsstörung
Peter hat natürlich schon bei manchen Stellen angefragt, ob er förderungswürdig ist. Da psychische Krankheiten in unserer Gesellschaft immer öfter auftreten, ist die Förderungsstruktur sehr auf dieses Krankheitsbild ausgelegt.
Überspitzt gesagt: Peter muss vorher auch noch verrückt werden um Hilfe zu bekommen.
Doch das Problem ist, dass Peters Krankheiten doch sein ganzes Leben vereinnahmt und das bereits ohne Zwangsstörung!
Peter ist geistig noch stabil. Zum einen weil er ein in einem sehr hohen Maße reflektiert mit seinem Leben umgeht. Der Weiterentwicklungsdrang ist auch sicher ein Grund dafür und es ist auch sehr entscheidend, dass er unkontrollierbares nicht unnötig zu kontrollieren versucht.
Gibt er das alles auf, so wird das mit dem Wahnsinn schon bald eine Realität und in den gepolsterten Räumen vollgepumpt mit Medikamenten lässt sich seine finanzielle Unsicherheit sicher schnell vergessen.
Faul
Wer denkt Peter ist faul und will nichts tun, der könnte falscher nicht liegen! Wie bereits beschrieben macht das durchaus den Anschein, welchen er auch zulässt und in seinem Freundeskreis bewusst nicht korrigiert, aber Peter hat im Moment nicht den Funken von Energie in sich. Er ist einfach Kraftlos!
Außerdem lässt 12 Jahre gegen eine Krankheit zu kämpfen keine Pläne zu und ein normaler Weg mit 'zusammenreißen', 'fleißig sein' und 'hart arbeiten' wird zur Unmöglichkeit. Wenn man zum x-ten mal versucht hat wieder in tritt zu kommen um nach kürzester Zeit jedes mal scheitert und wieder in die Krankheit zurück fällt, dann ist man hauptberuflich Krank!
Also muss man sich den Sinn des Lebens anders suchen und kein Computer- oder Berufsorientierungskurs kann einem da nur irgendwie weiterbringen.
Peter kann nicht sagen, wie sich sein Leben entwickeln wird. Eines kann er aber versprechen: Er wird nicht aufgeben! Er wird sich entwickeln!
Existenzverlust
Muss er in die Sozialhilfe, dann ist wegen der Krankheit unterfinanziert und auch folgendes wird passieren.
Erneuter Verlust des Weges
Da nach langem hin und her für die für das Stipendium zuständige Behörde eine durchgehende Krankheit von damals 6 Monaten nicht genug war um ihn seine Minderleistung zu entschuldigen, haben sie seinen Antrag auf Verlängerung, zwei Monate nach (!) Semesterbeginn, abgelehnt.
Ganz aus der Verantwortung nehmen, kann man Peter in dieser Angelegenheit aber nicht, da er noch eine Arbeit fertig machen wollte, aber von einer schlimmen Entzündung zur nächsten noch schlimmeren Entzündung verflogen die Wochen nur so, er brachte das nicht zusammen und gab den Antrag deshalb erst zu Semesterbeginn ab.
Peter würde nicht nur den Studienplatz verlieren. Wenn er nicht weiter studieren darf verliert er die letzte vage Struktur und Aufgabe im Leben.
Schuldenabbau
Peter muss ca. 3000 Euro aufbringen um die in den letzten Monaten bei Bank und Familie angesammelten Schulden zu begleichen!
Außerdem habe ich ja bereits erwähnt, dass er so vieles erneuern müsste, dass in den Pleitejahren einfach aufgeschoben wurde.
Bekommt er Sozialhilfe, dann hat er - wenn er nichts erneuert, seine Hautkrankheit vernachlässigt, nicht aus dem Haus geht und ohne sozialen Kontakt dahin vegetiert - sicher €50-100 im Monat um die Schulden abzubauen. Das würde ihn ca. 3 Jahre einsperren! Und das ohne verschlossener Tür oder vergitterten Fenstern! Das ist keine Perspektive!
Obdachlos
Das sich Peter mit ca €3000 Schulden keinen Umzug mehr leisten kann, sollte klar sein.
Wenn nun aber seine Mitbewohner darauf kommen, dass er plötzlich nicht mehr Student ist, werden sie ihn möglicherweise bitten, sein Zimmer für einen solchen zu räumen. Vielleicht auch nicht. Das ist noch sehr ungewiss!
Jedenfalls die Alternative im Elternhaus fällt weg, da er jedes Mal, wenn er dort die Nacht verbringt mit einem Asthma aufwacht und er braucht in seiner eigenen Wohnung ca. 2 Wochen um die bronchiale Entzündung wieder loszuwerden. Außerdem wäre er viel zu weit von seinem sozialen Umfeld entfernt.
Und Außerdem (!) ist das Elternhaus ein sehr destruktiver Haushalt. Peter kann dort echt nicht zurück! Wenn man das erklären will einschließlich der Psychodynamik und den verschiedenen Schädigungen, die sich die Menschen dort gegenseitig antaten und antun, dann müsste man mindestens einen ebenso langen Aufsatz schreiben. Mindestens!! Nein Peter hat auch in dieser Lotterie eine der schlimmeren Karten gezogen!
Auf der Straße zu schlafen wäre eine Alternative, für den Heilungsprozess aber kontraproduktiv. Sterben tut man dort aber sicher schneller.
Träume, Luxus, Ziele
Luxus ist nicht das Ziel!!!!
Sicherheit ist das Ziel.
Bewegung ist das Ziel.
Und ein Ziel ist das Ziel.
Im ersten Unterabschnitt dieses Kapitels hab ich ja bereits erklärt, was mit einem normalen Arbeitereinkommen alles möglich wäre und das ist alles was er sich wünscht.
Speziell wenn das Leben so schlimm ist wie das von Peter, muss man aber träumen! Deshalb erkläre ich in den folgenden Punkten, was er zusätzlich noch machen würde, bis er beginnt die spenden abzulehnen.
Sparen?
Peter wird weder in den Aktienmark investieren, noch wird er mit Rohstoffen oder Immobilien herumspielen. Er wird sich weder ein Auto kaufen noch einer exotischen Sammelleidenschaft verfallen.
Sollte es sich ergeben, dass er sich etwas erspart, dann passiert folgendes. Alles über €5000 ist zu viel an finanziellen Puffer und nicht zu rechtfertigen im Bezug auf das Sicherheitsbedürfnis, dass er ja gestillt wissen will.
Es wird dann wieder in Projekte investiert und versuchen Träume zu realisieren!
Projekt 'Schneelos'
Bis jetzt konnte er sich das nicht erlauben daran zu denken den Winter, in dem er eigentlich immer krank ist, zu einem Sommer zu verwandeln. Würde er reiche Eltern haben oder wäre er selbst mit einem unerwarteten Geldsegen beschenkt worden, dann würde er das wie selbstverständlich jedes Jahr tun. Peter hat keine Angst vor Fremden und hat noch überall ein paar Bindungen geschaffen, deshalb ist er auch genau der Typ, der so was machen kann.
Projekt: 'Drehendes Rad'
Und wenn er noch weiter bzw. anders träumen dürfte, dann wäre er zum einen wieder körperlich über zwei Jahre stabil und fit. Außerdem wäre er finanziell so beweglich, dass er sich ein solides Rad, einen Anhänger und eine kleine Gitarre kaufen kann, damit er wieder in die Pedale treten und die Freiheit fühlen kann, die er nur in wenigen Wochen seines Lebens genießen durfte. Ganz abseits jedes Zwanges und Druckes sich den Leben so hingeben und Menschen und Geschichten aus aller Welt hören aufsaugen und musikalisch und literarisch Verarbeiten.
Solange die Beine fähig sind ihn zu tragen. Solange es geht! Das wäre ein Traum! Das würde Leben wieder Lebenswert machen! Das wäre echt was worauf man sich freuen kann!
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Das Ende – Help a brother out!
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Mit viermal 'Ja!' ist man nun hier angekommen und meint, dass Peters Leben wirklich eine beträchtlich schlechtere Qualität hat als das eigene!
Für diejenigen die gegen ein Gesundsterben unserer Gesellschaft sind, frage ich weiter:
Was kann Peter dafür, dass er diese genetische Struktur erbte und die Krankheit überhaupt ausbrach?
Was kann er dafür, dass die Legasthenie nicht erkannt wurde und er, im Zuge seiner Pflichterfüllung, in diese Abwärtsspirale kam?
Was kann er dafür, dass er keine reiche Tante hat, der man das im Zweiaugengespräch kurz erklären könnte?
Hat Peter es verdient in Armut zu Leben?
LeidTeilen
Die Angst zu Verwahrlosen ist ebenso schlimm wie die Krankheit selbst! Peter wird immer diesen Schwankungen ausgesetzt sein und braucht genau deshalb eine stabile finanzielle Basis! Das würde sein Leid nicht nur halbieren, sondern die psychische und soziale Komponente mit stützen. Das Leid wird also geviertelt!
Eine Säule stützt man und zwei trägt man ohne zusätzlichen Aufwand gleich mit!
Das ist doch ein guter Deal? Oder?
(„Also schlagen sie jetzt zu!!!!“ Ich hätte echt ins Teleshoping-Geschäft einsteigen sollen :) )
Lastgrenze
Wir schätzen, dass wir ca. 500 Person finden müssen, die das verstehen und für diesen guten Zweck €1-5 im Monat entbehren können.
Peter will für keinen eine Last sein, der selbst mit Geldschwierigkeiten kämpft!!!
Aber für manche ist Geld kein Problem und ich hoffe diejenigen fühlen mit und können Peter helfen!
Sollte eine Einzelperson, eine Firma oder eine Institution einen signifikanten Teil übernehmen können und wollen, dann ist auch ein kennenlernen möglich. Peter ist durchaus ein umgänglicher Mensch!
MitTeilen
Man kann aber vor allem Helfen, wenn man die Geschichte selbst in seinen Kreisen verbreitet. Ob per Email, Social-Media oder Mundpropaganda ist eigentlich egal. Nur die Geschichte muss so viele Menschen wie möglich erreichen, um das Projekt zum Erfolg verhelfen.
Ich selbst werde die Geschichte in Blogs und Foren zu verbreiten versuchen. Aber ich nehme mir die Frech- und Freiheit und sende den Text an öffentliche Personen, weil diese meistens besser Vernetzt sind und mit Sicherheit die Eingangsfragen alle ausnahmslos bejahen konnten. Für die Invasion der Privatsphäre und dafür, dass ich versuche jemanden Mitleiden zu lassen, bitte ich vielmals um Entschuldigung!
Schlusspunkt
Aber im Moment nicht weiß ich echt nicht wohin ich mich wenden soll! Ich schaffe es ja nicht mal diese Geschichte in der Ersten-Person-Perspektive zu schreiben, weil es mich zu traurig macht! Ich leide mit mir selbst sozusagen! Paradox!
Aber ich habe keinen, der mir Hilft und meine unsichere Existenz stützt, mich Entwickeln lässt und mein LeidTeilt...
Ich bin natürlich Peter!
Wenn Sie einen Beitrag leisten können, um mich aus dieser Sackgasse zu führen, schreiben sie an peter.base@eclipso.at
und dann bekommen Sie auch meinen richtigen Namen.
Ich bitte um Hilfe!
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